Zum Erfolg von Karl Trost
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg liegt für mich in der Anerkennung für Geleistetes und in den positiven Rückmeldungen von Schülern und Eltern, die kleine, aber wichtige Impulse für mein Selbstbewußtsein darstellen. Wenn ich von ehemaligen Schülern auf der Straße freundlich gegrüßt werde, weiß ich, daß ich gute und menschlich richtige Arbeit verrichtete. Weiters sehe ich es als Erfolg für mein Ego, wenn wir in der Schülerliga ein Fußballmatch gewinnen; generell, wenn die Eltern ihre Kinder gerne in meine Schule schicken. Erfolg setzt sich aus vielen kleinen Mosaiksteinchen zusammen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich eigentlich nicht als erfolgreich. Mir ist es sehr wichtig, daß ich in einer halbwegs konfliktfreien Welt leben und agieren kann. Ich war jedoch auch nie ein Mensch, der sich erfolglos fühlte. Ich fühle mich in diesem Leben wohl und gebe mein Bestes. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich bin ein Mensch, der immer schon Angst vor Mißerfolg hatte. Nach gründlicher Selbstanalyse konzentrierte ich mich auf meine Stärken und agiere mit Menschlichkeit und Einsatzwillen. Ich strebte außerdem nie eine spezielle Position an, sondern wurde immer gefragt, ob ich eine Herausforderung annehmen will.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bin ein Mensch, der mit seinen Schülern immer als Freund umging und war in meiner Lehrerzeit mit ihnen sogar per Du, weil ich der Überzeugung war, daß ein fruchtendes Gespräch einen Schneeballeffekt erzeugt und eine positive Veränderung der Geisteshaltung sich auch auf andere Schüler auswirkt. Es hat sich jedoch herausgestellt, daß diese Art der Führung nur dann funktioniert, wenn man voll dahinter steht. Generell plane ich nicht langfristig, sondern setze im richtigen Moment die richtigen Aktionen. Diese Einstellung hat sich bis heute nicht geändert. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Das einzige, was mich wirklich stört, ist, daß die Errungenschaften der Bildungspolitik in Wien durch Maßnahmen des Bundes gebremst bzw. zerstört werden. Um als Mittelschule am Markt bestehen zu bleiben, waren wir aufgefordert, uns zu spezialisieren. Meine Lehrer arbeiteten ein Konzept für unsere heutige Schulform aus, wobei ich persönlich der Meinung bin, daß Kinder zwischen zehn und 14 Jahren nicht durch ganz Wien geschickt werden sollten, nur weil eine Schule in einem weit weg gelegenen Bezirk eine besondere Ausbildung anbieten kann. Durch die Zahl der Erstanmeldungen, die von 15 auf 60 stieg, konnte ich erkennen, daß die Eltern Schwerpunkte verlangen, aber ich propagiere trotz all dieser Erkenntnisse die Grätzl-Schule. Das Mittelstufenproblem ist noch immer nicht gelöst.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir sind alle gereifte LehrerInnen, die auf eine große Berufserfahrung zurückgreifen können. Wir arbeiten mittels der Methode der Schulstufenteams und besprechen bei den Sitzungen unsere Problemstellungen. Da wir Entscheidungen im Team treffen und ich, wie ich glaube, eine sehr menschliche Führungskraft bin, brauche ich meine Lehrer und Lehrerinnen nicht extra zu motivieren. Wenn ich unsere Krankenstände mit anderen Schulen vergleiche, sehe ich, daß alle sehr motiviert sind, und daß wir auf dem richtigen Weg sind.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel war es immer, einen menschlich geführten Schulbetrieb zu leiten.