Zum Erfolg von Barbara Köhler
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich ständige Arbeit jeglicher Art. Mein Erfolg liegt darin, daß ich mit meinen zwei Kindern - auch ohne Mann - gut leben kann.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend war, daß ich mich ein volles Jahr um die Übernahme des Lokals in der Simmeringer Hauptstraße erfolgreich bemüht habe. Es war nicht leicht für mich als alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Kindern, dieses Eigentumslokal zu erwerben, auch von finanzieller Seite her. Ein Jahr lang mußte ich mich bei Banken und Wirtschaftskammer bemühen, um Einkommen und Förderungen nachzuweisen, es waren viel Einsatz und die Überwindung bürokratischer Hürden nötig, aber ich habe nicht aufgegeben. Ich bin froh, daß ich schließlich erfolgreich war und die beschwerlichen Bittgänge nicht umsonst geleistet habe.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich begegne Herausforderungen jeglicher Art prinzipiell mit Interesse und kann alle Schwierigkeiten mit Charme und Tatkraft meistern. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich finde schon, daß es eine Frau in der Wirtschaft nicht leicht hat. Manchmal wird man als Frau nicht so richtig ernst genommen, eine Frau wird leicht als unwissend abgestempelt.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich empfand mich erfolgreich, nachdem ich alle Verträge, die für den Kauf des Lokals notwendig waren, unterschrieben habe. Nach der Übernahme war das Lokal nur eine Woche gesperrt, und danach haben sich meine Hoffnungen alle so erfüllt, wie ich mir das vorgestellt und erwünscht hatte. Ich konnte den Betrieb nahtlos weiterführen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich leite das Geschäft erst seit Juni 2003 und kann also noch nichts Endgültiges sagen, aber ich denke, es war eine sehr gute Entscheidung, mich selbständig zu machen. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Sehr dankbar bin ich meiner Großmutter für ihre finanzielle Unterstützung. Meine Vorgängerin als Besitzerin des Cafés, die das Geschäft vor 30 Jahren aufbaute, hat mir bei der Übernahme sehr geholfen und mich in die Branche eingeführt. Sie wohnt noch immer im gleichen Haus und freut sich nun, daß das Geschäft in ihrem Sinne weitergeführt wird. Bis auf einige Kleinigkeiten wurde von mir bisher nichts verändert.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich bin im gleichen Bezirk aufgewachsen und sehr bekannt und beliebt, leider gibt es auch Neider, was allerdings ein gutes Zeichen für meinen Erfolg ist. Meine Mitarbeiter sehen mich als tolerante Chefin, ich bin flexibel und hatte noch nie Schwierigkeiten mit ihnen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mitarbeiter spielen eine sehr große Rolle, sie haben mir sehr geholfen. Die beiden Mitarbeiterinnen, die ich mit dem Geschäft übernommen habe, sind schon mehrere Jahre im Betrieb tätig und sind für mich immer eine große Unterstützung gewesen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich habe zu meinen Mitarbeitern ein eher kollegiales Verhältnis und spiele mich nicht als Chef auf. Ich übertrage ihnen Verantwortung und stehe in freundschaftlicher Verbindung mit allen. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die Stärke liegt in der hohen Qualität meines Cafés, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Wir sind auf Pralinen aller Art spezialisiert, die wir meist offen verkaufen. Wir führen bis zu 40 verschiedene Sorten, darunter Pralinen, die anderswo sehr schwer zu bekommen sind. Wir bieten auch vorzügliche Konditoreiwaren und Sandwiches an. Unsere Mehlspeisen liefert die bekannte Firma Groisböck, es können bei mir alle Arten von Hochzeitstorten und Torten für jeden Anlaß zu den gleichen Preisen wie beim Erzeuger erstanden werden.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Kinder leiden natürlich schon darunter, daß ich beruflich so engagiert bin, aber letztendlich profitieren sie ja von meiner vielen Arbeit. Meine Kinder wissen immer, wo sie mich finden können. Im übrigen sind sie in Ganztagsschulen untergebracht, was mein berufliches Engagement erleichtert. Wir schließen das Café um 19 Uhr, dann beginnt das Familienleben. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich gebe allen jungen Berufsanfängern den Rat, sich auf niemanden zu verlassen außer auf sich selbst. Sie sollen sich etwas zutrauen und daran glauben, daß sie ein gestecktes Ziel erreichen können. Wenn junge Leute von den Eltern in einen Beruf gedrängt werden, den sie selbst nicht wünschen, kann das leicht schiefgehen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte dieses Geschäft recht lange so erfolgreich wie bisher weiterführen, am liebsten bis zu meiner Pensionierung. Ich strebe keine großen Veränderungen und Verbesserungen an, es sollte alles problemlos weitergehen.