Zum Erfolg von Martin Böhm
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben und gut davon leben zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich als sehr erfolgreich, weil ich nicht nur erreichte, was ich wollte, sondern mehr, als ich mir vorstellen konnte, als ich in Schweden als Musiker herumtingelte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend für meinen Erfolg war mein Fleiß. Ich begann mit meinem Partner vor mittlerweile 14 Jahren in kleinstem Rahmen und denke, daß unser Erfolg auch auf unserem unermüdlichen Willen basiert, an unserer Vision, ein internationales Tonstudio in Wien zu etablieren, zu arbeiten. Unsere Philosophie lautet, uns selbst höchste Vorgaben zu machen und alles zu tun, um sie zu erreichen - wobei wir hohe Investitionen und große Risiken in Kauf nahmen. Wir haben uns nie vor harter Arbeit gescheut und unseren Weg sehr konsequent verfolgt. Wesentlich für unseren Erfolg ist auch, daß wir nie unsere Anfänge vergessen haben und bis heute auch kleinste Aufträge annehmen, uns also nicht scheuen, weniger prestigeträchtige Arbeiten durchzuführen, dabei aber beste Dienstleistung und höchstes Niveau zu garantieren. Ich lebe meinen Beruf, weil ich ihn liebe. Idealismus war ebenfalls ein wesentlicher Erfolgsfaktor; vor allem zu Beginn, als wir ohne volle Auftragsbücher mit Banken verhandeln mußten, die angesichts zweier Musiker nicht gerade hocherfreut reagierten.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich löse Probleme einerseits analytisch und andererseits auf der Gefühlsebene - sozusagen als sachlicher Techniker und als gefühlsbetonter Musiker. Grundsätzlich habe ich vor Problemen keine Angst, weil meine Kontakte so zahlreich sind, daß ich immer einen Spezialisten anrufen und um Rat fragen kann, wenn ich selbst keine Lösung finde. Der Lösungsfindungsprozeß beruht meist auf einem Brainstorming, in dessen Rahmen sich das beste Argument durchsetzt; die Entscheidung selbst fälle ich im Team mit meinem Partner und meiner Frau.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich habe innerhalb der World Studio Group einen fachlich unglaublich versierten Mentor und väterlichen Freund, der mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite steht. Vorbilder sind für mich als Orientierungshilfe interessant, vor allem, weil mich ihr Werdegang interessiert.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Im Prinzip funktioniert unsere Firma als Familienbetrieb, meine Frau ist für Booking und Management zuständig, in dem sehr freundschaftliche Beziehungen untereinander herrschen. Bei Freelancern sind mir Begeisterung, Enthusiasmus und Kommunikationsfähigkeit bzw. guter Umgang mit den Kunden viel wichtiger als technische Perfektion. Im Vordergrund steht für mich definitiv Menschlichkeit, alles andere ist erlernbar. Flexibilität, Lust auf Arbeit und Identifikation mit der Philosophie des Unternehmens sind wesentliche Kriterien, die eine gute Form der Zusammenarbeit gewährleisten.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir bieten unseren Kunden exzellente Dienstleistung und verstehen unseren Betrieb wie ein First-Class-Hotel: unsere Kunden werden individuell betreut und selbst die Mitarbeiterinnen im Booking bzw. Management verfügen über eine rudimentäre Ausbildung in Tontechnik, um eine bestmögliche Kundenberatung am Telefon zu garantieren. Unsere technische Ausrüstung ist im deutschsprachigen Raum unangefochten und bürgt in Kombination mit Know-how für höchstmögliche Qualität und internationale Standards. Wichtig war für uns, uns nie an der deutschsprachigen Region, sondern am amerikanischen, englischen und französischen Vorbild zu orientieren.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Beruf und Privatleben verschmelzen für mich und meine Frau, eine Trennung ist für mich weder erstrebenswert noch wirklich vorstellbar. Wichtig ist für mich die Zusammenarbeit mit meiner Frau. Wir sind gemeinsam erfolgreich und haben Verständnis füreinander, was in anderen Beziehungen oft fehlt, weil jeder von uns weiß, warum der andere gerade gestreßt ist oder unter beruflichem Druck steht.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wer in dieser Branche arbeiten möchte, muß sich ernsthaft die Frage stellen, ob er das tatsächlich will. Wenn er sie bejahen kann, muß er für seine Tätigkeit leben, Visionen haben und idealistisch bleiben, denn wenn man etwas wirklich will, kann man es auch erreichen. Talent spielt in dieser Branche eine maßgebliche Rolle, aber es gibt in der Musik keine wirklichen Normen. Die Frustrationsschwelle muß durchaus hoch sein, weil großes Talent, harte Arbeit und Konsequenz noch lange keinen Erfolg oder Anerkennung garantieren. Wichtig ist meiner Meinung nach auch die Bereitschaft, ganz unten zu beginnen: Alan Parsons, der Popgeschichte geschrieben hat, erzählte mir im Rahmen unserer Zusammenarbeit, daß er zu Beginn seiner Karriere in den legendären Abbey Road Studios zwei Jahre lang die Aufgabe hatte, Tee zu servieren. Seine Diktion sagt für mich sehr viel aus: so sprach er davon, daß er eines Tages bei einer Session einspringen durfte, und ich möchte allen Absolventen von Colleges oder Studiengängen raten, sich nicht als jemand zu betrachten, der das Anrecht auf einen Einstieg auf hohem Level hat.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich betrachte mich auch heute noch als Musiker und Hobbyunternehmer, denn die Gründung des Unternehmens erfolgte eigentlich eher durch die Notwendigkeit, einen Rahmen für unsere Aktivitäten zu schaffen. Ich wünsche mir heute in allen Bereichen, daß alles so bleibt, wie es ist - erfolgreich zu werden ist nicht so schwierig wie an der Spitze zu bleiben. Wir möchten nicht expandieren, sondern das Studio in dieser Größe weiterführen und weiterhin Aufträge annehmen, die uns Spaß machen und uns erfüllen, weil wir bei unserer Arbeit interessante Menschen kennenlernen. Das einzige Ziel per definitionem ist der internationale Nummer-Eins-Hit, von dem jeder Produzent träumt.