Zum Erfolg von Gunther Gahleithner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich bin der Ansicht, daß man zwischen persönlichem und finanziellem Erfolg unterscheiden muß. Als Anwalt, der von seiner Tätigkeit begeistert ist, erfahre ich mit jedem beruflichen Erfolg Genugtuung, Freude und Glücksgefühl sowie die Tatsache, daß das Honorar letztlich egal ist. Natürlich erhofft man sich als Anwalt den Dank des Klienten nach einem gewonnenen Prozeß; man erfährt ihn aber in den wenigsten Fällen, und das ist das Enttäuschendste an unserem Beruf. Die zweite Seite des Erfolges ist die finanzielle. Wenn man viel arbeitet, sollte man sich auch all die Freuden leisten können, die man sich wünscht. Ich als Sammler freue mich über jedes antike Stück, das ich mir kaufen kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin erfolgreich, weil ich ein erfülltes Leben führe, mir meine Wünsche verwirklicht habe und noch viele Ziele vor mir sehe.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ein ausschlaggebender Erfolgsfaktor ist die Tatsache, daß ich als Kriegskind zur absoluten Sparsamkeit erzogen wurde und mich deshalb umso mehr über alles, was ich mir leisten kann, freue. Ich mußte mir meine Ausbildung selbst finanzieren und lernte Verzicht kennen, etwas, das die heutige junge Generation nicht internalisiert hat, weil sie im Überfluß lebt und sich auf die Eltern verlassen kann. Ein unumgänglicher Faktor ist mein Fleiß. Wäre ich nicht immer fleißiger als andere gewesen, hätte ich meinen Erfolg nicht erreichen können. Wesentlich war neben meinem Gespür auch mein Optimismus. Ich bin ein Mensch, der Herausforderungen annimmt und Dinge nicht von vornherein als unmöglich abtut. Stolz bin ich auf alle Konzipienten, die ich ausgebildet habe und die in der Zwischenzeit selbständig und sehr erfolgreich tätig sind.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bin alles andere als ein passiver Mensch und warte daher nie darauf, daß etwas geschieht, sondern versuche immer zu agieren statt zur reagieren. Ich möchte alles sofort und bestmöglich erledigen, daher nehme ich Herausforderungen sofort an und treffe überwiegend spontane Entscheidungen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Mutter war selbst als Anwältin tätig und eine unglaublich starke, disziplinierte Frau, die ich in allen Bereichen sehr bewunderte. Sie brachte mich zur Anwaltei und vermittelte mir Leidenschaft an diesem Beruf. Mitbeteiligt an meinem Erfolg war mit Sicherheit auch meine erste Frau, Dr. Senger, eine phantastische Journalistin mit viel Gespür, mit der ich meine Plädoyers besprach - ich war 25 Jahre mit ihr verheiratet.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich biete meinen Klienten, und dafür bin ich bekannt, das höchste Engagement, das ein Mensch einem anderen bieten kann. Ich bin Anwalt aus Leidenschaft, und das spüren meine Klienten. Meine Maxime lautet, mich für jede Causa gleich intensiv zu engagieren; ganz egal, um welchen Streitwert es geht. Eine weitere Philosophie, die ich mein Leben lang verfolgt habe, ist völlige Unabhängigkeit. Ich bin nichts und niemandem verantwortlich, außer mir selbst und meinen Klienten sowie dem Gesetz.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Im Gegensatz zu früher, als ich vieles von meinem Berufsleben in mein Privatleben integrierte, trenne ich die beiden Bereiche heute strikt.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Einem jungen Menschen würde ich raten, fleißiger und engagierter zu sein als die anderen und vor allem in einem Bereich tätig zu werden, an dem er Freude empfindet. Es wird einem nichts geschenkt, aber wenn man Spaß an seiner Tätigkeit hat, kreativ ist und viel arbeitet, wird der Erfolg nicht ausbleiben. Eine gute Ausbildung ist dabei heute die Basis des Erfolges, und wer seine Schulzeit nicht nutzt, muß das Versäumte später durch intensive Weiterbildung nachholen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine Ziele habe ich mit mittlerweile über 60 Jahren erreicht. Ich bin Vater eines dreijährigen Sohnes, der ein Wunschkind ist, und empfinde großes Glück darüber. Mein Ziel liegt vor allem darin, ihm mehr Zeit zu widmen und das Berufliche langsam ein wenig in den Hintergrund treten zu lassen, obwohl mir das schwerfallen wird. In drei bis fünf Jahren möchte ich daher die Kanzlei übergeben oder verkaufen, um mich um meine Familie zu kümmern.