Zum Erfolg von Tomasz Kolaczek
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn man die Ziele erreicht, die man sich gesteckt hat. Finanzieller Gewinn bedeutet für mich nicht Erfolg. Erfolg ist für mich, daß die Firma ihre Aufgaben gut lösen kann und die Tatsache, daß es mir gelingt, Polen, die in Deutschland leben, durch Zeitschriften mit ihrem Heimatland zu verbinden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Nein.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Daß wir zunächst mit deutschen Vertriebsfirmen zusammenarbeiteten und ein Netz polnischer Vertriebsstellen in Deutschland nutzen konnten, wie zum Beispiel Lebensmittelgeschäfte. Vor zehn bis zwölf Jahren gab es keine polnischen Zeitschriften in Deutschland. Wenn ich früher eine Zeitschrift von Bekannten bekam, war sie meist schon mehrere Monate alt. Solche Publikationen wanderten von Hand zu Hand, und ich bemerkte, daß hier ein Bedarf bestand. Ich orientierte mich an einem Studienfreund aus Krakau, der einen solchen Vertrieb in den USA aufgebaut hatte. Von ihm erhielt ich wertvolle Anregungen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Sicherlich war es eine erfolgreiche Entscheidung, diese Firma aufzubauen. Das hat mein Leben verändert. Allerdings zweifle ich manchmal daran, ob das wirklich eine Veränderung zum Positiven war, denn heute arbeite ich täglich 16 bis 17 Stunden in der Firma, und das geht auf Kosten des Familienlebens.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Originalität. Zwar muß man manchmal imitieren, so wie ich mich zu Beginn an der Firma meines Studienfreundes in den USA orientiert habe. Das ging aber nur für kurze Zeit, denn die Bedingungen waren in Deutschland völlig anders als in den USA und erforderten ein eigenständiges Konzept. So verlegten wir den Transportweg unserer Zeitschriften von der Luft auf die Straße. Der Lufttransport war für die USA der einzig mögliche Transportweg, für die Bedingungen in Europa aber zu teuer und auch nicht notwendig.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ja, ich hatte von Beginn an einen Geschäftspartner, Herrn Wojciech Smulczynski, der im Gegensatz zu mir sehr forsch und überhaupt nicht zurückhaltend ist. Mit diesen Charakterzügen brachte er das Geschäft vorwärts. Er befaßt sich jetzt allerdings ausschließlich mit einer anderen Sparte unseres Geschäfts, den Kurierfahrten.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Als erfolgreicher Mann. Ich selbst sehe das, wie gesagt, anders.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Sie sind wichtig. Ich versuche immer, ihnen gegenüber fair zu bleiben.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Auf jeden Fall müssen sie flexibel sein, denn in unserem Geschäft kann es notwendig sein, auch bis in die Nacht hinein zu arbeiten.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich denke, auch meine Mitarbeiter sehen mich als erfolgreichen Mann, aber auch sie sehen nicht, wieviel Zeit ich aufwende, um das Geschäft in Gang zu halten.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich hoffe, den Eintritt Polens in die Europäische Union und die damit verbundene Marktöffnung unbeschadet zu überstehen. Ich habe deshalb Mitte letzten Jahres begonnen, eine eigene polnische Wochenzeitung, Fakty, herauszugeben, die ich gern zum Erfolg führen würde. Die Zeitung wird in Gleiwitz von acht Mitarbeitern produziert. Wir greifen dort nicht ein, sondern dienen nur als Verlag.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Nur mit großen Schwierigkeiten. Neben meinen etwa 16 Arbeitsstunden täglich habe ich auch manchmal am Wochenende noch zu tun.