Zur Karriere von Bernd Wiedmann
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach meinem Schulabgang, der Lehre und einem zweijährigen Auslandsaufenthalt in Afrika habe ich mir nach meiner Rückkehr gesagt: Ich muß einfach Erfolg haben!, denn das liegt irgendwie bei uns in der Familie. Ich stamme aus dem Schwarzwald, und dort ist man gewohnt zu arbeiten. Wir waren zuhause drei Brüder, und unser Vater sagte immer: Ihr müßt mit den Händen arbeiten!. Für mich galt allerdings das Motto Lieber mit einem Finger gehandelt, als mit zehn Fingern gearbeitet! Ich verließ mein Elternhaus sehr früh, schon 1967 schlug ich mich mit 21 Jahren durch und arbeitete Tag und Nacht in verschiedenen Firmen. Welche Arbeit es war, war mir gleichgültig. Tagsüber arbeitete ich in einer Druckerei, abends in anderen Firmen und am Wochenende im Hafen, wo man sehr gutes Geld verdienen kann. Es ergab sich dann 1973 die Chance, daß ein Geschäftsführer für eine neue Druckerei gesucht wurde. Mit finanzieller Unterstützung einer Firma aus Stuttgart nahm ich die Chance wahr und fand sehr schnell einen kompetenten Partner, den heutigen Herausgeber der Anzeigenzeitung Sperrmüll, Bernd Kübler. Nachdem unser Geschäft lief, haben wir uns getrennt. Bernd Kübler begann dann mit der Herausgabe der Anzeigenzeitung, ich führte weiter die Druckerei. Stück für Stück arbeitete ich mich hoch. Ich besuchte Firmen und bemerkte sehr schnell, daß Äußerlichkeiten bei der Erlangung von Aufträgen eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Erst als ich bei einer Firma mit einem Auto der Luxusklasse vorfuhr, erhielt ich lukrative Aufträge. Wir kauften dann neue Maschinen, blieben aber immer ein Kleinbetrieb. Ich wollte die Firma auch nicht vergrößern. In nächster Zeit möchte ich den Firmenstandort verlegen, denn in Mannheim ist die Gewerbesteuer einfach zu hoch. Ludwigshafen bietet bessere Möglichkeiten. Dort werden wir einen guten Standort finden. Allerdings legen wir keinen großen Wert auf Laufkundschaft, wir haben unsere Stammkunden. Wir haben bis jetzt die wirtschaftliche Krise in Deutschland einigermaßen gut überstanden, während etliche andere Druckereien Konkurs anmelden mußten. 1991 kaufte ich die Alte Mannheimer Druckerei nicht ohne eine gewisse Genugtuung, denn der vormalige Besitzer hatte immer auf meine Firma hinuntergeschaut. Mir sind noch seine Worte in Erinnerung: Was willst du überhaupt mit Deiner kleinen Klitsche? Damals antwortete ich ihm: Paß auf, irgendwann kaufe ich Deinen Betrieb! So kam es dann schließlich auch. Ich übernahm auch das Personal. Nicht alle neuen Mitarbeiter entsprachen meinen Vorstellungen von Arbeitsethik, ich habe mich dann nicht gescheut, sie zu entlassen. Im Gegensatz zu ihrem vorherigen Chef konnten sie mich nicht täuschen, denn ich arbeite voll in der Produktion mit. So entgeht mir nichts, was im Betrieb vorgeht. Hätte ich nur am Schreibtisch gesessen, wäre ich ebenso getäuscht worden. Ich dulde es nicht, daß sich andere Leute auf meine Kosten bereichern. Wer in meiner Firma Geld verdient, sollte wissen, daß er nicht nebenbei noch schwarz arbeiten kann. In solchen Fällen bin ich hart. Mitte 2002 übergab ich 49 Prozent der Firmenanteile an meinen Sohn Andreas. Ich werde nicht an meinem Stuhl kleben, sondern rechtzeitig die Leitung der Firma in die Hände meines Sohnes legen. Viele Firmen scheitern, weil dieser Schritt nicht rechtzeitig getan wird.