Zum Erfolg von Robert Krasa
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Die Kausalität zu analysieren, warum der Erfolg eingetreten ist, ist ein weites Feld. Ich meine, daß nicht immer, wenn mein Klient und damit auch ich Erfolg haben, das auf mich zurückzuführen sein muß. Es gibt eine objektive und eine subjektive Ebene. Oft fühle ich mich in einer Causa erfolgreich, und der Klient schätzt das gar nicht und auch umgekehrt. Man kommt oft zu einem Erfolg wie die Jungfrau zum Kind. Ich glaube, daß es dem Großteil der Anwälte nicht sehr gut geht, ich habe bessere Voraussetzungen, weil ich mit einem sehr gut verdienenden Anwalt zusammengearbeitet habe und lange zugewartet habe, mich wirklich selbständig zu machen. Dr. Gaigg und ich sind sehr konträre Persönlichkeiten, ich bin aber grundsätzlich der Meinung, daß unterschiedliche Charaktere besser zusammenarbeiten als ähnliche.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Auf beruflicher Ebene fühle ich mich erfolgreich, wenn ich das Gefühl habe, mit dazu beigetragen zu haben, die Interessen meiner Mandanten durchgebracht zu haben. Ich hatte auch durch glückliche Fügungen Erfolg, den ich aber nicht allein herbeiführte. Natürlich fühlt man sich nach jedem erfolgreichen Abschnitt des Lebens wie Studium oder Rechtsanwaltsprüfung erfolgreich. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Wichtig sind Ausdauer, Zuverlässigkeit und persönlicher Einsatz sowie ein stimmiges Umfeld, das ich durch eine verständnisvolle Frau habe, die als Verwaltungsjuristin im Landwirtschaftsministerium arbeitet. Sehr wichtig war, daß ich auf Menschen zugehen und mit ihnen kommunizieren kann. Dabei hat mir meine Schilehrertätigkeit während meiner Studientätigkeit geholfen, weil man dabei kommunikativ viel lernt und die Scheu vor Auftritten verliert.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Herausforderungen begegne ich durch entsprechend gute Vorbereitung. Aktenkenntnis ist bei uns eine ganz entscheidende Sache, die man auch bei Gericht parat haben muß.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Einen Zeitpunkt des Zurücklehnens empfand ich nie, für mich ist das Leben eine abenteuerliche Reise ohne Rast.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die Entscheidung, in der Museumstrasse weiterzumachen oder woanders hinzugehen und neu anzufangen, haben wir uns nicht leicht gemacht. Wir haben lange verhandelt und entschieden uns schließlich zu bleiben. Wir hatten zwar durch die zentrale Lage die ideale Örtlichkeit, damit verbunden aber auch hohe Kosten. Die Entscheidung zu bleiben und zu renovieren erwies sich aber als absolut richtig.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Ich bin der Meinung, daß man eine Mischung von beidem, je nach Situation, benötigt. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Besonders geprägt hat mich Dr. Hermann Gaigg durch sein Eintreten für unsere Mandanten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erfahre ich ausschließlich durch unsere Klientel. Wenn ich nicht jede Menge Empfehlungen bekäme, hätte ich schon zugesperrt, weil wir keine Großkanzlei sind, die sich öffentliche Auftritte leisten kann. Eingeschränkte Werbung können wir zwar machen, dürfen unsere Person aber nicht in den Vordergrund stellen und schon gar keine vergleichende Werbung machen. Ich verstehe mich bis jetzt als Traditionalist, der durch die Qualität seiner Arbeit wirkt.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ein ungelöstes Problem sehe ich in unserer Branche nicht, wohl aber viele Probleme, an denen laufend gearbeitet wird. Die geringeren Verdienstmöglichkeiten aufgrund zuvieler Anwälte (ca. 4000 Rechtsanwälte in Österreich) werden ein großes Problem, es gab in letzter Zeit schon öfter Veruntreuungen, wodurch das Berufsbild des Anwaltes leidet, was das letzte ist, was wir brauchen können und was auch sehr ungerechtfertigt ist. Zuletzt arbeiteten auch die Behörden an einer Unterminierung des Anwaltstandes durch die voreilige und äußerst bedenkliche Verhängung von Untersuchungshaft, betreffend zwei Anwälte eines bekannten Konkursunternehmens. Ein nicht vorbestrafter Bürger könnte selbst bei einer möglichen Beteiligung mit bedingter Strafe rechnen, und daher steht eine Untersuchungshaft nicht im Verhältnis zu einer allfälligen Strafe. Das beobachte ich mit Sorge. Es gab schon einen Präzedenzfall, bei dem die Behörde völlig danebengegriffen hat und den Anwalt voll rehabilitieren mußte. Mir scheint dies in der derzeitigen Angelegenheit wieder so zu sein, zumindest bei einem der Kollegen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Mitarbeiter spielen eine sehr wichtige Rolle, ich achte sehr darauf, daß sie selbständig arbeiten. Andererseits funktioniert es nicht ohne Kontrolle.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich fordere schriftliche Unterlagen von einem Bewerber an, danach ist der persönliche Gesamteindruck entscheidend. Bei positiver Entscheidung wird ein Probemonat vereinbart.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Mitarbeitermotivation ergibt sich daraus, daß man offen miteinander umgeht. Es gibt weder Zuckerbrot noch Peitsche, sondern kooperative Teamfähigkeit und Fairness.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich glaube, ich werde als verläßlicher, seriöser und unterstützender Chef gesehen.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Es gibt sehr viele persönliche Beziehungen zu Gerichten und Behörden. Es geht bei uns sehr direkt und unbürokratisch zu. Wir arbeiten flott und schlagkräftig. Ich glaube, daß wir wendiger sind als andere Kanzleien, wir bemühen uns auch, den bürokratischen Aufwand so gering wie möglich zu halten, was für uns einfacher und für den Klienten billiger ist. Ich verstehe mich grundsätzlich als Streitanwalt, obwohl ich auf der anderen Seite Mediator bin, weil mich auch alternative Lösungsmöglichkeiten interessieren. Mein Schwerpunkt ist die Vertretung von Klienten vor Behörden, vornehmlich vor Gerichten. Die materiellen Rechtsgebiete, die ich bearbeite, sind universell.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich verhalte mich fair und kollegial.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Diese Vereinbarung hängt sehr von einem guten Zeitmanagement ab. Früher blieb ich oft das ganze Wochenende in der Kanzlei, das vermeide ich heute möglichst, weil ich zwei Kinder habe, die mich auch brauchen. Ich überlege mir oft, ob es sinnvoll ist, noch mehr Umsatz in der Kanzlei zu machen, oder ob es besser wäre, mehr Zeit der Familie zu widmen. Ich nehme dennoch hin und wieder Akten zur Bearbeitung mit nach Hause. Zum Glück hat meine Frau dafür durchaus Verständnis, da sie selbst zum Teil Arbeit mit nach Hause nimmt. Ich versuche aber, berufliche Gespräche zuhause zu vermeiden.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Weiterbildung ist ein ungelöstes Problem, weil zu viele Änderungen zu lernen sind, und zwar in Form von Literatur und Seminaren. Durch die Beschäftigung mit der juristischen Materie kommt es zusätzlich automatisch zur Weiterbildung. Insgesamt muß ich zwei bis drei Tage im Monat in Fortbildung investieren.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Die Situation hat sich seit meinem Studium sehr geändert. Ich weiß auch gar nicht, wie man heute sinnvoll in den Rechtsanwaltsberuf einsteigt. Es gibt die Möglichkeit, bereits während des Studiums den Kontakt zu einer Kanzlei zu suchen und dort hineinzuwachsen, Kontakte mit den Klienten zu bekommen und Erfahrung zu sammeln. Oder man versucht es als spezialisierter Quereinsteiger, wozu dann auch ein zweites Studium, vielleicht mit post graduate-Abschluß oder Auslandsaufenthalt dienlich wäre. Eine konservative Ausbildung, wie ich sie gemacht habe, genügt heute nicht mehr. Viele Konzipienten, die die Rechtsanwaltsprüfung und die Eintragung als Rechtsanwalt geschafft haben, scheitern danach an den nächsten Schritten, weil sie nicht wissen, was sie tun sollen. Sie scheitern an der finanziellen Hürde zur Selbständigkeit, an den Anforderungen wie Fachwissen, betriebswirtschaftlichen und kommunikativen Fähigkeiten, die man alle vereinigen sollte. Große Kanzleien können diese Aufgaben aufteilen. Wichtig ist eine optimistische Einstellung.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Das momentane Ziel ist die wirtschaftliche Prosperität der Kanzlei, da das letzte Jahr ein Umbruchjahr war, in dem wir sehr viel in die Renovierung investierten.
Ihr Lebensmotto?
Zuversicht und ein optimistischer Geist.