Zum Erfolg von Franz Floss
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn mir die Arbeit Spaß macht und ich die entsprechende Anerkennung dafür bekomme, sehe ich das als persönlichen Erfolg. Das Gesamtpaket muß für mich stimmen, ich muß auf meine Rechnung kommen, dann bin ich zufrieden und erfolgreich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, natürlich macht der Beruf nicht immer nur Spaß, aber im großen und ganzen stimmt die Rechnung. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich stamme aus einer großbürgerlichen Familie und habe von meinem Elternhaus mit auf den Weg bekommen, daß man alles erreichen kann - und daß es ein Zeichen von Intelligenz ist, seine Ziele mit geringstem Aufwand zu erreichen. Auch später in der Schule lernte ich, mit meiner Zeit hauszuhalten. Außerdem wurde ich in einer Zeit groß, wo es viel mehr Möglichkeiten gab. Mit meiner HTL-Ausbildung in Biochemie hatte ich Dutzende Angebote, und es stellte sich nie die Frage, ob ich einen Job bekomme, sondern wie ich es schaffe, einen möglichst abwechslungsreichen und interessanten Job zu bekommen. Ich besaß Freiräume und Entwicklungsmöglichkeiten, die für die heutige Jugend in einem wesentlich geringeren Ausmaß vorhanden sind. Einer der wichtigsten Punkte für beruflichen Erfolg ist der Aufbau und die Pflege von Netzwerken.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es gibt ein Sprichwort, das lautet: „Wenn du merkst, daß du ein totes Pferd reitest, dann steige ab!“ Das heißt, an gewissen Punkten im Leben muß man zu einem Neubeginn bereit sein, auch wenn man bereits viel Zeit und Energie investiert hat. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Nein, im praktischen Berufsleben wurde ich von keiner bestimmten Person geprägt. Als junger Student war ich zwar Trotzkist, da ich viele seiner Werke als gut erachtete, aber der Mensch Leo Trotzki war deswegen nicht prägend für mich. Viel mehr faszinieren mich meine Lieblingsautoren Kafka, Sartre und Camus, aber auch der Maler Egon Schiele. Das sind Persönlichkeiten, die ich in gewisser Weise bewundere.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
In meiner Position heißt Anerkennung auch, viele Feinde zu haben. Wenn ich gute Arbeit im Sinne der Konsumenten leiste, werden viele Leute damit nicht glücklich sein.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Um erfolgreich arbeiten zu können, brauche ich ein Team, dem ich vertrauen können muß. Umgekehrt müssen sich auch die Mitarbeiter auf mich verlassen können. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich erwarte von meinen Mitarbeitern ein Höchstmaß an Selbständigkeit. Sie bekommen einen Aufgabenbereich, den sie möglichst autonom verantworten müssen.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich halte wenig von Hierarchien, dafür viel von Autorität im positiven Sinn. Autorität muß man sich einerseits erarbeiten, auf der anderen Seite muß man sie einfach repräsentieren und ausstrahlen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich arbeite zwar durchschnittlich 60 Wochenstunden, nehme mir aber während des Tages immer wieder kleine Pausen zwischendurch. Die Wochenenden versuche ich mir freizuhalten, was mir auch - im Gegensatz zu meiner aktiven Zeit bei den Grünen - meist gelingt. Beruf und Privatleben lassen sich also recht gut vereinbaren, auch weil ich in einer langjährigen Lebensgemeinschaft ohne Kinder lebe, die von gegenseitigem Verständnis geprägt ist. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Junge Leute sollten zuerst schauen, wo ihre Stärken und Schwächen liegen und danach eine entsprechende berufliche Ausbildung absolvieren. Von einer starren Karriereplanung halte ich nichts, in der heutigen Zeit ist es viel wichtiger, offen und flexibel zu bleiben, um sich bietende Chancen zum richtigen Zeitpunkt zu nutzen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe nie Karriereplanung betrieben, aber trotzdem Karriere gemacht, indem ich Gelegenheiten nutzte. Daher stecke ich mir auch keine konkreten Berufsziele, bei denen ich eine bestimmte Position innerhalb eines Zeitraumes anpeile. Trotzdem kann ich mir eine berufliche Veränderung vorstellen, sofern die Aufgabe spannend ist und ich nicht an fixe Arbeitszeiten gebunden bin.
Ihr Lebensmotto?
Versagen ist erlaubt - nicht versuchen ist nicht erlaubt.