Zum Erfolg von Joachim Knapp
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich gute Umsätze, zufriedenes Personal und Anerkennung.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich empfinde mich als erfolgreich, wenn ich sehe, was ich mit meiner Station erreicht habe. Neun Monate nach meinem Start in der Innenstadt wollten die Direktoren von Shell, OMV, Esso und BP wissen, was hier vorginge, weil ich den Ölabsatz so gesteigert hatte. Während der ersten neun Monate am Morzinplatz steigerten wir den Sektorenverkauf pro Monat zwischen 60 und 180 Prozent gegenüber meinem Vorgänger.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend waren meine Ehrlichkeit, Korrektheit und Gepflegtheit sowie die Sauberkeit der Station.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Es gibt kein Problem, das man nicht lösen kann. Ohne Herausforderungen wäre es langweilig.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Mit dem Start meiner ersten Station empfand ich mich als erfolgreich.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Besser wäre Originalität, aber um eigene Kreativität einzubringen, muß ich den Konzern um Erlaubnis bitten, das Verhältnis stimmt nicht mehr. In dieser Branche läßt sich sehr viel verdienen, es wird aber viel zuviel aus Österreich abgezogen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung wurde nie vom Konzern ausgesprochen, sondern von unseren Kunden oder durch Angebote, die ich von der Kronenzeitung und von der Tankstelle Löffler bekam.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Wenn der Konzern von Partnerschaft redet, versteht er darunter etwas anderes als ich. Es gab kein Jahr, in dem ich nicht um mindestens zehn Prozent den Umsatz gesteigert hätte, aber ich habe nicht ein Lob vom Konzern erhalten. Die Demotivation überwiegt, für mich wird das Aufstehen immer schwerer. Früher gab es vom Konzern Jahreszusatzprämien in der Höhe von 200.000 ATS, heute gibt es keinen Anreiz mehr für gute Leistungen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Mein Umfeld sieht mich teilweise mit Achtung, teilweise werde ich aber wegen meiner Arbeitszeit ausgelacht.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter sind unser Aushängeschild und spielen daher eine wesentliche Rolle bei meinem Erfolg.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich wähle Mitarbeiter nach dem persönlichen Eindruck aus. Ich zeichne den Beruf so negativ wie möglich und wähle jenen Mitarbeiter aus, der den Job noch immer möchte, die nötige Begeisterung und die richtige Voraussetzung für den Beruf mitbringt.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere meine Mitarbeiter auf freundschaftlicher Basis, das hat sich bewährt. Jeder bekommt eine Leistungsvorgabe, dafür bezahle ich auch deutlich über dem Kollektivvertrag.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Sie sehen mich als sehr aufgeschlossen, aber doch auch als autoritär.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Stärke meiner Station liegt im Gesamtkonzept, vom Chef bis zu den Mitarbeitern.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Theoretisch hätte ich gar kein Haus gebraucht, da ich fast nur auf der Station lebe. Auch meine Frau arbeitet im Betrieb. Dadurch vermengen sich Beruf und Privatleben, was ein Grundfehler ist. Ich bewundere Kollegen, die ihre fixe Freizeit durchziehen. Ich hatte sogar bei meiner Hochzeitsreise das Handy griffbereit.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich besuche laufend Meetings des Konzerns und lese Fachzeitschriften.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Einem angehenden Tankstellenbetreiber würde ich raten, Verträge vor dem Abschluß genau durchzulesen und sich nicht kasteien zu lassen. Am besten wird man in Form eines Filialleiters tätig oder geht eine Franchisepartnerschaft ein. Man sollte vom Konzern eine fünfwöchige Urlaubsvertretung verlangen, was in der Praxis aber kaum durchsetzbar ist. Bei allfälliger Erkrankung sollte nicht der Pächter, sondern der Konzern für Ersatz sorgen. Der Job wird zur Versklavung, da Zusperren der Station nicht erlaubt wird. Sie muß täglich rund um die Uhr offenhalten. In dieser Branche wird die Freiheit der Selbständigkeit stark begrenzt. Ich war mit Ausnahme meiner Hochzeitsreise 20 Jahre lang nicht auf Urlaub und arbeite 16 bis 18 Stunden am Tag.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ziel wäre eine Vertretung, ich habe aber Angst vor der Verwirklichung. Ich habe es zweimal versucht, aber es ging beide Male vollkommen daneben. Ich kann sehr schlecht delegieren, hätte gerne acht Mitarbeiter wie mich.