Zum Erfolg von Renate Lüderitz
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich ist Erfolg dann gegeben, wenn alles unter Dach und Fach ist. Das bedeutet für mich, daß ich allen Verpflichtungen nachkommen kann, daß meine Mitarbeiter gerne arbeiten, meine Kunden zufrieden sind und mich weiterempfehlen. Wir sind bekannt für unsere gute Qualität, daher ist die daraus resultierende Mundpropaganda der Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Manchmal fühle ich mich sehr erfolgreich, manchmal weniger. Prinzipiell, sehe ich mich jedoch als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Für den Beruf war es wichtig, mich für alle seine Fachbereiche zu interessieren. Ich mußte alles über Textilien, Chemie und die Gesetze der Umweltauflagen erlernen. Außerdem machte ich eine einjährige kaufmännische Zusatzausbildung an der Handelsakademie, um als Unternehmerin auch kaufmännisch bestens ausgebildet zu sein. Ich mußte in meiner Lehrzeit sehr viel lernen, und dieses Fachwissen muß ich heute in verschiedenen Seminaren immer weiter ausbauen. Ich war immer ein sehr konsequenter Mensch, der auch über großes Durchhaltevermögen verfügt. Mir machte mein Beruf auch stets Spaß. Natürlich wußte ich immer schon, daß man nur erfolgreich sein kann, wenn man sehr viel arbeitet und sich ständig weiterbildet, Messen und Kurse besucht, Fachzeitschriften liest und sich auch mit Kollegen austauscht. Jeder in meiner Branche hat seine eigenen Probleme, daher ist es äußerst wichtig, mit seinen Konkurrenten alle Probleme zu besprechen, da erweitertes Wissen einfachere Lösungen ermöglicht.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
In manchen Dingen ist es schwierig für eine Frau. Im Großen und Ganzen jedoch nahm ich in meinem Beruf das Leben als Frau nicht als schwieriger wahr. Ich glaube sogar, daß Frauen im Bereich der Wäschereinigung mehr zugetraut wird.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich war in meinem Leben schon ganz unten und ganz oben. Dieses Wellental beginnt, glaube ich, schon in der Pubertät, daher kann ich nicht genau sagen, seit wann ich mich als erfolgreich betrachte.
Gibt es jemanden der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Meine Eltern prägten mich sicher in sehr intensiver Form. Von klein auf wurde mir eingeimpft, daß ich das, was ich mache, mit größter Konsequenz durchzuführen sollte. Da ich ein braves Kind war, führte ich dies auch in späterer Folge immer aus.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche ungelöst? Ein großes Problem in unserer Branche ist unser Ruf. Es stimmt natürlich, daß der Großteil unserer Tätigkeit, als Hilfstätigkeit eingestuft werden kann. Nur wenige Menschen wissen jedoch, welches Fachwissen wir haben müssen, um Textilreinigung für unsere Kunden ordnungsgemäß durchführen zu können. Da fast jeder Mensch glaubt, das wir ohnehin nur Hilfsleistungen durchführen, stellen sich oft Bewerber vor, die keine Ahnung vom Beruf haben. Manche meiner Kunden waren sogar erstaunt, daß ich Österreicher beschäftige, da man diesen Beruf zwar als notwendig, aber als unwichtig ansieht. Unter dem Motto Eine Hose kann jeder putzen gleicht der Ruf von Textilreinigern dem unausgebildeter Hausfrauen. Sehr schwierig waren auch die Umweltauflagen für uns Unternehmer, die große Anschaffungen verlangten, die sich natürlich sehr kostenintensiv darstellten. Selbstverständlich können wir diese Kosten nicht an unsere Kunden weiterverrechnen. Ich führe ein kleines Unternehmen und biete zusätzlich noch spezielle Dienstleistungen, so kann ich viele Tätigkeiten nicht mittels Maschinen durchführen. Das bedeutet, das ich Mitarbeiter benötige, um spezielle Arbeiten erledigen zu können.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wenn Bewerber sich vorstellen und sofort klarstellen, daß sie alles können, werde ich sehr skeptisch. Aus diesem Grund führte ich einen Schnuppertag ein, an dem ich erkenne, ob die Zusammenarbeit funktionieren könnte. Am liebsten sind mir die Menschen, die Mut zur Ehrlichkeit haben. Daher haben diejenigen, die es eingestehen können, daß sie keine Ahnung von meinem Beruf haben die besten Chancen. Ich bin nämlich gerne bereit, lernwilligen Menschen eine Chance zu geben. Menschen die gerne arbeiten, bevorzuge ich.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Mir ist es wichtig, daß das Arbeitsklima wie das Lebensklima ist: Es muß ein Spaß gemacht werden können, es muß die Möglichkeit gegeben sein, daß man über Probleme reden kann, und es muß gearbeitet werden. Alles zu seiner Zeit!
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir bieten Lösungen, bei denen der Mitbewerber schon aufgegeben hat. Es heißt nicht umsonst: Wenn die Lüderitz den Fleck nicht rausbringt, dann schafft's keiner! Wir spezialisierten uns auf das Gastgewerbe und holen und liefern die Wäsche aus. Dieses Geschäft macht etwa 60 Prozent meines Umsatzes aus.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich finde es äußerst positiv, daß sich wieder mehr junge Menschen für unseren Beruf interessieren. Außerdem sollte man sich entscheiden, wie man sich in diesem Beruf entwickeln möchte. Möchte man in einem Großbetrieb Karriere machen, zählen andere Grundsätze als in einem kleinen Betrieb. Die meisten Unternehmen meiner Branche führen drei bis vier Mitarbeiter. Man benötigt vielschichtiges Wissen und Interesse, muß die Textilien kennen und braucht technisches Verständnis für die Maschinen, um zu wissen, welche Maschinen man benötige und wie diese zu warten sind. Weiters muß man auch mit der Gesetzeslage vertraut sein, um alle Auflagen zu kennen. Denn Unwissenheit schützt vor Strafe nicht!