Zum Erfolg von Pierantonio Rismondo
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, jene Ziele zu realisieren, die ich mir vorgenommen habe.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Teilweise. Es gibt Höhen und Tiefen und es ist daher wichtig, die Tiefen gut zu verkraften. Meiner Meinung nach ist ein Kriterium, hart im Nehmen zu sein. Ich fühle mich persönlich noch nicht erfolgreich, weil ich meine drei Assets noch nicht in einer Position vereinen konnte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend für meinen Erfolg war meine Ausbildungskombination von Mathematik und Jus, die in der Architektenkammer gebraucht wurde.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Meine Stärke ist analytisches Denken, worin ich durch die Mathematik geprägt wurde. Ich gehe emotionslos an Aufgaben heran, kann Situationen analysieren, Sachverhalte rasch auffassen, in Strukturen denken und kühlen Kopf bewahren.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich empfand mich ab dem Jahr 1991, in dem ich als Leiter des Pensionsfonds in der Architektenkammer tätig war, als erfolgreich, weil ich meine gewählten Ziele hinsichtlich Ausbildung und Berufserfahrung erreicht hatte.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Als Jurist sehe ich das Auseinanderklaffen zwischen Gesetz und dem, was in der Bevölkerung wahrgenommen wird, als Problem, und zwar sowohl im Familien- als auch im Wirtschaftsrecht, da die Gesetzestexte immer schwieriger werden. Der Unternehmer möchte etwas verkaufen, läßt sich oft durch den Verkaufserlös blenden und ist übermütig, was die juristische Absicherung betrifft. Dabei denke ich an Jungunternehmer in der EDV-Branche, die sich vertraglich verpflichten, einen Arbeitsaufwand von sechs Millionen zu erfüllen, obwohl das Honorar nur eine Million beträgt und dann mit fünf Millionen Pleite machen. In solchen Fällen könnte ich durch mein Verständnis als Mathematiker herauslesen, wie das Geschäft am besten juristisch abzusichern ist. Wer klug ist, wendet sich an Juristen und Steuerberater.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich werde als ruhender Pol bezeichnet, der nicht die Nerven verliert, Kompromisse sucht, solange es möglich ist, aber durchaus seinen Willen durchsetzen kann, wenn nötig.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Da ich aus der Wirtschaft komme, kann ich für meine Klienten den wirtschaftlichen Aspekt genau berechnen. Durch meine Erfahrung im öffentlichen Dienst weiß ich, wie Beamte denken und wie man gewisse Verfahren abwickeln muß.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich lerne ständig, lese Fachzeitschriften und informiere mich über das Internet. Meine Fortbildung beginnt am Sonntag mit der ORF-Sendung Hohes Haus, bei der ich erfahre, welche neuen Gesetze beschlossen werden und welchen politischen Hintergrund sie haben.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich würde abraten, Jus zu studieren, weil der Markt gesättigt ist. Heute bauen der Staat, die Banken und die Versicherungen Posten ab. Zumindest sollte man noch ein zweites Standbein, zum Beispiel ein Wirtschaftsstudium wählen, womit eine Spitzenposition in einer Rechtsanwaltskanzlei möglich wird, weil man auch die Struktur einer Großkanzlei zu durchschauen lernt. Rückblickend überlege ich, ob es für mich nicht besser gewesen wäre, an der WU zu studieren. Als ich zu studieren begann, war Jus die beste Voraussetzung für eine Führungsposition, aber der Markt hat sich in den letzten zehn Jahren gedreht. Heute wird eine Ausbildung an der Wirtschaftsuniversität verlangt. Außerdem bin ich der Ansicht, daß das Fachwissen, das die Fachhochschulen vermitteln können, nach fünf Jahren überholt ist und an diesen nicht zu lernen gelehrt wird, was an der Universität hingegen schon erfüllt wird. Das gewählte Studium muß jedenfalls unbedingt Spaß machen, die Marktgegebenheiten kann man sowieso nicht fünf Jahre vorausplanen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, alle meine drei Stärken zu kombinieren. Durch Mathematik besitze ich Wirtschaftskompetenz, kann budgetieren, bilanzieren und wirtschaftlich denken. Ich möchte entweder eine Spitzenposition in der Wirtschaft oder auf einem juristischem bzw. sprachlichem Fachgebiet tätig sein. In der Zukunft werden sich rund fünf Kanzleien mit insgesamt 200 Juristen zusammenschließen, der Rest wird Mittelstand oder Einzelkämpfer bleiben. Meine strategische Überlegung ist, ob ich als Einzelkämpfer weitermachen oder in einen großen Konzern gehen möchte, wo ich mich auf ein Gebiet spezialisieren kann. Kurzfristig könnte sein, daß ich die Kanzlei meiner Mutter übernehme, langfristig sehe ich als Einzelkämpfer keine Chance.