Zum Erfolg von Herta Frühbauer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Der Erfolg setzt sich einerseits aus der Selbstverwirklichung, die man dadurch erfährt, daß man eine Tätigkeit ausübt, die man gerne macht, und andererseits aus dem wirtschaftlichen Erfolg zusammen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Nach 30-jähriger Tätigkeit in dieser Branche ist Erfolg für mich nicht das Wichtigste in meinem Leben. Seinerzeit war mir Erfolg sehr wichtig und hat auch mein Leben bestimmt, es gab für mich nichts anderes als die Arbeit. Dies hat sich durch private Umstände sehr geändert, sicherlich war auch ein Reifeprozeß dafür ausschlaggebend, der den Erfolg im Beruf für mich nicht mehr zur „heiligen Kuh“ macht.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Der persönliche Wille, Herausforderungen positiv zu meistern. Ausschlaggebend für meinen Erfolg waren außerdem Zähigkeit und Stärke, die man aber nicht mit Härte verwechseln darf. Trotz der täglichen Herausforderung halte ich mir immer vor Augen, daß ich ein Mensch bin - und Menschen machen auch Fehler. Um diesen Job erfolgreich auszuüben, bedarf es neben dem Fachwissen eines hohen Maßes an Kommunikationsfähigkeit und Offenheit. Ebenso zählen aktives Zuhören und Einfühlungsvermögen zu den wesentlichsten Erfolgsfaktoren. Selbstverständlich darf in diesem Beruf ständiger und heftiger Medienkonsum niemals aufhören, sonst könnte man keine professionellen Gespräche mit Kunden, seien es Politiker oder Wirtschaftsbosse, führen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Aufgrund meiner Erfahrung kann ich behaupten, daß das Geschlecht vollkommen egal ist, um in diesem Metier zum Erfolg zu kommen. Es gibt zwar einige Stimmen, die behaupten, daß Frauen einfühlsamer wären als die Männer - und es gibt auch mehr Frauen in diesem Metier - dennoch herrscht meiner Meinung nach absolute Chancengleichheit in der PR-Branche.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich empfand mich schon als junge Frau, noch vor dem Studium, als erfolgreich. Ich arbeitete damals als Chefsekretärin in einem Hotel in Salzburg und bewältigte diese große Herausforderung sehr gut.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Während meiner Tätigkeit als Pressereferentin bei der Erste Bank AG landeten wir überraschend in der damals sehr populären ORF-Sendung „Argumente“. Im Zuge der Vorbereitung zu dieser Sendung agierte ich innerbetrieblich sehr stark, setzte mich über herrschende Bestimmungen hinweg, und wir spielten auf mein Betreiben alle möglichen Situationen und Fragen im voraus durch. Immerhin ging es dabei um 100 Sendeminuten und damit um sehr viel Geld. So gelang es uns, diese TV-Diskussion quasi zu einer Werbesendung für die Erste Bank umzufunktionieren. Damals merkte ich, daß es nicht auf Hierarchien und Ja-Sagen ankommt, sondern darauf, das zu tun, was man fachlich für richtig hält.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich hatte nur einen Mentor, und das war mein Mann. Er ist Wirtschaftsjournalist und verfügt über ein wahnsinnig umfangreiches Wirtschaftswissen - in all diesen Fragen war und ist er mir eine wertvolle Hilfe.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich bin wie bereits erwähnt derzeit nicht mehr ganz so stark im Beruf verankert, werde aber trotzdem weiterhin nachgefragt. Man hat mich nicht vergessen - und das empfinde ich als schöne Anerkennung.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich konnte diese beiden Bereiche in meinem Leben immer sehr schwer vereinbaren. Ein Beispiel: Meine Tochter kam an einem Freitag zur Welt, und ich war am darauf folgenden Montag bereits wieder im Büro. Das würde ich heute keiner anderen Frau empfehlen. Ich konnte das Privatleben mit Kind nur mit Hilfe einer Kinderfrau bewältigen - zwar verbrachte ich jede freie Sekunde mit meiner Tochter, trotzdem war es möglicherweise zu wenig.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich sehe unsere Tätigkeit als Handwerk, denn wir verfassen Texte, benötigen ein sehr feines Sprachgefühl, und trotzdem gilt es nicht überheblich zu werden. Man muß immer am Boden der Realität bleiben, und der ist hart. Um erfolgreich tätig sein zu können, bedarf es eines sehr großen Allgemeinwissens, und auch die sogenannten Tagesereignisse müssen berücksichtigt werden. Das Publizistikstudium alleine macht noch keinen wirklichen Erfolg aus. Was zählt, ist die berufliche Praxis. Wichtig ist, daß man ein hohes Maß an Verantwortungsbewußtsein besitzt. Zukünftig wird es in dieser Branche zu einer Bereinigung aus wirtschaftlichen Gründen kommen. Einen Wachstumsmarkt sehe ich jetzt vermehrt in den zentral- und osteuropäischen Ländern, denen man sich mit Ernsthaftigkeit zuwenden sollte - auch in der Hilfestellung der Ausbildung.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich werde zwar in absehbarer Zeit in Pension gehen, aber sicher nicht aufhören zu arbeiten. So möchte ich gern ein Volkshochschulprojekt verwirklichen, bei dem wir Erkenntnisse aus jahrzehntelanger Lebens- und Berufserfahrung weitergeben, um anderen Menschen zu ersparen, einen so langen Weg gehen zu müssen. Man darf nie aufhören sich zu fordern; andererseits merkt man bei einem persönlichen oder gesundheitlichen Schicksalsschlag, wie lächerlich manches wird, was wir sonst so ernst genommen haben.
Ihr Lebensmotto?
Nicht wir können vom Leben fordern, sondern das Leben fordert von uns.