Zum Erfolg von Alfred Worm
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich schlicht und einfach, Arbeit zu haben, die mir Spaß macht und dafür auch anständig bezahlt zu werden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Mit Einschränkungen. In Wirklichkeit würde ich gern wissenschaftlich arbeiten, aber es hätte schlimmer kommen können.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine Zivilcourage. Ich habe Dinge getan, die lebensgefährlich waren und existenzvernichtende Folgen gehabt hätten, wenn etwas schiefgegangen wäre. Daß man viel weiß und viel arbeitet, ist eine Grundvoraussetzung, die Zivilcourage ist jedoch das unentbehrlichste Kriterium meines Erfolges, wie sie überhaupt die wichtigste Eigenschaft eines Journalisten ist. Meine Kraft schöpfe ich aus dem Sport. Ich glaube nicht an Coaching oder an Spiritualität. Esoterik hat im Leben eines Journalisten nichts verloren, er muß tough sein und sich auf die harten Fakten konzentrieren.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich empfand mich durchaus als erfolgreich, als ich mit Auszeichnung maturierte. Die folgenden Jahre meines Berufslebens in der Privatwirtschaft waren von Routine geprägt. Im Grunde bin ich erfolgreich, seit ich in den Journalismus gewechselt bin.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es war Dr. Helmut Zilk, der mir geraten hat, in den Journalismus zu gehen. In meinem Beruf selbst wurde ich von Peter Michael Lingens gefördert.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Qualität des Journalismus ist eines der schwierigsten Felder unserer Branche.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Das Thema Mitarbeiter ist eine Herausforderung. In unserem Job muß man nehmen, was man an guten Leuten kriegt, und das ist so schwierig, daß man heilfroh sein muß, wenn man dann und wann eine Sternstunde erlebt, wobei es gerade die unbekannten Bewerber sind, aus denen etwas wird. Ein guter Journalist muß sich etwas trauen und etwas können, um in diesem beinharten Job zu bestehen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Es gibt Mitarbeiter, die motiviert sind und solche, die motiviert werden müssen. Ich halte mit meinen Mitarbeitern täglich eine Besprechung ab, die mindestens drei Stunden dauert, Redaktionsschluß ist in der Nacht. Eine 40 Stunden-Woche gibt es für uns natürlich nicht, 60 bis 70, ja sogar 80 Stunden sind an der Tagesordnung. Auf der Ebene der Journalisten gibt es hausintern keine Hierarchien. Ich verhalte mich meinen Mitarbeitern gegenüber sehr kollegial und freundschaftlich.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Beruf und Privatleben zu vereinbaren ist in meinem Beruf ein Ding der Unmöglichkeit, aber meine Frau hat das immer akzeptiert. Sie ist übrigens - wie auch meine Tochter - in einem ganz anderen Bereich tätig.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ein junger Mensch, der Journalist werden möchte, braucht Fremdsprachenkenntnisse und muß sich darüber im klaren sein, daß dieser Beruf ein sehr labiler, gefährlicher und komplizierter ist. Jemandem, der nicht unbedingt das Bestreben hat, ein derart unsicheres und anstrengendes Leben zu führen, würde ich dringend vom Journalismus abraten. Journalismus ist kein Beruf, sondern Berufung.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Zu leben - und das ist mehr, als man erwarten darf.
Ihr Lebensmotto?
Quid quid agis, prudenter agas et respice finem - Was immer du tust, tue es gut und bedenke das Ende.