Zum Erfolg von Hubert Jachan
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Mein Erfolg beruht auf meiner Gesundheit und der Freude an meiner Arbeit. Ich habe keine Ambitionen, besonders reich zu werden, doch soll mich mein Beruf wie bisher ernähren und meine Kunden sollen wie bisher zufrieden sein.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin stolz darauf, daß ich als Linkshänder jetzt beidhändig frisieren kann, jetzt schon besser rechts als links. Ich erbringe Leistungen, zu denen wenige Berufskollegen fähig sind. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend war und ist wohl, daß die Kunden in meinem Geschäft sofort merken, daß ich meinen Beruf liebe und gern und exakt arbeite. Ich bediene meine Kunden mit Haarschnitten, die mir selbst gefallen müssen, wobei ich oft schwieriger zufriedenzustellen bin als die Kundschaft.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Erfolgreich fühlte ich mich erstmals, als ich meine Meisterprüfung geschafft hatte und endlich meinen eigenen Betrieb eröffnen konnte. Ich war damals schon 30 Jahre alt, aber mit meinem Friseurgeschäft ging es sehr rasch aufwärts. Damals waren in Berndorf allerdings nur fünf Friseure ansässig, jetzt gibt es zwölf Geschäfte. Die Konkurrenz wurde also härter, die Konsumenten geben nicht mehr soviel Geld für den Friseur aus. Das Geschäft heute wird hauptsächlich mit Schnitt und Farbe gemacht. Dauerwellen sind passé.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich habe mit meiner Berufswahl sehr gut und erfolgreich entschieden. Ich bin heute froh, daß ich Friseur wurde und nicht Zuckerbäcker, wie ich es vorerst wollte. Auch die Entscheidung zur Selbständigkeit war natürlich gut, denn als Angestellter hat man in dieser Branche wenig Chancen.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Meine Mutter war mein großes Vorbild, sie war auch als Friseurin in diesem Betrieb tätig. Sie unterstützte mich dabei, von Links- auf Rechtshändigkeit umzulernen. Es ist für einen Rechtshänder schwierig, einem Linkshänder das Haareschneiden beizubringen. Für mich macht das aufgrund meiner besonderen Fähigkeit heute allerdings keinen Unterschied mehr.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ein Problem sehe ich in der nachdrängenden Jugend, weil die Arbeitsmoral sehr zu wünschen übrig läßt. Wir sind ein Dienstleistungsbetrieb, wo man mit den Arbeitszeiten oft flexibel sein muß. Die jungen Mädchen und Burschen engagieren sich zu wenig, so sehe ich beim Preisfrisieren, wo zu meiner Zeit zwischen 100 und 140 Friseure auf dem Laufsteg standen, heute nur mehr zwischen drei und sieben Bewerber. Der Drang, etwas für seinen Beruf zu leisten, fehlt heute völlig.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Meine Kunden schätzen mich und meine Arbeit, besonders meinen Haarschnitt. Zu meinen Mitarbeitern habe ich ein eher freundschaftliches Verhältnis und kehre nicht den Chef heraus. Jeder meiner Mitarbeiter findet bei mir ein offenes Ohr für alle Anliegen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Meine Mitarbeiter müssen Leistungen erbringen, eine Friseurin sollte natürlich auch selbst gut frisiert sein. Zeugnisse interessieren mich weniger, es zählt vor allem der Arbeitseinsatz. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? In meinem Unternehmen stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis besser als in anderen Salons. Ich biete eine angenehme Atmosphäre, mit den meisten meiner Kunden bin ich befreundet, die alten Damen kennen mich teilweise schon seit meinen Kindergartentagen, weil ich hier im Geschäft praktisch aufgewachsen bin. Meine Haarschnitte sind bekannt, die Kunden kommen immer wieder.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das Familienleben leidet, da meine Frau als Bankangestellte am Samstag frei hat und ich im Salon arbeite. Gemeinsame Unternehmungen mit meiner Frau sind selten. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Kurse und Seminare sind für meine Weiterbildung sehr wichtig. Ich kann dafür pro Jahr drei bis vier Wochen veranschlagen. Ich besuche berufsspezifische Veranstaltungen und Lehrgänge zur Abnahme neuer Prüfungen, wofür ich auch Lernbedarf habe. Wir Friseure lernen natürlich auch im Rahmen des Preisfrisierens, dort beobachten wir Leute, die wirklich hundertprozentig arbeiten und außerordentliche Ergebnisse präsentieren. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich würde sagen, daß man im Betrieb selbst nicht wirklich das Haareschneiden erlernen kann. Übung ist äußerst wichtig, nur durch ständiges Üben kann das Ziel, ein guter Friseur zu werden, erreicht werden. Es ist für die angehenden Friseure absolut notwendig, an Familienmitgliedern oder Freunden zu üben. Natürlich muß für den Friseurberuf Talent vorhanden sein. Von manuelle Schwerarbeit in der Freizeit sollte Abstand genommen werden, weil dadurch die Hand schwer wird und kein exaktets Arbeiten mit Haaren möglich ist.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte erreichen, daß ich bis zu meiner Pensionierung von meinem Betrieb gut leben kann. Meine Tochter, die beim Friseur Manfred Fuchs in Wien, einem Friseurweltmeister, gelernt und die Meisterprüfung bereits abgelegt hat, kann sich noch etwas Zeit damit lassen, voll bei mir einzusteigen, da ich ja hoffentlich noch eine jahrelange Tätigkeit vor mir habe. Wenn meine Tochter den Salon übernommen haben wird, habe ich vor, die Wintermonate in Ägypten zu verbringen und im Sommer meiner Tochter im Geschäft zu helfen.