Zum Erfolg von Erna Scharnreitner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet Zufriedenheit. Wenn man von seiner Arbeit, in meinem Fall von meinem Gasthausbetrieb, gut leben kann und das finanzielle Auslangen findet, ist man erfolgreich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Der Betrieb hat lange Zeit sehr gut funktioniert, es ist gut gelaufen und drei Personen, mein Mann, meine Tochter und ich, waren im Gasthaus beschäftigt. Für diese Zeit sehe ich mich durchaus als erfolgreich. Heute beschäftigt der Betrieb nur mehr eine Person, die Infrastruktur und die wirtschaftliche Lage haben sich sehr verändert, damit auch der Erfolg.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Wir haben sehr viel in den Betrieb investiert und hatten mit der Jausenstation für Ausflugsgäste und Durchreisende eine Nische für einen Betrieb mit unserer Lage gefunden. Damit haben wir einen Großteil unserer Umsätze erzielt. Um Erfolg zu haben, muß man sich in meiner Branche sehr intensiv einbringen, und das habe ich gemacht. Dieses Engagement geht natürlich auf Kosten der Freizeit, die im Gastgewerbe sowieso rar ist.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bin eher ein ruhiger und sachlicher Typ, mich kann nicht leicht etwas erschüttern. Mit Streßsituationen kann ich gut umgehen, Streß bringt mich nicht aus der Ruhe. Wenn zu wenig Gäste ins Lokal kommen, macht mich das schon eher nervös.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Originalität ist in meiner Branche sicher zu bevorzugen, sowohl die eigene Persönlichkeit als auch das Angebot betreffend. Ich lasse mir oft originelle Speisen einfallen, die sich dann wenig später auch auf Speisekarten der Mitbewerber finden. Einerseits ist es ein Kompliment, es zeigt ja, daß man eine gute Idee hatte, andererseits freut man sich weniger, da man die gute Idee dann teilen muß.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Das waren in meinem Fall sicher meine Eltern, weil sie den Gastbetrieb bereits geführt haben und ich bei ihnen gelernt habe. Mein beruflicher Lebensweg war mir damit doch ziemlich vorgegeben.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Situation in der Branche und speziell auch in meinem Fall hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Wir haben früher den Großteil unseres Umsatzes durch den Jausenbetrieb gemacht. Heute gibt es Mitanbieter, die dieses Geschäft machen, und zwar genaugenommen nicht zu fairen Bedingungen. Die Mostheurigen treten als Billiganbieter auf und haben dabei ganz andere Möglichkeiten, da sie im Gegenteil zum Gastbetrieb nur wenig Steuer zahlen müssen. Es wäre leichter zu akzeptieren, wenn sie im gleichen Wettbewerb stünden. Ein großes Problem für die Branche sind auch die vielen Feste der Vereine: der Umsatz, der dort gemacht wird, fehlt den Gastbetrieben. Das Vereinsleben hat sich früher im Gasthaus zugetragen, inzwischen versorgen sich die Vereine selbst, jeder Verein bleibt für sich, die ganzen Stammtische zerfallen. Der Austausch zwischen den Vereinen ist dabei leider auch auf der Strecke geblieben.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere Stärke ist die regionale Küche. Es ist zwar Hausmannskost, ich versuche jedoch die Speisekarte so zu gestalten, daß es Speisen sind, die nicht oder nur selten am privaten häuslichen Speiseplan stehen. Außerdem biete Speisen an, die es nicht auch auf jeder Speisekarte der Mitbewerber gibt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Den Ruhetag, meinen freien Tag, versuche ich sehr konsequent einzuhalten und auch für mich zu verwenden, anstatt ihn mit Arbeit zu verbringen. Ein Tag in der Woche ist natürlich sehr wenig Freizeit, die beiden Bereiche lassen sich zur Zeit aber nicht anders vereinbaren.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Eine gute Ausbildung ist sicher eine gute Grundlage für das Berufsleben. Die nächste Generation wird sehr flexibel und vielseitig sein müssen. Ich rate der nächsten Generation, sich für vieles zu engagieren, viel auszuprobieren und sich erst dann festzulegen bzw. den Schritt in die Selbständigkeit zu vollziehen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, den Betrieb bis zu meiner Pensionierung in den nächsten Jahre so gut wie möglich weiterzuführen, wenn es meine Gesundheit erlaubt. Mein Tochter hat zwar das Gastgewerbe erlernt, zum jetzigen Zeitpunkt sieht es aber nicht danach aus, daß sie den Betrieb dann übernehmen wird. Mein Sohn ist in einem anderen Beruf tätig und hat auch kein Interesse an der Führung des Betriebes. Wenn die Zeit für meinen Ruhestand gekommen ist, werde ich also versuchen, den Gasthof, der ja in einem sehr guten Zustand ist, zu verpachten.
Ihr Lebensmotto?
Sei nicht der Sklave deines Berufes, für Lebensqualität muß Platz sein.