Zum Erfolg von Ulrike Neuböck
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich nicht Reichtum. Es geht mir darum, Ehrlichkeit zu vermitteln und zum Wohle der Tiere zu wirken. Ich habe eine klare Linie in meinem Beruf und nehme mir nie ein Blatt vor den Mund, wenn ich meine Einstellung verteidige. Meine Stammkunden schätzen das an mir, andere kommen vielleicht nie wieder.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich machte 14 Jahre lang keinen Urlaub, um meine Tiere nicht zu vernachlässigen. Obwohl ich Tierbesitzer durch meine Einstellung oft zu anderen Tierärzten treibe, die eine Einschläferung vornehmen, fühle ich mich erfolgreich, weil ich persönlich immer im Interesse der Tiere handle und mir diese Einstellung finanziell auch leisten kann.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? In meinem Beruf sehe ich keine Schwierigkeiten, als Frau anerkannt zu werden.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
In den letzten zwei Jahren meiner Tätigkeit in der Meidlinger Tierklinik konnte ich durch meine beruflich Sicherheit viele Erfolge verzeichnen. Mein Chef förderte meine selbständige Arbeit. In meiner eigenen Ordination dauerte es ungefähr drei Jahre, bis sich ich merkte, daß es aufwärts ging. Nach weiteren fünf Jahren war ich überzeugt, daß die Ordination gut laufen würde.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Als ich mich gegen eine zweite Tierärztin in meiner Praxis entschied, tat ich gut daran. Nach vier Jahren Selbständigkeit und völliger Überlastung überlegte ich, eine weitere Tierärztin aufzunehmen. Da dies aber meine finanziellen Mittel überschritten hätte, entschied ich mich zur Reduzierung meiner beruflichen Tätigkeit und Einschränkung der Ordinationszeiten. Das war meine beste Entscheidung.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mag. Mathias Hatvan, mein Vorgesetzter in der Meidlinger Tierklinik, gab mir die Möglichkeit, selbständig zu arbeiten. Ich konnte sehr viel von ihm profitieren und er war in fachlicher Hinsicht mein absolutes Vorbild.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ein Problem ist, daß wir im Studium keinerlei humanpsychologische Ausbildung bekommen, was ein ganz wichtiger Punkt für jeden Tierarzt wäre. Den richtigen Umgang mit den Tierbesitzern lernt man erst nach ungefähr zehn Praxisjahren.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wenn Kinder und Familie vorhanden sind, kommt das Privatleben sicher eindeutig zu kurz in meinem Beruf. Ich bin alleinstehend und kann mich daher nach den vielen täglichen beruflichen Aufgaben völlig entspannen.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ungefähr zehn Tage jährlich berechne ich für Fortbildung. Ich besuche fachspezifische Wochenendseminare, die ich für meine Praxis benötige. Tägliches Lesen von Fachlektüre ist selbstverständlich.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Klein anfangen, sich langsam emporarbeiten, alle Arbeiten durchführen, nicht gleich Chef spielen wollen, ist wichtig. Ein Handwerker wird sich gegenüber unserer Sparte leichter tun, da der Tierarztberuf überlaufen ist. Englischkenntnisse sind immer von Vorteil.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine Ordination scheint mir groß genug, ich möchte auch in Zukunft jeden Tag das vermitteln, was mir am Herzen liegt. Auch nach der Pensionierung werde ich mich immer weiter für Tiere und Tierschutz engagieren.