Zum Erfolg von Karl Scheibmaier
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist Balsam für die Seele. Ich bin ein unruhiger Mensch, Streß bedeutet für mich keine Belastung. Im Urlaub organisiere ich zum Beispiel nur zum Spaß Wettkämpfe oder kleine künstlerische Auftritte. Erfolg erhöht den Lebensstandard, aber meine Ansprüche sind gleich geblieben. Der Inbegriff meines Lebens sind Menschen, Freunde und Kultur, nicht unbedingt Geld. Ich arbeite gerne und viel und verdiene damit ausreichend Geld. Mein Beruf wurde zur Berufung. Der Erfolg meiner Künstler ist auch mein Erfolg. Ich erreiche jetzt ein Alter, wo ich dem Grau des Wiener Winters entweichen will. Da sich meine Sportarten eher im Wasser und in der Sonne als im Gebirge bewegen, habe ich mich auf Teneriffa niedergelassen. In unmittelbarer Nähe meines Wohnsitzes wurde ein aufsehenerregendes Kongreßgebäude errichtet, das mich veranlaßte, den Spaniern Kulturprogramme vorzuschlagen. Zwischenzeitlich habe ich einige klassische Konzerte im Süden der Insel veranstaltet. Klassik deshalb, um die Sprachbarrieren zu überwinden. Im Februar dieses Jahres hat man mich beauftragt, bei der Eröffnung dieses Gebäudes mitzuwirken und Programme zu erstellen. Bereits fixiert wurde die Salvador Dali Ausstellung.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich kann sicherlich Erfolge vorweisen, denn ich habe Künstler wie Ludwig Hirsch, Rainhard Fendrich und STS entdeckt und viele Persönlichkeiten auf ihrem Weg begleitet. Ich mußte meine Sängerkarriere als Heldenbariton aufgeben, weil ich an chronischer Seitenstrangangina litt, und damit war eine große Sängerkarriere in Frage gestellt. Mein Studium an der Hochschule für Musik finanzierte ich mit Jobs als Fremdenführer in Wien und als Reiseleiter für American Express. In dieser Zeit stellte ich fest, daß der Großteil der Touristen in Wien nicht die Oper sondern die Operette sucht, das war auch der Ausschlag für die Gründung des WIENER OPERETTEN SOMMERS, einer Revue, dargestellt von jungen SängerInnen, die mit großem Können, Charme und Pfiff im Sommer 2003 nicht nur die Touristen, sondern auch WienerInnen begeisterten. Auf Grund des enormen Erfolges hat die Vienna Sight Seeing Tours eine eigene Operettentour für 2004 angesetzt. Diese Produktion wird auch auf Tournee gehen, Anfragen aus Österreich, Deutschland , China und Teneriffa liegen bereits auf dem Tisch.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine umfassende Bildung, Kontakfreudigkeit und Verantwortungsbewußtsein.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich schöpfe Kraft aus dem Sport, der Sonne, dem Meer und aus dem Gespräch mit Freunden.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich war zehn Jahre in dieser Branche tätig, bevor ich meine eigene Agentur gründete. Etwa 1977 hatte ich durch einen gemeinsamen Auftritt mit Dolores Schmidinger Aufmerksamkeit erregt, weil ich selbst als Don Giovanni auftrat und damals in diversen Zeitungen wie dem Stern (der Manager, der mit seinen Künstlern auftritt) veröffentlicht wurde. Ab diesem Zeitpunkt ging es bergauf, vor allem mit der Entdeckung von Ludwig Hirsch, der als erster Wiener Liedermacher eine Goldene Schallplatte erhalten hat, obwohl Wolfgang Ambros und Georg Danzer damals schon den Markt beherrschten. Ludwig Hirsch lernte ich 1977 kennen, es dauerte drei Jahre bis ich die Plattenfirma von der Außergewöhnlichkeit dieses Künstlers überzeugen konnte. Rainhard Fendrich lernte ich 1980 kennen, zwölf Monate später kam sein erstes Erfolgsalbum mit dem Titel Strada del Sole heraus.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Der Umgang mit Künstlern, die eine gewisse Einzigartigkeit aufweisen und etwas mitzuteilen haben. Opernsänger, die mit uns bei den Sängerknaben aufgetreten sind, haben meine Liebe zur Oper entfacht. Ein Vorbild war auch mein Vater, der mir nicht nur die Musikalität, sondern auch die Anständigkeit mitgegeben hat. Er selbst war ein verehrenswerter, anständiger Träumer.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich bin als Sängerknabe mit Anerkennung aufgewachsen. Beruflich habe ich durch meine Arbeit mit äußerst prominenten Künstlern, Politikern und bedeutenden Geschäftsleuten stets besondere Aufmerksamkeit und Anerkennung erhalten. Welches Problem scheint Ihnen in der Branche als ungelöst? Das Problem scheint, daß viele junge Menschen sich als Eventmanager versuchen, ohne dafür ausgebildet zu sein. Ein weiteres Problem ist das Internet, das den Schutz der Autoren nicht mehr garantieren kann.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Meine Stärke ist mein Umgang mit Künstlern. Da ich selbst aus dieser Sparte komme, habe ich ein besonderes Vertrauensverhältnis zu Künstlern aufgebaut. Weitere Stärken sind meine Kontaktfähigkeit, und durch die Seriosität unseres Unternehmens sind wir eine von vielen Kunden sehr geschätzte Firma.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich kann und will den Beruf überhaupt nicht vom Privatleben trennen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wichtig ist eine gute Allgemeinbildung. Matura, ein Managementstudium, Theaterwissenschaft- oder Musikstudium wären eine gute Voraussetzung für diesen Beruf. Auch ein Jusstudium, verbunden mit einem musischen Zweig, sowie Kontaktfreudigkeit und Verantwortungsbewußtsein.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Der Kultur weiterhin zu dienen - nicht nur in Österreich sondern ab nun auch in Spanien.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich lerne im Moment meine fünfte Sprache - Spanisch.
Ihr Lebensmotto?
Leben und jedem gerade in die Augen schauen können.