Zum Erfolg von Reinhard Platzer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, gesteckte Ziele gegen Widerstände, gemeinsam mit anderen - wenigstens zum Teil - zu erreichen. Mit Widerständen meine ich nicht andere Personen, sondern die Situation am Markt. Erfolg ist für mich auch mit meiner persönlichen Zufriedenheit verbunden, wobei man aber bekanntlich nie ganz zufrieden ist. Jeder Erfolg muß sehr stark zukunftsorientiert sein, sonst kann er sich schnell zum Mißerfolg wandeln. Man muß sich immer nach vorwärts bewegen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich fühle mich erfolgreich, weil ich Gestaltungsmöglichkeiten vorfinde.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Menschenkenntnis und die Gabe, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Man muß Prioritäten setzen und sie auch gestalten können. Ich vermag Mitarbeiter zu motivieren und für Ziele zu begeistern. Für eine Führungskraft ist es entscheidend, ein Team aus motivierten Mitarbeitern mit höchster Fachqualität aufzubauen. Entscheidungsfreudigkeit ist ebenfalls sehr wichtig, da es für ein Unternehmen schädlich sein kann, keine Entscheidungen zu treffen. Als ich zur Kommunalkredit kam, war die Bank nicht sehr erfolgreich. Die Palette von Dienstleistungen umfaßte viele Bereiche, jedoch ohne positive Ergebnisse zu erreichen. Das neue Konzept lautete, eine Spezialbank aufzubauen, die sich mit der öffentlichen Infrastruktur in den Bereichen Projektierung und Finanzierung beschäftigt, und in diesem einen Bereich besser zu sein als andere Universalbanken. Mit Standfestigkeit und Verläßlichkeit konnten wir dieses Konzept erfolgreich umsetzen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Großmutter war eine einfache Frau und hat unter schwierigen Verhältnissen alleine meine Mutter großgezogen. Sie gab mir viele Lebensweisheiten und eine positive Denkweise mit auf den Weg. Beruflich war Dipl.-Kfm. Alfred Reiter, Generaldirektor der Investkredit, eine prägende Persönlichkeit. Er bot mir zum Beispiel die Position im Vorstand der Kommunalkredit an.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die größte Anerkennung sind hohe Dividenden, über welche sich sowohl die Eigentümer als auch die Mitarbeiter freuen. Ich erfahre Anerkennung durch die Tatsache, daß die Bank in wichtige internationale Projekte miteinbezogen ist.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Jene Mitarbeiter, die eine Schlüsselposition ausüben, wähle ich selbst aus. Dabei zählt für mich die Persönlichkeit ebenso wie fachliche Komponenten.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Motivation muß man ständig neu geben, aber auch von einer Führungskraft kann man eine Frustrationstoleranz verlangen, denn im beruflichen Alltag ist man mit vielen Problemen konfrontiert. Unser Führungsteam kommt regelmäßig zusammen, um die Themen inhaltlich zu besprechen, und einmal im Monat werden grundsätzliche Dinge besprochen. Weiters gibt es noch eine Reihe von Meetings, wo es um ähnliche Fälle geht. Wir haben auch eine Art von „Briefkasten“ für unsere Mitarbeiter über Intranet eingerichtet, wo sie ihre Kritik und Vorschläge anbringen können. Wichtig ist, ein positives Umfeld zu schaffen und dem Mitarbeiter ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln. Uns ist es wichtig, das Know-how unserer Mitarbeiter im Unternehmen zu behalten. Die Fortbildung der Mitarbeiter ist ein wesentliches Thema. Wir halten zweimal pro Jahr für neue Mitarbeiter eine eintägige Einführung ab, wo sich jede Abteilung präsentiert und ihre Tätigkeiten darstellt. Auch der Vorstand stellt sich vor und zeigt dabei die Grundausrichtung des Unternehmens auf. Der Vorstand ermuntert die Mitarbeiter, von den angebotenen Seminaren - fachlich und persönlichkeitsbildend - Gebrauch zu machen. Dies wird in einer eigenen Abteilung koordiniert, und die Mitarbeiter nützen diese Möglichkeiten sehr intensiv.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Als Mensch, der seine Führungsverantwortung wahrnimmt, und als jemand, der zu dem steht, was er sagt. Vielleicht als ein bißchen stur, aber auch als dialogfähig.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir konzentrieren uns immer mehr auf komplexe Top-Projekte in den jeweiligen Ländern und sind in der Lage, erstklassiges Know-how anzubieten - die Praxis zeigt, daß dies auch angenommen wird. In Österreich sind wir die finanzstärkste Bank, unter anderem auch, weil wir in puncto Bonität die besten Kunden haben. Wir sind alleine in den letzten sieben Jahren um 700 Prozent gewachsen. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? In Österreich kommen die Mitbewerber aus dem Raiffeisen- und Sparkassensektor, wo eine regionale Gebundenheit vorliegt. Mit dem Wettbewerb haben wir im Laufe der Zeit zu leben gelernt. Beim Know-how der Beratung sind wir unserer Ansicht nach Marktführer - wir verkaufen nicht über den Preis, sondern über zusätzliche Beratungsqualität. Im Ausland, wo wir auf Expansionskurs sind, haben wir es zum Teil mit Spezialbanken zu tun, das heißt, man muß sich den jeweiligen Gegebenheiten anpassen. In Osteuropa sind wir gemeinsam mit Dexia, der weltgrößten Infrastrukturfinanzierungsbank, in Polen, Tschechien, der Slowakei, Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Kroatien tätig.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Familie spielt die zentrale Rolle in meinem Leben. Ich verbringe alle Wochenenden mit der Familie und versuche mir auch einige Abende in der Woche freizuhalten. Meine Familie ist in meinen Erfolg einbezogen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Der positive Abschluß eines Studiums zeigt, daß logisches Denkvermögen vorhanden ist, mehr aber auch nicht. Was zählt, ist die Einstellung, die man mitbringt, und die ist gefragt. Dazu gehört Offenheit, die man leben muß. Internationale Erfahrungen und Sprachkenntnisse sollten vorhanden sein, um eine erfolgreiche Karriere zu starten. Mit der Praxis sollte man so früh wie möglich beginnen, z.B. mit Ferialjobs. Auch die Studiendauer ist ein wesentlicher Punkt bei den Bewerbungsgesprächen. Um in seinem Beruf erfolgreich zu werden, muß man aber vor allem Spaß und Interesse daran haben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte jene Projekte, die ich bisher gemeinsam mit den Mitarbeitern aufbaute, in ein höheres Entwicklungsstadium bringen.
Ihr Lebensmotto?
Der Not keinen Schwung lassen!