Zum Erfolg von Helmut Meyer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist dann für mich gegeben, wenn ich ein gutes Leben führen und mir die Lebensqualität finanzieren kann, die ich mir vorstelle. Erfolg liegt auch darin, jene Arbeit auszuüben, die mir Spaß macht.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin nunmehr 53 Jahre in meinem Beruf tätig und hatte im letzten Jahr das erfolgreichste Jahr meines Leben, daher sehe ich mich als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin der Überzeugung, daß es für mich sehr wichtig war, meinen Beruf nicht in einem Gewerbebetrieb, sondern in der industriellen Erzeugung zu erlernen. Dort konnte ich am handwerklichen Sektor viel mehr erlernen - wir industriellen Lehrlinge konnten auf weltweite Erfahrungen zurückgreifen, als Lehrling eines Gewerbetreibenden hätte ich nur das erlernen können, was mein Lehrherr selbst wußte. Außerdem wurden wir zur äußersten Disziplin erzogen. Großer Wert wurde darauf gelegt, wie wir mit dem Fleisch umgingen, von wesentlicher Bedeutung war, die Maschinen richtig zu warten, sparsam, aber effizient zu arbeiten. Wenn man schnell und gut arbeitet, hat man Erfolg.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Mit Einsatzwillen und innerer Freude. Sei es im Verkauf oder in der Produktion, wichtig sind immer nur das Qualitätsempfinden und die Freude am Beruf.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich fühlte mich erstmals erfolgreich, als ich nach meiner Gesellenzeit in den väterlichen Betrieb zurückkehrte und dem renommierten Unternehmen, das finanziell nicht sehr erfolgreich war, auch zu monetären Erfolgen verhalf.Gibt es jemanden der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ja, ich durfte in meinem Leben Menschen kennenlernen, die mich sehr positiv prägten. In meinem Lehrbetrieb schätzte ich unsere zwei Direktoren, die durch ihr immenses Fachwissen eine Vorreiterrolle in meinem Berufsbild darstellten.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ein Problem in Bezug auf die Berufsausbildung in der Industrie ist die einseitige Spezialisierung. Um Kosten zu sparen und Effizienz zu erreichen, werden industrielle Mitarbeiter heute in einem Fachgebiet ausgebildet, daher ist es für sie äußerst schwierig, nach einem eventuellen Arbeitsverlust eine neue Stelle zu erhalten. Unser Hauptproblem ist jedoch, daß unser Berufstand ausstirbt. Klein- und Mittelbetriebe bewegen sich in engen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Das Problem der Betriebe liegt darin, daß sie sich keine Leitstelle für die Überprüfungen leisten können und daher immer mit Problemen zu kämpfen haben, die ihre Bilanzen nachhaltig verschlechtern. Heutzutage muß man jeden Zusatz mit der Waage protokollieren und kann nicht, wie ich es noch lernte, nach Gefühl und Wissen gute Wurst- und Fleischwaren erzeugen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich wählte Mitarbeiter immer aufgrund ihres fachlichen Könnens auf. Mir war es wichtig, daß meine Mitarbeiter alle Bereiche der Fleischerkunst beherrschen, schnell und effizient tätig sind und mitdenken. Wir lebten vom Verkaufsbetrieb, daher waren meine Mitarbeiter immer aufgefordert, sauber, freundlich und höflich zu sein und sich zusätzlich über die Warenpräsentationen Gedanken zu machen. Gute Mitarbeiter sind rar gesät, aber man braucht sie, da man selbst nicht alles machen kann und daher Menschen benötigt, denen man vertrauen und denen man Verantwortungsgebiete übertragen kann.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Früher gab es die Prügelstrafe, nun wurde diese extreme Form der Mitarbeiterführung von einer anderen extremen Form der Mitarbeiterrechte abgelöst. Ich hatte zu damaligen Zeiten auch kein Verständnis für die Art, wie man mit Mitarbeitern umging. Rückblickend betrachtet erkenne ich jedoch auch die Vorteile. Wenn in meiner Lehrzeit ein Stück Fleisch zu Boden fiel, wurde es aufgehoben, gereinigt und verarbeitet. Heutzutage treten die Mitarbeiter drauf, als wäre es Müll. Diese geringe Wertschätzung der Nahrungsmittel kann ich nicht verstehen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich kann, falls mein Beruf in der nächsten Generation noch als Beruf erlernt werden kann, nur jedem empfehlen, die Lehre nicht im elterlichen Betrieb zu absolvieren. Fremde Menschen verfügen über fremdes Wissen, und dieses Wissen muß man sich aneignen, um in Kombination mit dem Wissen der Familie Erfolg zu ernten. Da man in meinem Beruf nie ausgelernt ist, erachte ich es auch als äußerst wichtig, sich ständig weiterzubilden.