Zum Erfolg von Ilse Senker
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet, ein großes Kundenpotential zu haben, gute Mitarbeiter und keine Schulden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe den Betrieb bereits an meinen Schwiegersohn übergeben, der ihn mit einer guten Ausgangslage erfolgreich weiterführen wird. Zu Beginn hatten wir 25 Mitarbeiter, heute sind es 260. Wir gehören zu den Top 1.000 Unternehmen Österreichs und sind der größte Privathändler unseres Importeurs Porsche. Wir sind die Nummer eins im Bezirk, was uns auch sehr wichtig ist.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Mein Prinzip war von Beginn an, daß der Kunde im Mittelpunkt steht, nicht das Geldverdienen, und danach haben wir gelebt. Ich hatte den Ehrgeiz, viele Kunden zu haben und diese auch zufriedenzustellen. Wir bieten mit VW und Audi ein sehr gutes Produkt, was zum Erfolg sicher wesentlich beigetragen hat.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Indem ich die Ärmel aufkremple, um sie zu bewältigen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Nein, absolut nicht, ganz im Gegenteil. Als Frau hat man es in einer männerdominierten Welt viel leichter, so empfinde ich es, und so habe ich es selbst erlebt.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich finde, eine gute Sache kann man durchaus imitieren. Wir wurden sehr oft imitiert, ich sagte dann immer, seien wir froh, dann muß es etwas Gutes sein. Zu Beginn haben wir z.B. Gebrauchtwagen zurückgenommen, diese wieder hergerichtet und verkauft. Man dachte damals, man macht sich den Neuwagenverkauf damit kaputt. Ich habe es als eigene Einnahmequelle gesehen, die man haben muß, und das Prinzip hat sich in der Folge bei allen Autohäusern durchgesetzt. Eine Autoschau gab es damals auch nicht, wir haben damit begonnen, und alle haben es dann nachgemacht. Auch bei den Firmenaufklebern auf den Autos waren wir Vorreiter, heute machen es alle. Gute Ideen sind immer gefragt, und wenn jemand in einer unserer Geschäftsstellen eine gute Idee hat, dann übernehmen wir sie auch in unseren Filialen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Eltern haben mich mit ihrer Arbeitseinstellung sicher sehr geprägt. Mein Vater hatte ein Sägewerk und war sehr fleißig.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die neuen Richtlinien und Auflagen der Hersteller sind erschwerend, aber kein unlösbares Problem. Speziell für kleinere Unternehmen sind die Auflagen schwer zu erfüllen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine ganz wesentlich Rolle. Unser Kunden und die Mitarbeiter sind das Wichtigste überhaupt: Ohne gute Mitarbeiter haben wir keine Kunden, ohne Kunden brauchen wir keine Mitarbeiter.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Zu Beginn mit unserer eigenen Begeisterung und durch Vorbildwirkung. Heute unternehmen wir gemeinsame Aktivitäten und Geselligkeiten. Die Marke VW Audi bietet außerdem Wettbewerbe für die Mitarbeiter an, die sie motivieren.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere Marken und die guten, qualifizierten Mitarbeiter. Die beste Werbung für ein Unternehmen sind zufriedene Kunden und deren Mundpropaganda. Unsere Kunden wissen, daß sie sich auf uns verlassen können.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Als ich meine Tochter zur Welt brachte, hatte ich zum Glück meine Mutter. Heute höre ich schon den Vorwurf, ich hätte mich zu wenig um sie gekümmert, und so versuche ich, dieses Versäumnis bei meinem Enkelsohn wieder gut zu machen. Ohne meine Mutter wäre der geschäftliche Erfolg für mich nicht möglich gewesen. An den Wochenenden und im Urlaub habe ich versucht, meiner Tochter eine gute Mutter zu sein und habe mir viel Zeit für sie genommen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Einem jungen Menschen rate ich, fleißig zu arbeiten, einfach zu bleiben und nicht größenwahnsinnig zu werden. Einem Unternehmer rate ich, sich gute Mitarbeiter zu suchen und zu versuchen, das Beste aus sich herauszuholen. Mit dem Geld sollte man haushalten und sparsam bleiben. Mit einem gesunden Hausverstand und Arbeitswillen kann man sehr viel erreichen. Man sollte seine Kinder nicht in eine bestimmte Richtung drängen, wenn die Arbeit Spaß macht, wird man auch Erfolg haben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel, mit VW und Audi die Nummer eins zu sein, ist erreicht. Den jetzigen Stand zu halten und wieder zu expandieren wäre ein weiteres Ziel, das ist jedoch inzwischen meinem Schwiegersohn überlassen. Stehenbleiben sollte man nicht, denn Stillstand ist Rückschritt. Die Weiterentwicklung eines Betriebes ist sehr wichtig.
Ihr Lebensmotto?
Leben und leben lassen.