Zum Erfolg von Clemens Waldherr
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich fühle mich immer erfolgreich, wenn ich die kleinen Probleme des Alltags zu meiner Zufriedenheit lösen kann und ich Kundenwünsche optimal erfüllen kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, denn ich habe es geschafft, mir in relativ kurzer Zeit einen sehr guten Ruf als „der Vollkornspezialist“ im Osten Österreichs aufzubauen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Es gibt zwei Eckpfeiler: zum einen muß man sein Handwerk beherrschen, zum anderen braucht man natürlich auch immer eine Portion Glück. Das sind die zwei wichtigsten Faktoren des Erfolges. In meinem konkreten Fall war es sicher gut, daß ich mich nach der Betriebsübernahme gleich auf Vollkorn spezialisiert habe und den Betrieb meiner Eltern, der ausschließlich als Dorfbäckerei geführt wurde, vollkommen umstellte. Ich produziere seither schwerpunktmäßig Vollkornprodukte, die aus biologischen Rohstoffen erzeugt werden. Das kommt sehr gut an, ich denke, daß Spezialisierung ganz entscheidend ist, um Erfolg zu haben.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es gab mehrere solche Situationen. Zum einen war es der Entschluß, den Betrieb meiner Eltern zu übernehmen. Aber auch die Spezialisierung auf Vollkornprodukte und die Entscheidung, keinen reinen Familienbetrieb mehr zu führen und Personal aufzunehmen, waren sehr wichtig. Anfänglich gab es einige Schwierigkeiten, da es gar nicht leicht ist, qualifiziertes Personal zu finden, daher bildete ich die Lehrlinge großteils selbst aus. Das dauerte natürlich auch ein paar Jahre, aber es hat sich gelohnt.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Da gibt es zum einen meine Eltern, die mich gelehrt haben, daß man viel und fleißig arbeiten muß und zum anderen mein erster Chef bei der Firma Eybl, er hat mir gezeigt, daß man an Zielen festhalten muß, um sie zu erreichen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die wichtigste, denn ohne meine Mitarbeiter geht gar nichts.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Zuverlässigkeit ist das Um und Auf in einer Bäckerei. Ich muß mich darauf verlassen können, daß meine Mitarbeiter da sind. Jede Hand, die fehlt, macht sich in einem Handwerksbetrieb sehr stark bemerkbar, denn wir stehen unter enormem Termin- und Zeitdruck. Aber auch der Wille, seinen Arbeitsbereich bestmöglich zu erfüllen, zählt.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Wir haben ein sehr gutes Betriebsklima, das liegt vor allem daran, daß wir ein sehr junges Team sind und ich zwei Drittel meiner Mitarbeiter selbst ausgebildet habe. Meine Mitarbeiter müssen mich verstehen und ich muß sie verstehen. Das ist ein ständiger Lernprozeß.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Unser Vorteil ist die Betriebsgröße, die uns sehr flexibel agieren läßt. Ich scheue keine Einzelanfertigungen und individuelle Kundenwünsche. Es kommen beispielsweise immer wieder Allergiker zu mir, die mir eine bestimmte Liste mit möglichen und verträglichen Zutaten für Teigwaren geben, und ich fertige individuell Teigwaren auf Basis dieser Zutaten an. Dabei versuche ich, trotz des hohen Aufwandes der Einzelproduktionen, preislich günstig zu bleiben. Das hat sich herumgesprochen und die Nachfrage ist sehr groß. Ich beliefere mittlerweile viele Bioläden und Drogerien, die Tendenz ist steigend. Wir sind ständig bemüht, die Wünsche unserer Kunden zu erfüllen.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Im Osten Österreichs gibt es nur drei bis vier Vollkornbäckereien, der Konkurrenzdruck ist also nicht allzu groß. Allerdings ist auch der Markt wesentlich kleiner. Ich habe ein großes Grundsortiment, das ich durch saisonale Angebote laufend erweitere. Im Preisgefüge bin ich sicher eher weiter oben angesiedelt, das dürfte meine Kunden aber nicht wirklich stören, da sie wissen, daß meine Produkte immer frisch sind und gute Qualität haben.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das ist sehr schwer, denn ich habe eine sieben Tage-Woche mit sehr unregelmäßigem Schlafrhythmus. Ohne die große Toleranz meiner Frau wäre das alles sicher nicht möglich.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Man darf den Arbeitseinsatz als selbständiger Unternehmer oder als Chef nicht unterschätzen.
Ihr Lebensmotto?
Nur keine Entscheidung ist eine schlechte Entscheidung.