Zum Erfolg von Herbert Brunner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich verstehe unter Erfolg, daß man kostendeckend wirtschaftet, dazu noch Mittel für die Anschaffung diverser Maschinen hat und entsprechende Gehälter auszahlen kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Es ist sehr schwierig, erfolgreich zu sein. Ich habe aus meinen Fehlern gelernt und kann somit seit 2001 erfolgreicher agieren als in den Jahren zuvor.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Geprägt hat mich das Verhalten des Juniorchefs der Firma Gabriel. Er war der Chef, und die anderen hatten sich zu fügen. Schon damals wurde mir bewußt, daß dies nicht der richtige Führungsstil ist. Den Seniorchef habe ich sehr geschätzt, da er meiner Meinung nach den Betrieb vorbildlich führte - so ist er mir noch heute ein Vorbild. Abgesehen von seinen Fachkenntnissen hat er immer sehr genau die Ein- und Ausnahmen überprüft. Mein Ex-Schwiegervater, der die Personalführung bei der Firma Gabriel inne hatte, hat mich eher negativ geprägt, da er ein Streßtyp und Besserwisser war und oftmals dementsprechend gescheitert ist.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Meine Kinder anerkennen, daß es ihnen trotz des Konkurses nie schlecht gegangen ist.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Als Mann in der Textilreinigung wurde ich anfangs nicht anerkannt. Die weibliche Kundschaft hatte kein Vertrauen in meine fachlichen Kenntnisse. Es hat sich in der Modebranche auch sehr viel geändert. Bekleidung wird verstärkt aus pflegeleichten und teilweise bügelfreien Materialien hergestellt, Anzüge werden oftmals von Jeans abgelöst. Zudem sind die Haushaltswaschmaschinen von derart guter Qualität, daß immer weniger Kleidungsstücke in die Putzerei gegeben werden. Geändert hat sich auch der Einsatz der Innung. Es werden kaum Aktivitäten gesetzt, was aber gerade in der heutigen wirtschaftlichen Lage wichtig wäre. Politisch bedingt sind die enormen Auflagen ein großes Problem. Jährlich müssen diverse kostenintensive Messungen des Erdreiches, der Elektrizität, der Luftgüte, des Abwassers, etc. durchgeführt werden. Neu überdenkt gehört auch die gesamte Lehrlingssituation. Es ist wichtig, daß Lehrlinge ausgebildet werden, aber dem Unternehmen sind zu großen Einschränkungen auferlegt.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Meine Freunde sehen mich als guten Kumpel, der sich mit ihnen bei einem Gläschen Bier amüsiert. Die Kunden kennen mich aus der Branche schon knapp 30 Jahre und haben großes Vertrauen zu mir.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Den Großteil der Mitarbeiter, die auch heute noch bei mir beschäftigt sind, habe ich von der Firma Gabriel übernommen. Weitere Einstellungen werden nicht von mir ausgewählt.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir arbeiten sehr leger und familiär. Diensteinteilungen werden vielfach vom Personal selbst durchgeführt und Freizeitwünsche dementsprechend berücksichtigt.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Meine Mitarbeiter haben, wie in so vielen anderen Firmen, den Eindruck, daß es dem Chef nur gut gehen kann, weil sie natürlich nicht den nötigen Einblick haben. Ich glaube aber auch, daß sie mich persönlich schätzen und meine Arbeit anerkennen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Spezialisiert sind wir auf Reinigung von Teppichen, Matratzen, Daunen und Polstermöbel sowie Bettwäsche für Großkunden und allgemeine Kleider- und Spezialreinigung für den Privatkunden. Wir bieten das Service der Wäscheabholung und -zustellung an. Polstermöbel und Spannteppiche reinigen wir mit unseren Spezialmaschinen direkt beim Kunden. Gerne kommen Kunden mit extravaganten, teilweise selbst erzeugten Textilien, die nur uns zur Reinigung anvertraut werden. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Es gibt in Kapfenberg eine Reinigung, zu der ich guten Kontakt habe. Einige Mitbewerber, mit denen ich früher sehr gut zusammenarbeitete, haben sich während meiner Konkurszeit derart unfair verhalten, daß ich heute keine Kontakte mehr pflege.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es ist sehr schwierig, Beruf und Privatleben zu vereinbaren. Ich bin auch noch Mitglied der Amateurband Hautnah. Wir spielen vor allem Tanzmusik auf Hochzeiten und diversen Festen, somit sind die Wochenenden oftmals verplant. Meine Lebensgefährtin ist ebenfalls im Betrieb tätig, und wir versuchen so viel wie möglich in der Firma zu erledigen. Was uns entgegenkommt, ist, daß wir zu Hause keine Wäsche zu reinigen haben.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Abgesehen von der Konsumation von Fachzeitschriften verwende ich derzeit keine Zeit für Weiterbildung.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Unternehmer zu sein ist heute sehr schwierig, da vor allem ein Einzelunternehmer mit seinem Privatvermögen haftet. Ich rate eher dazu, einen gut situierten Job im Angestelltenbereich anzustreben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mir ist es wichtig, die Firma so weit zu festigen, daß mein Bruder und ich samt unserer Familien gut leben können. Privat wünsche ich mir, daß unsere Kinder weiterhin in guten Verhältnissen aufwachsen können.