Zum Erfolg von Erhard Busek
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mit dem, was ich tue und erreicht habe, zufrieden zu sein. Das ist aber ein subjektiver Begriff.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Subjektiv ja, ich konnte mehrheitlich das tun, was ich wollte. Objektiv wird Erfolg an unterschiedlichen Parametern wie Geld, Ehrungen, Funktionen, Titel, Medienpräsenz, etc. abgelesen. Mir ist jedoch eher wichtig, interessante Aufgaben zu bekommen, wo ich mein Können einbringen und auch entsprechende Ergebnisse erzielen kann, die auch nach außen hin erkennbar sind. Erfolg muß auch nach außen wirken und darf nicht nur im stillen Kämmerlein erzielt werden. Wer mit Politik zu tun hat und sagt, die Öffentlichkeit sei nicht wichtig, lügt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Das ist sehr ambivalent. Ich verfüge über eine gedankliche Schnelligkeit, die manche erschreckt . Es bestreitet niemand, daß ich ein Schnelldenker bin, das wirkt aber nicht immer sympathisch. Zum Zweiten ist es meine Intellektualität, die mir einerseits Anerkennung bringt, aber auch Aussagen wie Er ist zu gescheit für die Politik (Landeshauptmann Pühringer) nach sich zieht. Ich habe rhetorisches Präsentationstalent, kann mit Mitarbeitern gut umgehen, und es gelingt mir immer zu motivieren. Umgekehrt bin ich ein schlechter Versteller, jeder bekommt mit, was ich von ihm halte. Letztlich habe ich eine gute Ausbildung und - das ist sehr wichtig - ein breites Feld an Weiterbildung vorzuweisen. Meine Laufbahn ergab sich eigentlich durch die Herausforderungen. Ich probiere gern aus, ob ich etwas kann. Eine geduldige Partnerin und gute Freunde, die einem helfen, indem sie die Wahrheit sagen, halte ich für wesentlich. Kollegen und Mitarbeiter spielen als Gesprächspartner eine anregende Rolle. Da ich neugierig bin, lerne ich von jedem. Auch Niederlagen sind Möglichkeiten, zu lernen, was man anders machen kann. Ich bin Niederlagen nicht gram, da sie dringend nötig sind, um auf Grenzen aufmerksam zu werden. Als ich die Wahl in Wien nicht gewann, empfand ich dies als Niederlage. Daß man mich auf Bundesebene nicht mehr haben wollte, obwohl für mich kein Nachfolger in Sicht war, sah ich damals nicht als Niederlage, sondern als Unehrlichkeit an. Als ich mich für den Stabilitätspakt am Balkan bewarb und ein anderer Kandidat aus rein politischen Gründen bevorzugt wurde, erkannte ich, daß Qualifikation allein nicht ausreicht. Kraft schöpfe ich aus meiner inneren Fähigkeit, Dinge in sich auszugleichen, aus Glaubensüberzeugung und der Tatsache, daß man sich selbst nicht zu wichtig nehmen darf.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Es war richtig, nach meinem Ausscheiden aus der Politik 1995 auch mein Nationalratsmandat zurückzulegen. Sonst würde ich heute noch sinnlos im Parlament herumsitzen. Diese Entscheidung für einen gänzlich neuen Lebensweg war eine enorm wichtiger Entschluß. Mehr als Bundesparteiobmann und Vizekanzler kann man kaum werden, also war es interessanter, neue Herausforderungen anzunehmen.
Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt?
Mein Interesse für eine europäische Perspektive und die Faszination an der schwierigen politischen Situation in den Nachbarländern war generell immer schon vorhanden, das brachte mir diese Funktionen ein. Ich bewarb mich nicht darum, sondern sie sind ein Ergebnis meines Engagements, da ich der Überzeugung bin, daß man den Reformstaaten bei der Demokratisierung helfen muß.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Nach meinem Geschmack erfahre ich schon fast zuviel Anerkennung. Von Orden und Ehrentitel halte ich nicht allzuviel, obwohl man manches nicht ablehnen kann, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen. Ich messe mich daran, was ich in dem mir vorgenommenen Sinn bewirken konnte.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Meiner Frau bin ich zu erfolgreich, mein Freundeskreis sieht mich naturgemäß auch als erfolgreich. Manche erachten mich für einen Politiker als zu intellektuell und denken, ich hätte erfolgreicher sein können, wenn ich mehr Kompromisse eingegangen wäre. Je älter ich werde, umso öfter treffe ich auf Bürger, die mir Respekt ausdrücken.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Fachliche Qualifikation vorausgesetzt, spielt der persönliche Eindruck eine Rolle, und ich erkundige mich bei früheren Arbeitsplätzen über den Bewerber. Ich habe aber durchaus Bereitschaft zum Risiko und gebe jemandem auch eine Chance.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Indem ich ihnen klar mache, daß unsere Aufgabe spannend ist. Manchmal muß man jemanden auch ins kalte Wasser stoßen, um ihn lernen zu lassen.Welchen Ratschlag möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Mangelnde eigene Voraussetzungen in Begabung, Kommunikation, Präsentation oder Lernfähigkeit und fehlende Bereitschaft zur Weiterbildung sind hinderlich für den Erfolg. Man braucht eine längerfristige Perspektive und darf sich nicht nur von kurzfristigen Erfolgen beeindrucken lassen. Weiters Hoffnung, Optimismus und eine glaubensmäßige Orientierung, nicht im religiösem Sinn, sondern als tragfähige Überzeugung. Nicht zuletzt gehört Arbeit dazu, worunter ich zielgerichtetes Arbeiten ohne Leerkilometer verstehe. Dann kann man in jedem Bereich Erfolg haben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Da ich alles, was ich wollte, erreicht habe, habe ich keine Ziele, außer daß mein Leben weiterhin herausfordernd sein soll. Es wäre schrecklich, wenn es fad würde.