Zum Erfolg von Hermann Lergetporer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Man muß zwischen Beruf und Privatleben unterscheiden. Erfolg bedeutet für mich, mit jedem Menschen reden und jedem Menschen zuhören zu können. Man sollte jeden so akzeptieren, wie er ist. Was die Schüler betrifft, ist es ein Erfolg für mich, wenn die Schüler das erreichen, was sie sich vorgenommen haben. Wenn sie gut mit Menschen umgehen können und ihre Freizeit sinnvoll gestalten, ist das ebenfalls ein Erfolg für mich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, wir verfügen hier an der Schule über eine phantastische Gesprächsbasis sowohl zwischen den Lehrerkollegen untereinander, als auch zwischen Lehrern und Schülern. Es gibt keine Streitereien, es herrscht Harmonie, und bin ständig bestrebt, diese in gemeinsamen Gesprächen aufrecht zu erhalten.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich verfüge über ein gewisses Feingefühl, mit den unterschiedlichsten Menschen zu kommunizieren. Ich kann mich auf Menschen einstellen. Das Ziel der Bildung ist für mich, in der Lage zu sein, herauszufinden, wie man mit wem sprachlich umgehen soll und muß. Ich nehme mir für alles viel Zeit, konzentriere mich auf eine Sache ganz genau. Erst wenn ich etwas erledigt habe, kann ich mich der nächsten Sache widmen. Ich kann nicht zwei oder mehrere Dinge gleichzeitig machen, da leidet die Qualität darunter. Die Menschen spüren auch, daß ich mir Zeit für andere nehme, sei es für Gespräche mit Schülern, Lehrerkollegen oder Eltern. Meine Kollegen und ich, wir bilden eine Einheit und können daher nach außen hin erfolgreich auftreten und Vorhaben sehr schnell realisieren. Ein Beispiel: im letzten Herbst war das Schulgebäude noch nicht fertig, wir durften es nur mit Feuerwehrschutz betreten. Plötzlich hieß es jedoch, die Schuleröffnung würde in der nächsten Woche mit der Unterrichtsministerin stattfinden. Wir hatten genau zwei Tage Zeit, eine tolle Eröffnungsfeier auf die Beine zu stellen, und das ist uns gelungen, weil jeder bestimmte Aufgaben übernahm. Es war ein wunderbares Fest.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ich stamme aus einer Lehrerfamilie seit Generationen, das hat mich sicher sehr geprägt. Ich habe zuhause viele Gespräche über Bildung und Schule miterlebt, und es fand ein reger Austausch statt.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich befinde mich in der erfreulichen Lage, sehr viel Anerkennung zu erfahren. Von meinen Kollegen und Mitarbeitern, aber auch von meinen Schülern und den Eltern werde ich geschätzt. Das freut mich sehr. Wenn ich merke, daß die Kollegen mit dem Erfolg, den sie selbst erfahren, zufrieden sind, dann ist dies auch eine Anerkennung für mich. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Mich stört es sehr, daß man Menschen in zwei Kategorien einteilt. Die einen üben handwerkliche Tätigkeiten aus, die meiner Meinung nach viel wichtiger genommen werden sollten, die anderen haben die Möglichkeit einer guten theoretischen Ausbildung an Schule und Universität. Ich finde, wir sollten alle Tätigkeiten gleich schätzen. Die Annahme, jemand, der lange und viel studiert, sei mehr wert, ist nicht richtig. Schon heute beklagen wir einen Facharbeitermangel. Bildung ist aber für beide Bereiche sehr wichtig, und speziell am Land wäre es so wichtig, sogenannte niedrige Bildungsschichten anzusprechen, da dort viele Ressourcen liegen. Mein Anliegen ist es, neue, unverbrauchte Schüler anzusprechen - ich freue mich immer wieder, wenn Kinder aus Arbeiterfamilien die Matura machen, es ist ein wichtiger Erfolg, wenn Kinder im ländlichen Raum etwas erreichen, das sich in ihrer Familie noch keiner zugetraut hat.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es gibt bei mir keine strikte Trennung zwischen Beruf und Privatleben. Das ist in meiner Position kaum möglich, denn ich besuche viele Veranstaltungen im Rahmen meiner Tätigkeit. Ich habe einen sehr schönen Beruf, der mir es auch ermöglicht, mir manchen Nachmittag frei zu nehmen, wenn andere arbeiten müssen. Das genieße ich schon sehr, ich kann vieles auch am Abend erledigen. Mein größter privater Erfolg ist es, daß ich meine Kinder großteils alleine aufgezogen habe, darauf bin ich sehr stolz. Das war sicher auch nur möglich, weil ich Lehrer bin und mir meine Zeit gut einteilen konnte. Ich habe lange Zeit als Administrator nachts gearbeitet, während meine Kinder schliefen, und konnte die Nachmittage mit ihnen verbringen.