Zum Erfolg von Mariella Pöschko-Delago
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich die Zufriedenheit der Kunden und Mitarbeiter.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich als erfolgreich, denn in den ersten drei Jahren ist alles besser gelaufen, als ich dachte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Nach der Matura war ich unschlüssig, ob ich Pharmazie oder Geodäsie studieren sollte. Für die Pharmazie habe ich mich entschieden, weil ich mein Studium nicht als einzige weibliche Studentin absolvieren wollte und mir zudem eine spezielle mathematische Ausbildung fehlte. Neben meinem Studium machte ich unterschiedliche Jobs, als Buffetkraft in einem Kino oder als Lagermitarbeiter beim Arzneimittelgroßhandel. Zugute kam mir, daß ich bei meinen Eltern wohnen konnte. Die schwierigste Art, in dieser Branche Fuß zu fassen, ist es, eine bereits bestehende Apotheke zu übernehmen. Erstens gibt es keine Förderungen, und zweitens richtet sich der Kaufpreis nach dem Umsatz. Ich nahm die Herausforderung trotzdem an um die Apotheke in der Familie zu halten und weil mir die Arbeit sehr viel Spaß macht. Ausschlaggebend für den Erfolg war auch eine Umstrukturierung des Warenangebots und kleine Umgestaltungen im Verkaufsbereich.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Mein Beruf ist mein Hobby.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
In Apotheken ist es weniger schwierig, in anderen Branchen oftmals schon. Vor allem von männlichen Mitarbeitern wäre ich sicherlich schwerer respektiert worden.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Frau Mag. Eustacchio, Chefin der Grazer Apotheke Zur göttlichen Vorsehung, war und ist mir ein großes Vorbild. Sie agierte immer sehr menschlich, mich hat sie zudem sehr gefördert, indem sie mir unterschiedlichste Arbeiten anvertraute und ich somit für meine jetzige Tätigkeit sehr viel lernen konnte. Als mein Onkel starb, hat sie mich sofort freigestellt und mir Zuspruch gegeben, die Apotheke zu übernehmen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wir erfahren Anerkennung von Ärzten und Heimbetreuern, die uns auch vermitteln, daß unsere Kundschaft zufrieden ist. Wenn ich durch die Kapfenberger Straßen gehe, merke ich, daß ich akzeptiert wurde.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Viele Kunden waren erfreut, daß ein Familienmitglied die Apotheke weiterführt. Manche Kunden waren anfangs etwas skeptisch, da ich keine Kapfenbergerin bin, mittlerweile begegnen auch sie mir mit großem Vertrauen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Den Großteil der Mitarbeiter habe ich übernommen. Heute achte ich bei Neueinstellungen darauf, daß der Bewerber ins Team paßt. Wichtig ist auch der Wohnsitz, da von der Kundschaft ein Einheimischer schneller akzeptiert wird.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Meine Mitarbeiter haben zum Glück nicht den Bedarf einer zusätzlichen Motivation. Sie sehen, daß ich sehr engagiert und voller Ideen bin und freuen sich, an der Umsetzung beteiligt zu sein. Meine Mitarbeiter sind so motiviert, daß sie freiwillig auch außerhalb der Öffnungszeiten anwesend sind, und ich erachte das nicht als selbstverständlich.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Obwohl ich bei der Übernahme noch sehr jung war, haben mich meine Mitarbeiter sofort akzeptiert.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir sind eine Apotheke, die aufgrund des Standortes nicht von der Laufkundschaft, sonder von der Stammkundschaft lebt. Die persönliche Betreuung der Kunden liegt uns sehr am Herzen. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Das ist sehr unterschiedlich. Zu nähergelegenen Apotheken pflege ich sehr gute Kontakte, zu anderen wiederum weniger. Sollte eine gewünschte Ware gerade nicht lagernd sein, versuche ich diese für den Kunden in der nächsten Apotheke zu reservieren.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich fühle mich in der Apotheke wie zu Hause und habe mich hier für die Nachtdienste auch dementsprechend eingerichtet. Nachdem mein Mann als Arzt auch zu Nachtdiensten eingeteilt ist, hat er großes Verständnis für meine Tätigkeit. Ein treuer Begleiter ist mein kleiner Hund. Sollten wir einmal Kinder haben, werden diese wahrscheinlich auch sehr viel Zeit bei mir in der Apotheke verbringen. Sehr wenig Zeit bleibt leider für meinen Freundeskreis.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Gerade im wirtschaftlichen Bereich mußte ich mir noch viel aneignen. Im medizinischen, pharmazeutischen Bereich gibt es laufend Neuerungen, sodaß hier ständige Fortbildung unabdingbar ist.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man soll menschlich bleiben und nicht auf sich selbst vergessen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich bin voller Elan und möchte noch viele Ideen umsetzen.