Zum Erfolg von Barbara Lässer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
„To laugh often and much, to win the respect of intelligent people and affection of children, to earn the appreciation of honest critics and endure the betrayal of false friends, to appreciate the beauty, to find the best in others, to leave the world a bit better, whether by a healthy child, a garden patch or a redeemed social condition, to know even one life has breathed easier because you have lived. This is to have succeeded.” (Ralph Waldo Emerson). Erfolg hat für mich zwei Aspekte: Es gibt einerseits die von der Gesellschaft vorgegebene Definition, welche Erfolg zumeist an der Wirtschaftlichkeit und der finanziellen Erträge mißt. Andererseits gibt es aber die persönliche Definition, also all jenes, was man selbst als Erfolg ansieht. Diese beiden Definitionen sind für mich nicht deckungsgleich. Ich messe meinen Erfolg in meinen eigenen Kategorien. Statussymbole halte ich für entbehrlich. Wichtiger als der wirtschaftliche Erfolg ist es mir, als Mensch erfolgreich zu sein. Wenn ich als Mensch richtig handle und entscheide, dann fühle ich mich erfolgreich. Erfolg ist aber kein Punkt, den man erreichen kann, sondern ein Weg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich als erfolgreich, sowohl nach den Kriterien der Gesellschaft, als auch nach meinen eigenen. Ich denke am richtigen Weg zu sein, halte aber Selbstkritik und ehrliche Selbstreflexion für sehr wichtig und versuche mich nicht zu überschätzen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Mein beruflicher Erfolg basiert auf mehreren Faktoren. Die Karriere habe ich aber nur Schritt für Schritt geplant, wodurch ich für Veränderungen immer offen blieb. Sich auf nur ein großes fernes Ziel zu versteifen, kann problematisch sein, da sich dadurch der Handlungsspielraum als auch der persönliche Horizont verkleinert. Es ist wichtig flexibel zu bleiben. Zur Erreichung des einmal festgesetzten Zieles sind Zielstrebigkeit, Engagement und auch ein wenig Durchhaltungs- und Durchsetzungsvermögen sehr wichtig. Der Spruch „ohne Fleiß kein Preis“ hat - im Sinne von beruflichem Erfolg - einen durchaus wahren Kern.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Grundsätzlich halte ich Imitation für problematisch, weil eine Kopie nie so gut wie das Original sein kann. Ich denke, daß jeder Mensch seinen eigenen Weg finden muß, wenngleich es kein Fehler ist, von guten Vorbildern und deren positiven Erfolgen auch zu lernen. Wenn ich konkret über meinen Beruf sprechen soll, so sind der Originalität aber auch Grenzen gesetzt, denn bei allem Bemühen nach kreativen Lösungen, kann ich beispielsweise die Gesetze nicht neu schreiben. Einfach immer nach demselben Schema vorzugehen, ist aber nicht die Methode, die für mich am besten ist. Ich würde mich mit der Zeit langweilen, denn ich brauche die kreative Herausforderung.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Das soziale Umfeld ist sehr prägend für jeden Menschen. Meine Familie und im Besonderen meine Eltern hatten bestimmt einen großen Einfluß auf meine Karriere, da sie mir immer ein beeindruckendes Vorbild in der Suche nach intelligenter undanspruchsvoller Herausforderung, Disziplin, Engagement und Fleiß waren. In meiner Rolle als Anwältin hat mich sicherlich mein seinerzeitiger „Ausbildner“ und nunmehriger Kanzleipartner geprägt.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
In der Juristerei gibt es einige, besonders im Bereich der Rechtsmaterie. Der Gesetzgeber könnte viel verbessern, wodurch sich meiner Ansicht nach auch unsere Gesellschaft verbessern würde. Leider läßt auch die „Streitkultur“ unserer Gesellschaft und auch oftmals der Anwälte zu wünschen übrig. Die Art des Umgangs der Anwälte, auch untereinander, halte ich oftmals für problematisch. Es ist für mich kein Widerspruch in der Sache selbst hart und beharrlich zu sein, aber gleichzeitig auch dem Gegenüber mit Respekt zu begegnen.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Meine Kollegen und meine Familie schätzen mich als erfolgreich ein. Doch ich stamme aus einer Akademikerfamilie und alle Familienmitglieder sind erfolgreich. Mein Vater baute beispielsweise als Bauingenieur ein großes Unternehmen auf. Ihn halte ich beruflich beispielsweise für viel erfolgreicher als mich selbst. Meine engsten Freunde habe ich gebeten mich zu „warnen“, falls mich mein Beruf und der berufliche Erfolg als Mensch zu sehr verändern.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Es ist sehr schwierig, wirklich gute Mitarbeiter zu finden. Zwischenzeitlich bin ich zu dem Ergebnis gelangt, daß man die Ansprüche, die man an sich selbst stellt, nicht an seine Mitarbeiter stellen darf, denn diese Ansprüche sind meist zu hoch. Wichtig ist für mich das Engagement des Mitarbeiters und sein Wille. Jeder hat seine persönlichen Grenzen, doch es ist mir sehr wichtig, daß jeder sein Bestes gibt! Ich lege auch großen Wert auf Lernbereitschaft. Besonders die juristischen Mitarbeiter müssen ein entsprechend gutes Auftreten sowie Durchsetzungsvermögen haben. Ich lege Wert darauf, daß meine Mitarbeiter den Mitmenschen, also auch den Gegnern in einem Gerichtsverfahren, stets mit Respekt begegnen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Unser Betrieb ist klein genug, um eine familiäre Atmosphäre und ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu schaffen. Die Mitarbeiter sollen wissen, daß sie einen wichtigen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens leisten, und nicht das Gefühl haben, daß sie jederzeit austauschbar wären. Es ist ein wichtiger Motivationsfaktor, wenn man spürt, daß die eigene Arbeit geschätzt wird.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein Leben besteht zur Zeit zugegebenermaßen mehr aus meinem Beruf als aus Freizeit. In meiner momentanen Situation erscheint es mir auch nicht möglich, neben meiner vollen Berufstätigkeit eine Familie zu gründen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein oberstes Ziel ist es, innere Zufriedenheit zu erlangen. Ich hoffe auch mich als Mensch stets weiter zu entwickeln und stets so zu handeln, daß ich sowohl mir selbst, als auch meinen Mitmenschen jederzeit ehrlich in die Augen schauen kann; dies ist mir sehr wichtig.