Zum Erfolg von Rolf Schulte-Hermann
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Meine Tätigkeit im Krebsforschungsinstitut betrachte ich als Dienst, obwohl ich mich natürlich auch über Erfolge und Anerkennung freue.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich konnte einige grundlegende neue wissenschaftliche Erkenntnisse erarbeiten (natürlich gemeinsam mit meinen Mitarbeitern), die in der Krebsforschung und in der Toxikologe große Bedeutung gewonnen haben. Außerdem bin ich heute zufrieden, auf ein angesehenes Institut mit hochmotivierten Mitarbeitern zu blicken.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Für eine wissenschaftliche Laufbahn ist neben der Faszination für die Forschung Disziplin bei der Aneignung von Wissen und hoher persönlicher Einsatz ebenso ausschlaggebend wie eine selbstkritische Haltung und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen. Wissenschaftlicher Erfolg erfordert die Fähigkeit zu genauem Arbeiten sowie Intuition, die ein tiefes Verständnis der Zusammenhänge ermöglichen. Der wichtigste Lohn ist die Freude an der Erkenntnis. Meine Arbeit im Krebsforschungsinstitut begann 1985 unter schlechtem Vorzeichen. Die Instituts-Angehörigen waren durch jahrelange Streitigkeiten demotiviert und durch die traditionellen hierarchischen Strukturen in ihrer Arbeit gehemmt. Es hatte nur 56 Mitarbeiter und einen geringen wissenschaftlichen Output. Sein Ansehen in der Öffentlichkeit und bei den Kollegen war sehr gering. Allmählich gelang es, Motivation und Leistungsbezug wiederherzustellen. Ich konnte auch mit Erfolg vermitteln, daß gemeinsame Anstrengungen aller Mitarbeiter notwendig sind. Naturwissenschaftliche und medizinische Forschung besitzen heute einen hohen Grad an Komplexität und erfordern Kooperation verschiedener Personen mit unterschiedlicher Ausbildung, um auf diesem Gebiet der Biomedizinischen Forschung Neues zu erreichen. Heute sind gemeinsame Projekte im Institut eine Selbstverständlichkeit. Dank des neuen Geistes konnten auch neue Mitarbeiter gewonnen werden, sodaß die Gesamtzahl der Institutsangehörigen jetzt mehr als doppelt so hoch wie 1985 ist. Die Leistung gemessen an verschiedenen Indikatoren wie z.B. Zahl der Publikationen vervielfachte sich. Großen Wert lege ich auch auf Einbindung der Mitarbeiter, auf offenen Informationszugang und Austausch sowie auf Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen. Führung muß berechenbar sein. Als Führungsperson bin ich ein Freund des Kompromisses, des Ausgleichs und der Diplomatie, wenngleich es immer wieder von Nöten war, Entscheidungen mit einer gewissen Härte durchzusetzen.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Für den Erfolg als Wissenschaftler sind Originalität, das Einbringen eigener Ideen und eigene Erkenntnisse essentiell. Neues entsteht oft auch aus der Betrachtung bekannter Zusammenhänge in anderem Licht. Natürlich ist Austausch und Beratung mit Kollegen notwendig. In jedem Fall muß der eigene Beitrag über eine bloße Imitation oder Wiederholung hinausgehen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Eltern prägten mich durch ihre Erziehung, die Werte wie Verantwortung, Toleranz, Disziplin und Genauigkeit vermittelte. Meine liebe Frau stärkte mir in allen Situationen den Rücken und tolerierte, daß ich einen großen Teil meines Lebens in der Universität verbrachte. Mein Doktor-Vater inspirierte mich während der Universitätsausbildung und die eine oder andere Person gab mir wichtige Impulse. Ein Leitbild in Gestalt einer einzelnen Person habe ich nicht.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Wie ich oft höre, ist die Einschätzung meines beruflichen Umfeldes meiner Selbsteinschätzung nahe. Der Wiederaufbau des Institutes zu einer erfolgreichen, international angesehenen Forschungs-Einrichtung findet seine Beachtung, meine wissenschaftlichen Arbeiten werden international vielfach zitiert und verwendet.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne kompetente, einsatzbereite Mitarbeiter sind wissenschaftliche Fortschritte in der Biomedizin heute nicht mehr zu erzielen. Die enorme Fortentwicklung des Instituts ist den Initiativen und dem motivierten Einsatz der Mitarbeiter mitzuverdanken.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Arbeitswoche war häufig eine 60-Stunden-Woche. Ich bemühte mich, die freie Zeit intensiv und gehaltvoll mit meiner Frau und Familie zu verbringen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Zusammenarbeit ist für den Erfolg maßgebend. Dies erfordert, kompromißbereit zu sein und Sachbezug zu wahren. Leute führen allzu oft Kriege wegen Nebensächlichem, ja aus Eitelkeit und zerstören dabei Wissenschaft und soziales Leben. Konflikte fallen an, müssen ausgetragen werden, allerdings empfehle ich die Suche nach dem Weg der goldenen Mitte.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich freue mich, wenn ich in den verbleibenden Berufsjahren Zeit für Forschungsvorhaben und für die Umsetzung meiner wissenschaftlichen Ideen finde. Mehr Zeit möchte ich zukünftig auch meiner Familie und meinen sonstigen Interessen widmen.