Zum Erfolg von Josef Brillinger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn mir etwas Kreatives gelungen ist und sich der Kunde darüber freut, habe ich Erfolg. Leider wird durch die zunehmende Technisierung die Kreativität immer mehr in den Hintergrund gedrängt, ich trete aber für individuelle menschliche Leistung ein.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, eigentlich von Anfang an.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Der Ehrgeiz, der mir bereits vom Elternhaus mitgegeben wurde, war ausschlaggebend für meinen Erfolg, weil ich mich damit selbst wieder aus Tiefs manövrieren konnte. Mein Betrieb könnte größer sein, was ich aber nicht möchte, da damit die eigene Handschrift verloren gehen könnte. Hauptaspekt ist für mich nicht das Geldverdienen. Meine fachliche Kompetenz ist mit ein Faktor für meinen Erfolg. Die zusätzlichen Erfahrungen habe ich mir selbst angeeignet, sodaß ich von Grund auf in den verschiedensten Techniken versiert bin, das geht vom Darstellen eines Buchstaben bis zur buchbinderischen Arbeit in der Endfertigung. Damit war ich vielen voraus, weil ich mich immer für das Umfeld interessierte und wißbegierig war.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Im Laufe der Zeit habe ich eine gewisse Gelassenheit entwickelt. An schwierigen Aufgaben wachse ich. Ich kann sagen, daß ich eine Lösung finde und jede Herausforderung bewältigen kann.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Das war die Entscheidung zur Selbständigkeit, und hier ganz besonders vor sieben Jahren der Schritt zum Digitaldruck. Ferner war die Trennung von meinem damaligen Geschäftspartner aus heutiger Sicht eine gute Entscheidung, obwohl sie mich finanziell wieder zurück an den Start warf.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
In meinem Beruf zählt nur die Originalität.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein ehemaliger Geschäftspartner, ein großer Blender und gar nicht so genial, wie er vorgab, überzeugte die Leute mit seiner Rhetorik und seiner Gelassenheit. Die fünf Jahre mit ihm brachten mir zwar Rückschläge, doch auch sehr viel Erfahrung ein.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die Zufriedenheit und der Dank der Kunden sind meine Anerkennung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich bin ein Verfechter des Zusammenschlusses kleiner Druckereien und grafischer Betriebe. Die Einrichtung eines Druckzentrums für mehrere eigenständige Betriebe würde mir gut gefallen und viele Vorteile - vom Einkauf bis zur Maschinenauslastung - bringen. Leise angeklungene Ideen in diese Richtung wurden durch Mißtrauen und Neid im Keim erstickt.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich meine, als Fachmann und kreativer Mensch zu gelten. Ich bin kollegial und für alle da.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter spielen eine ganz große Rolle, was mir erst im Laufe der Zeit bewußt wurde. Zu Beginn war ich mein bester Mitarbeiter. Im Moment lege ich Wert auf weniger, dafür aber erstklassiges Personal.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich achte auf fachliche Kompetenz, Sympathie und Teamfähigkeit.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich lege Zahlen auf den Tisch und lobe meine Leute dementsprechend, weiters motiviere ich durch kleine Geschenke oder Einladungen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unsere Stärken sind Kreativität, Schnelligkeit, auch bei niedriger Auflagenzahl, und die Unkompliziertheit der Betriebsführung. Ich rede sofort und direkt mit dem Kunden und gebe ihm präzise Auskunft.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich trachte danach, durch Schnelligkeit die Nase ein wenig vorne zu haben, stehe aber nicht unter dem Zwang, alles an mich zu raffen und gönne den Mitbewerbern ihren Teil. Unser Einzugsgebiet geht bis Wels und Linz.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin nicht verheiratet, habe aber eine verständnisvolle Freundin, die es auch versteht, wenn ich einmal eine Nacht durcharbeite.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich würde gerne Kurse besuchen oder auch in anderen Betrieben arbeiten, was aber zeitlich nicht mehr möglich ist.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Der Jugend möchte ich sagen, daß die Anhäufung materieller Werte und die Gier danach nicht wichtig sind. Die menschlichen Werte und die Kreativität bringen wesentlich mehr Erfüllung im Leben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte nicht unbedingt bis zum gesetzlichen Pensionsalter arbeiten. In den nächsten zehn Jahren möchte ich eine kreativere Tätigkeit finden, um eventuell umzusatteln.
Ihr Lebensmotto?
Vorne dabeisein.