Zum Erfolg von Gottfried Seyr
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich die Bestätigung meiner gut geleisteten Arbeit. Erfolg verleitet mich nicht, noch mehr Erfolg zu haben, weil ich mit dem Erreichten zufrieden bin.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich empfand mich schon im Angestelltenverhältnis erfolgreich, wenn der von mir erstellte Flächenwidmungsplan einer Gemeinde feierlich vorgestellt wurde und ich erkannte, daß er bei der Bevölkerung großes Interesse hervorrief. Wenn ich dann auf der Fahrt nach Hause auch noch entsprechendes Lob von meinem Vorgesetzten erhielt, fühlte ich mich sehr erfolgreich. Auch als selbständiger Unternehmer ist es für mich Erfolg, wenn ein Flächenwidmungsplan, den ich für eine Gemeinde erstellte, bis in die höchste Landesebene als sehr gut empfunden wurde und ich somit im Sinne meines Auftraggebers, nämlich der Gemeinde, ein Projekt sehr positiv abwickeln konnte.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
In diesem Fach der Raumplanung gab es niemanden, der mir ein Vorbild hätte sein können, weil ich im ersten Jahrgang des damals neu geschaffenen Studiums begann. So standen wir zunächst etwas im Schatten der Architekten, die sich auch für die besseren Raumplaner hielten. Selbst der kürzlich verstorbene Prof. Wurzer, dessen Verdienst es war, 1970 das Raumplanungsstudium an der TU in Wien einzuführen, machte nie ein Hehl daraus, daß er eigentlich Architekt war.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Es gibt einige Probleme, die noch nicht ausreichend gelöst sind. Prof. Wurzer schrieb schon vor Jahrzehnten Plädoyers für eine Harmonisierung der österreichischen Länderraumordnungsgesetze, aber diese Harmonisierung ist bis heute nicht gelungen, denn wir haben in Österreich noch immer acht Raumplanungsgesetze und eine Bauordnung in Wien. Diese Art von Föderalismus in einem so kleinen Land wie Österreich ist purer Luxus, aber ich kann mir nicht vorstellen, noch in meiner aktiven Zeit eine einheitliche Raumplanung zu erleben. Ein weiteres Defizit ist sicher, daß sich die Raumplanung bei der Bevölkerung unter der Wahrnehmungsschwelle bewegt. Es bedarf also einer Imageaufwertung auch seitens der Ingenieurskammer.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Neben der geforderten fachlichen Qualifikation müssen die Mitarbeiter kommunikationsstark sein, um die Anliegen der Raumplanung entsprechend präsentieren zu können, denn man muß davon ausgehen, daß die Ansprechpartner in den Gemeinden sich in der Regel wenig bis kaum mit Raumplanung selbst beschäftigen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir konzentrieren uns auf die örtliche Raumplanung in Niederösterreich und Oberösterreich einschließlich der Erstellung von Bebauungsplänen und Ortsbildgutachten. Wir haben keine Nebeninteressen wie zum Beispiel ein Architekt, der auch Raumplanung anbietet und in der Ortschaft eine Schule oder dergleichen bauen möchte. Raumplanung ist eine viel zu ernste Herausforderung, um sie nur als zweites Standbein zu betreiben.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wie verhalten uns sehr korrekt zueinander, viele kennt man ja auch noch vom Studium her. Natürlich läßt sich niemand gerne in die Karten blicken, aber aufgrund dessen, daß man weiß, wo und woran jemand arbeitet, läßt man sich in Ruhe. Wenn eine Gemeinde einen neuen Flächenwidmungsplan ausschreibt, treten wir klarerweise als Konkurrenten auf. Es gibt manche, die sich an den Fachgruppenausschußsitzungen nicht beteiligen und bei Ausschreibungen unterbieten, die werden dann allerdings von Gesprächen ausgeschlossen und von Informationen abgeschnitten. Es besteht auch keine Gesprächsbasis zu den technischen Büros, weil die ja in der Regel keine Ziviltechnikerausbildung besitzen. Hier gibt die niederösterreichische Landesgesetzgebung den technischen Büros auch die rechtliche Möglichkeit, Flächenwidmungspläne zu erstellen, was von uns Ziviltechnikern strikt abgelehnt wird.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man sollte das Angebotsspektrum erweitern. Unsere Generation hatte ja das Glück, daß in Niederösterreich ein enormer Nachholbedarf an Raumplanung bestand, aber derzeit ist der Kuchen mehr oder weniger verteilt. Man muß sich daher andere Betätigungsfelder suchen, und die sind auch vorhanden. Ich nenne im Zuge des EU-Beitritts entstandene Naturverträglichkeitsprüfungen (Natura 2000), bei der Errichtung von Einkaufszentren an den Siedlungsrändern verlangt das Land Niederösterreich Raumverträglichkeitsprüfungen, des weiteren gibt es die strategische Umweltprüfung (SUP). Hier ist die nächste Generation von Raumplanern gefragt, sich Wissen anzueignen, um kompetent zu sein.
Ihr Lebensmotto?
Leben und leben lassen, und: Nütze den Tag.