Zur Karriere von Josef Sieber
Was war für Ihren Werdegang wesentlich? Ich komme aus einfacher Familie. Mein Vater war Finanzbeamter, meine Mutter Hausfrau. Meine Berufsziele wurden noch in der Schule festgesetzt, weil mich schon damals Maschinenbau und Technik interessierten. Ich absolvierte die HTBLA für Maschinenbau in Eisenstadt, habe mich bei diversen Firmen beworben - mit der Zielsetzung in der Region zu bleiben - und fing als Sachbearbeiter bei einem Industriebetrieb mit ca. 100 Beschäftigten an. Ich war mir nie zu schade, Leistung zu bringen, zu arbeiten und mich zu verbessern. Mir war bewußt, daß Schulbildung allein nicht genug war. So nutzte ich die Zeit aus, um verschiedenes zu lernen und um meine Ideen den Menschen zu vermitteln, die sich für sie interessierten. Ich investierte viel Zeit in meinen Job und dies wurde honoriert. Mit 22 Jahren übernahm ich einen Teil der Produktion und war für 45 Mitarbeiter zuständig, die überwiegend wesentlich älter waren als ich. Ab diesem Zeitpunkt hat bei mir ein Lernprozeß in mein Berufsleben begonnen. Ich versuchte mich auf eigene Füße zu stellen und alles, wovon ich überzeugt war, durchzusetzen. Trotz meiner jungen Jahre wurde ich von den Kollegen akzeptiert, weil sie sahen, daß ich überall einspringen kann und daß mir keine Arbeit zu minder ist. So bekam ich Ahnung von vielen Dingen, was durch Ausbildung allein nicht möglich gewesen wäre. Der Betrieb geriet in Schwierigkeiten, ich habe meine Tätigkeit dort beendet und begann, mir durch Inserate eine neue Beschäftigung zu suchen. Aufgrund guter Testergebnisse bekam ich die Position des Betriebsleiters bei der Firma Kromag, die kurz davor privatisiert worden war. Sie wurde von einem Mann gekauft, der nur um ein Jahr älter war als ich. Er gilt für mich als Parademanager. Die Arbeit in dieser Firma - unter seiner Führung - empfinde ich als meinen letzten Schliff. Ich war für die Sanierung der Firma mitverantwortlich. Ich besorgte mir viele Unterlagen und bekam volle Unterstützung vom Chef, der für uns immer zugänglich war und uns selbst geschult hat. Nach dreieinhalb Jahren war meine Aufgabe erfüllt. Ich wechselte in eine Großwäscherei mit 150 Leuten, wo man mich als Betriebsleiter einsetzte. Diese Zeit betrachte ich als die schlimmste meiner Karriere, weil es unmöglich war, meine Ideen umzusetzen. Bislang war ich gewohnt, daß man mir Vertrauen schenkte und ich dieses Vertrauen nicht enttäuschte. Dort habe ich keine Gesprächspartner für meine konstruktiven Vorschläge gefunden, und somit hat sich die Sache für mich erübrigt. Nach einem Jahr bin ich gegangen, und meine nächste Station war meine jetzige Firma, die damals vom 86-jährigen Herrn Dolenz geführt wurde. Nach einem persönlichen Gespräch bekam ich die Stelle des Produktionsassistenten. Diese Arbeit war für mich Neuland, und ich habe, wie zu Beginn meiner Karriere, wieder ganz unten begonnen - so wie damals überall hineingeschnuppert und meine Vorschläge unterbreitet. Herr Dolenz beobachtete mich und beauftragte mich immer wieder mit neuen Aufgaben, bis ich die Bereiche Burgenland und Niederösterreich bekam. Es ging alles sehr schnell - jede Station dauerte durchschnittlich einen Monat. Als Herr Dolenz starb, wurde die Firma umstrukturiert und man beauftragte mich mit der Leitung der Niederlassung Wien.