Zur Karriere von Peter Fischer
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Mein Karriereverständnis paßt nicht einfach in eine herkömmliche Erfolgsschublade. Mein Weg begann mit einer Kindheit als eines von drei Kindern einer schauspielerisch talentierten, sudetendeutschen Mutter, deren Mann, den sie nie heiraten durfte, in den Krieg zog und nicht mehr zurückkehrte. Meine Mutter wurde Arbeiterin in einer Fabrik, um uns zu ernähren. Sie blieb in dem kleinen Ort am Land immer auf eine gewisse Art und Weise eine Fremde. Ich war das, was man einen intelligenten Rotzbub nennt, entwickelte ein reiches Innenleben und beobachtete das Geschehen um mich wie alle Kinder penibel und mit höchster Sensibilität. Als vaterloses Kind suchte ich den beschützenden Vater in den Männern meines Umfeldes. Öfter, als mir lieb war, fiel mir die vielerorts verbreitete Männerbrutalität auf, ihr roher Umgang mit Frauen und ihre unverschämte Art, aalglatt zu lügen, und diese Unarten lösten Wut in mir aus. Diese Kindheitstraumata bewegten mich dazu, andere junge Bauernbuben zu beneiden und eine ambivalente Haltung zu vorherrschenden Gesellschaftsnormen zu entwickeln. Ein Studium schien aus finanziellen Gründen nicht möglich, und ich begann eine Lehre bei einem Baumeister, der mich eines Tages davon überzeugte, daß ich auf eine Fachschule passe; er bewirkte mit, daß ich in Wiener Neustadt die dreijährige Baufachschule besuchen konnte. Am Ende dieser Ausbildung empfahlen mir meine Lehrer, die Matura zu absolvieren. Im Zuge der Finanzierungsfrage erinnerte sich meine Mutter daran, daß mein Vater noch vor dem Krieg eine Versicherung abschloß, die zweckgemäß eine Art Stipendium im Falle des Studiums eines seiner Kinder gewähren sollte. So war es dann auch. Meine Haltung war von Verweigerung und Zustimmung geprägt - ich besuchte die Höhere Technische Lehranstalt schließlich aber doch. Ich konnte in den Ferien bei einem Münchner Architekten arbeiten, da der Vater einer Schulfreundin ein gutes Wort für mich einlegte. Mir gelang an der HTL ein derartiger schulischer Erfolg, daß ich eine Klasse überspringen konnte. Natur, Philosophie und Poesie waren zu jener Zeit mich stärkende Bereiche, ich begann in allen Unternehmungen, Menschen und Dingen den Sinn, das Wesentliche zu suchen, blühte im Sport auf, der mir ein neues Selbstbewußtsein verlieh, und träumte von einem abenteuerlichen Leben. Kurz vor der Matura gab ich die Schule auf, verliebte mich innigst, brach ins Neuland auf und landete in Rotterdam auf einem dubiosen Dampfer, der dann doch ohne mich losziehen mußte. Ich kehrte nach Österreich zurück. Heute weiß ich, daß ich große Angst vor Erfolg hatte, vor einem angepaßten Akademikerleben und der Aura des Bildungsbürgertums. Ich überwand meine Weltfluchttendenzen, maturierte und begann eine Offiziersausbildung - dieses Jahr bezeichne ich aufgrund des reichlich vorhandenen Sportangebots rückblickend als Wellness-Jahr, lernte zu jener Zeit aber durchaus beeindruckende, intelligente Menschen kennen und fand einen anderen Zugang zur Akademikerwelt. Ich begann ein Architekturstudium auf Stipendienbasis und besuchte, da ich Talent für Freihandzeichnen hatte, nebenbei die Kunstakademie - bezahlte freie Mitarbeit bei meinem Professor sorgte für ein gutes Auskommen. Ich gründete eine Familie, da meine Frau aber nicht in Wien leben wollte, trennten wir uns wieder. Dennoch fand ich eine liebe Weggefährtin in einer Malerin. In den 68-er Jahren, als in Wien bestimmt nicht mehr als 20 Studenten Revolutionsgeist zeigten, wurde ich zudem Studiensprecher, trat als junger Architekt der Umweltbewegung Friends of the Earth bei - die Hippie-Architektur faszinierte mich besonders - und solidarisierte mich mit den Grünen (Peter Pilz), als es darum ging, den Spittelberg vor dem Abriß durch die damalige Stadträtin zu retten. Da ich schon neben dem Studium ein gutes Renommee als Architekt erwarb, konnte ich jahrelang bei diversen Star-Architekten mitarbeiten, ehe ich mein eigenes Architektur-Atelier 14 gründete, und organisierte viele kulturelle Veranstaltungen wie die Wiener Festwochen mit. Enttäuschendes Verhalten von Dr. Zilk im Zuge eines Bauprojektes ließ mich erkennen, daß meine Passion mit der herrschender Politik nicht gut vereinbar ist. Ich gründete mit einem Architekten ein Büro auf einem Bauernhof in der Steiermark. Wir erzielten außergewöhnliche berufliche Erfolge und entwarfen unter anderem das erste alternativ zu beheizende Haus. Trotz zahlreicher Gipfelerfolge habe ich 1996 mein Atelier geschlossen, führe architektonische Arbeit nur mehr für Freunde aus und engagiere mich für die sachbezogene, internationale Organisation Save the Planet. Immer schon setzte ich mich mit Geomantie auseinander und widmete mich hobbymäßig altem, verschüttetem Wissen. Save the Planet sieht den Planeten Erde als einen lebenden Organismus, der durch die umweltbedrohlichen Bewegungen auf dieser Welt nun wie ein krisengeschüttelter Mensch Zuwendung und Behandlung braucht. Um verseuchte Gebiete auf diesem Planten zur Regeneration zu verhelfen, forschen wir nach Erdmedizin, dabei werden homöopathische Mittel auf Kräuterbasis, wie sie die Indianer anzuwenden pflegten, Akupunktur-Methoden aus der traditionellen chinesischen Medizin und andere sanfte Heilverfahren angewandt. Dieses Engagement führte mich in viele Länder und ihre Kraftplätze. Ich halte mittlerweile Vorträge für junge, progressive Architekten zum Thema Landschaftsrevitalisierung und führe ökologische Beratungen durch.