Zum Erfolg von Barbara Leser
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Als Vorbild für meine Mitarbeiter zu dienen, macht mich sehr stolz und zeugt von meinem Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, im Sinne meiner Definition durchaus.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Nach meiner Scheidung habe ich gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen und den Fokus auf mich selbst zu richten. Dies war der Grundstein für die Selbständigkeit. Hinzu kommt ein enormer Einsatz von bis zu 18 Stunden täglich. Ich werde privat tatkräftig von meinem Lebensgefährten und meinen Eltern unterstützt. Mich zeichnet großer Ehrgeiz aus, und ich kann mich in der Zwischenzeit über viele Stammkunden freuen.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich kann auf meine Fachkenntnisse zurückgreifen, kenne mich mit Autos aus und bin geschickt. So gesehen macht es keinen Unterschied, daß ich eine Frau bin. Generell hat es eine Frau aber in dieser Branche, die doch eine Männerdomäne ist, nicht leicht.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Seit genau vier Jahren, als ich den Schritt in die Selbständigkeit wagte und mich gegen zehn Männer behaupten konnte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Meine Bewerbung um die Tankstelle war nicht besonders reiflich überlegt, ich habe sie eher nicht sehr ernst gemeint. Umso besser mußte ich mir dann meinen nächsten Schritt überlegen.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Um in meinem Metier Erfolg zu verbuchen, meine ich, daß man von beidem zur richtigen Zeit ein Stück benötigt.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ja, mein Vater, der mir immer ein Vorbild war.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Große Anerkennung wurde mir inzwischen von Shell Austria zuteil. Unter anderem bin ich firmenintern die sauberste Tankstelle Österreichs und Mitglied er Top Quality Group, was mich sehr freut. Meine Stammkunden an der Tankstelle und im Shop zollen mir allein mit ihrer täglichen Anwesenheit großes Lob.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Unser Branchenproblem ist der Treibstoffpreis, er ändert sich manchmal dreimal täglich. Hier am Ball zu bleiben und schnell zu reagieren erfordert hohe Wachsamkeit und Flexibilität.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Meine Familie beschreibt mich als manchmal zu streng, ich würde das aber als zielstrebig interpretieren. Ich bin freundlich und lache gerne. Als Chefin werde ich ernst genommen, was auf meine fachliche Kompetenz zurückzuführen ist. Außerdem bin ich konsequent, was sich auch darin zeigt, daß ich keinen Alkohol trinke.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die gleiche große Rolle wie ich. Ich fungiere als vorbildliches Beispiel und verlange von meinen Leuten genau dasselbe - mir und den Gästen gegenüber. Freundlichkeit geht mir über alles. Bei der monatlichen Besprechung tauschen wir uns intensiv aus.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Zeugnisse interessieren mich nicht - ich habe keine Vorurteile. Nach zwei Wochen Probezeit, in denen sämtliche Bereiche durchlaufen werden, stellt sich für beide Seiten heraus, ob ein Miteinander möglich ist.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Jeden Tag mit einem Lächeln! Meine Tankwarte arbeiten auf Provisionsbasis, und wir sind Shell-intern die Nummer zehn in Österreich. Bei Erreichung des Solls gibt es € 700,-- Zusatzprovision und die Möglichkeit, zum Grand Prix nach Maribor zu fahren. Meine Damen erhalten als vereinzelte Überraschungen Gutscheine für Fußpflege, Friseur oder Kosmetik.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Wir haben ein freundschaftliches Verhältnis, und die meisten meiner Mitarbeiter begleiten mich seit Anbeginn. Aber sie haben auch Respekt vor mir.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich merke mir die Eigenheiten und Vorlieben der Gäste und betreue jeden persönlich und individuell, was meine Wertschätzung bezeugt.
Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Seit der hochtechnisierten internen Vernetzung gibt es zum Mitbewerb wenig Berührungspunkte.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein Hauptaugenmerk liegt - trotz meines einjährigen Sohnes - im Augenblick voll auf meinem Betrieb.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Alles in allem beläuft sich für Tankstelle und Shop, der 2.300 Artikel umfaßt, die Weiterbildung auf etwa 20 Prozent meiner Arbeitszeit, das beinhaltet auch das Kennenlernen neuer Produkte.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man lernt nur für sich selber und lernt nie aus. Ein gesunder Hausverstand und ein intaktes Familienleben sind eine gute Basis.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Schnell schuldenfrei zu sein, was ich bald erreicht habe.
Ihr Lebensmotto?
Sei zufrieden und steh' mit einem Lächeln auf!