Zum Erfolg von Gottfried Koller
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich unterscheide zwischen privatem und beruflichem Erfolg. Grundsätzlich gilt in meinen Augen, daß Erfolg nicht gleich Geld ist.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
In unserem Haus spürt man, glaube ich, daß Originalität zum Erfolg führt. Wir gehören der Organisation Schloßhotels und Herrenhäuser an. Hier kann man nur Mitglied werden, wenn man über historischen Hintergrund verfügt. Es gibt heute viele Imitate, wir hingegen setzen auf Originalität.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es gibt mehrere Menschen, denen ich begegnete und von denen ich verschiedene Eigenschaften mitnahm.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erfahre ich, wenn ich das Haus, wie es heute dasteht, betrachte und das positive Feedback unserer Gäste höre. Wir verfügen über 80 Prozent Stammkunden, davon 70 Prozent aus Österreich. Die Anzahl der deutschen Gäste ging zurück, und bei den amerikanischen Gästen erleben wir seit 9/11 Einbrüche.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Es gibt momentan einen verzerrten Wettbewerb, der sich dadurch begründet, daß viele der Häuser inzwischen mit Kapital aus der Industrie finanziert werden und dann mit reinen Gastronomen direkt im Wettbewerb stehen. Wir bieten auch Seminare an und treten daher unmittelbar in Konkurrenz mit anderen Schlössern. Die Wellness-Welle ist in meinen Augen zu weit fortgeschritten - derzeit schickt sich beinahe jedes Haus an, ein Wellness-Betrieb zu sein.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne gute, zuverlässige Mitarbeiter wäre der Erfolg unseres Hauses nicht möglich.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wir verfügen über Mitarbeiter, die bereits zehn bis fünfzehn Jahre in unserem Unternehmen arbeiten. Bei neuen Bewerbern achte ich vor allem auf das Auftreten. Die fachliche Kompetenz steht nicht an erster Stelle. Der persönliche Eindruck, den ich im Laufe eines Gesprächs mit dem Bewerber gewinne, ist für mich ausschlaggebend, Zeugnis hingegen weniger. Für mich zählt, ob hinter der Bewerbung Überzeugung steht und nicht nur die Absicht, Geld zu verdienen. Der Wille muß spürbar vorhanden sein. Wenn dies der Fall ist, beschäftige ich auch Quereinsteiger, denn fachlich kann man schnell viel lernen, während es beinahe aussichtslos ist, die richtige Einstellung zu erlernen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Unser Haus wurde 1880 erbaut und war einst Somerresidenz der damals bedeutenden Österreich-Ungarischen Industriellenfamilie Faber, die sich einen Namen machte, der heute noch ehrfurchtsvoll genannt wird. 1904 wurde die Villa von einem italienischen Architekten umgebaut, sodaß das Haus durch einen außergewöhnlichen Stil besticht. Zum Besitz gehört eine Alm mit einer 340 Hektar großen Jagd, und wir bieten interessierten Hausgäste gern eine Almtour mit zünftiger Jause. Sowohl im Sommer als auch im Winter sorgen die ausgezeichnete Küche und die modernen Zimmer mit der heimeligen Note des traditions- wie auch geschichtsreichen Hauses dafür, daß sich der Gast hier wohlfühlt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ein Gastronomiebetrieb ist sehr arbeitsintensiv, aber wenn mein vier Jahre alter Sohn kommt und schnell irgendetwas wissen will, bin ich da und kann ihm sofort eine Antwort geben. Ich sehe einen großen Vorteil für die Familie in der Art und Weise unseres Arbeitslebens.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man soll von dem, was man macht, überzeugt sein und ein gewisses Durchhaltevermögen an den Tag legen. Nicht das Geld, sondern die Idee soll in den Vordergrund gestellt werden, dann stellt sich der Erfolg von selbst ein. Wichtig ist es außerdem, Ruhe zu bewahren. Es geht zu viel um Macht und Geld, dazwischen ist wenig Platz. Wichtig wäre es, wieder ein gewisses Gefühl für die Menschen und die Natur zu entwickeln.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, immer am Zahn der Zeit zu bleiben und die dazugehörigen Veränderungen mitzuverfolgen, den Betrieb in bestem Zustand an die nächste Generation zu übergeben und für sie eine Grundlage zu schaffen, auf der sie aufbauen kann.
Ihr Lebensmotto?
Leben und leben lassen.