Zum Erfolg von Regina Gruber
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg liegt für mich in der Anerkennung seitens meiner Kunden, die ich als Partner bezeichne, sowie aus dem privaten Bereich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend für meinen Erfolg ist meine Einstellung, den Kunden als jemanden zu betrachten, dem ich helfen kann - nicht als jemanden, durch den ich reich werde. Außerdem arbeite ich gerne mit Mensch und Tier, wenngleich meine jetzige Aufgabe sich mehr auf industrieller und kommerzieller Ebene bewegt.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Mit vollem Einsatz. Die ersten zehn Jahre meines beruflichen Lebens kannte ich weder Wochenende noch Urlaub. Selbst meine gesellschaftlichen bzw. zwischenmenschlichen Kontakte beschränkten sich damals auf meinen Kontakt mit meinen Kunden.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Das Weinviertel wird in meinem Beruf von Männern dominiert. Es war mir nicht möglich, Fehler zu begehen, denn die wären auf das Konto Frau gegangen. Ich mußte mich also behaupten und kann heute sagen, daß ich es geschafft habe. Allgemein hat es aber im Laufe der Zeit einen Zustrom von Frauen in Großtierpraxen gegeben, und das Image hat sich verbessert.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Das war um das Jahr 1985 herum, als mir bei einem Fachseminar bewußt wurde, daß ich über ein umfassendes Wissen verfüge. Ferner bin ich stolz, bei Null begonnen zu haben und heute bereits schuldenfrei zu sein. Ich mußte nie jemandem etwas zuliebe tun, sondern war immer nur für mich selbst verantwortlich.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die letzte positive Entscheidung war jene, in den Betrieb einzusteigen, weil im Zuge des EU-Beitritts abzusehen war, daß sich die Kleinbauern reduzieren würden.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? In meinem Metier kann nur Originalität punkten. Wer erfolgreich sein will, muß seine eigene Handschrift hinterlassen.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Chef in Langau im Waldviertel, wo ich als Assistentin tätig war, hat mich gelehrt, mit den Bauern partnerschaftlich umzugehen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Hauptsächlich auf menschlichem Gebiet konnte ich Lob und Anerkennung erhalten - oft aber viel zu spät und viel zu wenig.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Generell muß ich sagen, daß sich die tiererhaltende Landwirtschaft in meinem Gebiet auflöst. Speziell in dem Großbetrieb, in dem ich tätig bin, ist vieles bereits Routine - die Probleme habe ich schon gelöst.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich werde menschlich geschätzt, nehme meinen Beruf ernst, habe Humor, will helfend tätig und Partner sein. Ich bin fachlich kompetent, und man traut mir zu, sämtliche Aufgaben zu lösen.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Früher gab es noch vermehrt das gegenseitige Schlechtmachen, was aber heutzutage nicht mehr notwendig ist. In meiner Gegend ist es gelungen, kollegial und konstruktiv zusammenzuarbeiten. Damit wurde es sogar möglich, mir einen Urlaub zu gönnen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich habe einen verständnisvollen Partner, und die Zeitaufteilung ist eigentlich recht ausgewogen.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Weiterbildung gehört für mich zum beruflichen Alltag. Pro Jahr besuchte ich etwa vier Wochen fachspezifische Seminare. Ab Herbst werde ich wieder zu studieren beginnen: Ökologie und Management. Das Aufgabengebiet ist anschließend vielfältig. Nach etwa fünf Jahren werde ich sicherlich mein Fernweh mit meinem Beruf verbinden können.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich rate zu Offenheit, Flexibilität und praxisnaher Menschlichkeit fernab von Arroganz und Abgehobenheit. Meine besten Freunde sind Bauern mit Lebenserfahrung und Herzensbildung. Weiters ist ständige Fortbildung unumgänglich: mein Studium alleine würde heute nicht mehr reichen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte meinen Horizont erweitern und die Welt sehen.
Ihr Lebensmotto?
Immer in Bewegung bleiben.