Zum Erfolg von Herbert Frankenstein
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich bin stolz auf das, was ich mit meinen Mitarbeitern bisher erreichen konnte. Für mich ist wichtig, sich ambitionierte Ziele zu setzen und sie zu erfüllen. BASF existiert seit 1865, hat also Grund, dieses Jahr auf eine 143-jährige Erfolgsstory zurückzublicken. Unsere Unternehmenskultur ist geprägt durch ethische Grundsätze, die Mitarbeiter und soziale Verantwortung in der Gesellschaft gleichberechtigt neben unsere wirtschaftlichen Ziele stellt. Der Mitarbeiter ist für mich Dreh- und Angelpunkt unseres Erfolges. Wir sind weltweit anerkannt wegen unserer Innovationsfähigkeit und unserer Kundenorientierung, die zur Stärkung der Stellung unserer Kunden im Markt dient. Wir haben aber auch Verantwortung für die Gesellschaft, in der wir leben. Dies demonstrieren wir täglich, indem wir Lösungen für unsere gemeinsame Zukunft anbieten. Von Fortune, dem amerikanischen Wirtschaftsmagazin, sind wir 2005 wieder zum besten Unternehmen Deutschlands und zum am meisten bewunderten Chemieunternehmen der Welt gewählt worden. Als innovativste Chemiefirma haben wir in den letzten Jahren durchschnittlich 18 Patente pro Woche angemeldet. Teil dieser phantastischen Organisation zu sein, das macht Spaß. Dies bedeutet aber auch, selbst eine ganze Menge an Energie, Kreativität und Engagement einzubringen. Ich bin jetzt im 40. Jahr bei BASF tätig und habe keine Sekunde bereut.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, denn wenn ich nicht erfolgreich gewesen wäre, würde ich heute nicht diese Position bekleiden. Neue Aufgaben stellen eine besondere Herausforderung dar. Hier gilt es, besondere Anstrengungen zu unternehmen. Dabei kommt auch einmal ein Wochenende unter die Räder. Nur wer sät, kann ernten.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Für mich decken sich persönliche Interessen mit meinen beruflichen Aufgaben. BASF ist Erfinder des Tonbandes, und dieser Bereich interessierte mich schon als Jugendlicher. Ich habe die Fähigkeit, mit Mitarbeitern und Kunden richtig umzugehen. In Polen bewährte sich meine Adaptionsfähigkeit, weil ich Menschen mit anderer Kultur respektiere und den Willen habe, auch von anderen zu lernen. Ich gehe grundsätzlich offen an neue Aufgaben heran.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich nehme Herausforderungen offen an und versuche Probleme nicht auszusitzen. Auch kommuniziere ich mit vielen Menschen, deren Meinung mich interessiert. Schließlich motiviere ich meine Mitarbeiter durch das Bereitstellen einer adäquaten Unternehmenskultur, damit sie bereit sind, mit mir gemeinsam einen bestimmten Weg zu gehen, notfalls auch gegen Widerstand von außen. Mir sind kontroverse Meinungen willkommen. Sind sie überzeugend, ändere ich meine. Werde ich dagegen nicht überzeugt, bleibe ich beim alten Kurs.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Eine hervorragende Entscheidung war mein Eintritt in die BASF, wobei mir die Reputation des Unternehmens meine Entscheidung leicht gemacht hat. Führungskräften steht bei uns quasi die Welt offen, wir werden überall respektiert. Das Ansehen unserer Firma öffnet Tür und Tor. Absolut richtig war auch mein Entschluß, nach Polen zu gehen. Ich lernte dort wunderbare Menschen kennen und machte wertvolle Erfahrungen.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Originalität ist das einzig Wahre.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein damaliger Vorgesetzter im Bereich Kunststoffe, Peter Koch, verhalf mir zu meinem wichtigsten Karriereschritt.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich habe intern, aber auch extern viel Anerkennung erfahren. Die Verleihung des zweithöchsten polnischen Ordens, des Kavalierordens, hat mich mit Stolz erfüllt. Damit wurden nicht nur meine geschäftlichen Aktivitäten, sondern auch meine Bemühungen um die Völkerverständigung honoriert.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Wir setzen uns aktiv für Umweltschutz ein. Wir haben auch eine ganze Palette von Produktlösungen, z.B. zur Energieeinsparung oder zur Abluftreinigung. Was wir meines Erachtens aber dringend brauchen, ist eine Lösung zur CO2-Neutralisierung.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Jeder Erfolg läßt sich auf Dauer nur mit engagierten, motivierten Mitarbeitern erreichen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Zunächst prüfe ich die fachlichen Grundlagen. Den Ausschlag geben schließlich die Persönlichkeit des Bewerbers und seine Integrationsfähigkeit in das bestehende Team. Als Führungskraft ist es wesentlich, auch das Bauchgefühl zu berücksichtigen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich komme ihnen mit Respekt entgegen, höre zu und akzeptiere auch andere Meinungen. Unsere Firma hat eine phantastische Kultur des gegenseitigen Vertrauens und der Anerkennung. Andererseits verlange ich aber auch eine ganze Menge.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Mein Wirkungsbereich ist relativ groß, dadurch kann ich nicht ständig mit jedem Mitarbeiter in Kontakt sein. Ich denke aber, wenn ich selbst lebe, was ich sage, bleibe ich glaubwürdig - was in unserem Führungskräfte-Feedback (360° Feedback) bestätigt wird.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die BASF wurde im Jahr 1865 gegründet. Einer der maßgeblichen Gründe, warum wir nun im Jahr 2008 ein Weltkonzern sind, beruht auf unserer Unternehmenskultur, die den Mitarbeiter in den Vordergrund stellt. Daraus resultiert die Verbundenheit der Mitarbeiter der BASF, die manchmal sogar über viele Generationen besteht. Erst diese spezielle Art von Loyalität macht die Bereitschaft zu Innovationen über Jahrzehnte möglich. Darüber hinaus wissen wir nicht nur, wie man Kunde schreibt, wir demonstrieren täglich, daß wir uns ihm gegenüber verpflichten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Bei der geringen Freizeit, die mir bleibt, suche ich Ruhe und Entspannung beim Golf, Motorradfahren, Segeln, Lesen und der Musik. Doch darf man sich nicht aus der Gesellschaft katapultieren, indem man nur noch in der Stube sitzt. Wie im Geschäft sind im Privaten oftmals Terminabsprachen hilfreich, um sich zu einer Joggingrunde oder einem gemeinsamen Opernbesuch zu „zwingen“.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Wissen ist der Rohstoff einer Industriegesellschaft. Das gilt für den Topmanager ebenso wie für den normalen Angestellten. Daher ist Weiterbildung Teil des Tagesgeschäftes.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Bleibe authentisch und bringe Dich so ein, daß andere das nachvollziehen können, was Du sagst. Du darfst nicht Wasser predigen und Wein trinken!
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich werde in absehbarer Zeit in den Ruhestand treten und daher meine Organisation auf diesen Wechsel akribisch vorbereiten. Ich habe mit der BASF phantastische Ziele erreicht, unter anderem auch den Aufbau des Business Centers Europe Central. Wir setzen heute nahezu drei Milliarden Euro in dieser Region um. Ich hoffe, daß wir bis zur Staffelübergabe noch ordentlich was oben draufsetzen werden.
Ihr Lebensmotto?
Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden.