Zum Erfolg von Eva Schiefer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich das wundervolle Gefühl, einen schönen Tag verlebt zu haben. Wenn ich bei dem, was ich tue, ein gutes Gefühl habe, dann bin ich erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke, ein bißchen Mut war wohl ausschlaggebend für meinen Erfolg. Als ich aus den Reihen meiner Kollegen zur Direktorin ernannt wurde, sagte ich mir, daß ich es einfach probiere. Mit Gewalt kann man nichts erreichen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich handelte immer schon nach meinem Bauchgefühl, eine gewisse Reife bringt es mittlerweile allerdings mit sich, daß ich heute auch meinen Verstand befrage, bevor ich Entscheidungen treffe.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Mir liegt am Titel Direktorin als solchem nichts. Trotzdem lasse ich mich von den Kindern mit Frau Direktor ansprechen, um im Bewußtsein der Mädchen zu verankern, daß auch Frauen wichtige Positionen erreichen können. Als Kind hatte ich derlei Vorbilder nie, denn in Pischelsdorf waren damals sämtliche wichtige Positionen von Männern besetzt. Ich möchte, daß die Mädchen von heute erkennen, daß ihnen alle Möglichkeiten offenstehen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als man mich fragte, ob ich die provisorische Leitung der Schule übernehmen wolle, verspürte ich einen Zustand von Jux und Tollerei. Ich sah dies als Herausforderung und nahm sie an.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Großmutter Anna Krbek, Mutter von acht Kindern, von denen sechs Mädchen überlebten, war bei meiner Geburt dabei und prägte auch meine bis heute bestehende Nähe zu Natur und Umwelt. Ihre Art, mich am Leben teilhaben und es mitgestalten zu lassen, anstatt strenge Erziehungsmaßnahmen zu ergreifen, beeinflußte meine spätere Anschauung über Erziehung ganz wesentlich. Durch den wöchentlichen gemeinsamen Besuch der Heiligen Messe prägte sie auch meinen späteren tiefen Bezug zum Wort und dessen Bedeutung.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Frau Dr. Schmitzer, Praxisbetreuerin der Lehrerakademie am Grazer Hasnerplatz, besuchte heuer mit den Studierenden unsere Integrationsklasse in der ersten Schulstufe. Sie besichtigte auch Bibliothek, Küche und Computerraum und war hellauf begeistert von unserem Konzept an der Schule, die sie auch als Praxisschule für ihre Studierenden vorschlagen wird. Das zeigte mir, daß wir mit unserer Arbeit richtig liegen.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich würde mir mehr unverbindliche Übungen zur Interessens- und Begabungsförderung wünschen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir definieren gemeinsame Ziele, mit denen sich alle identifizieren können. Alljährlich haben wir ein Motto, an dem sich alle orientieren. Die gemeinsamen Ziele bewirken, daß nicht alle damit beschäftigt sind, Fehler bei den anderen zu suchen, sondern lieber gemeinsam in eine Richtung schauen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir haben in unserer Schule besondere Schwerpunkte: miteinander leben, das Wort gebrauchen und den Bezug zur Natur fördern. Seit 1991 fördern wir die Integration, anfangs im Schulversuch, mittlerweile im Regelschulwesen. Der ehemalige Bürgermeister, Herr Dr. Franz Nussmayer, ermöglichte uns 1996 die Errichtung einer Schulbibliothek, die mir ein besonderes Anliegen war. Jede Woche hat jede Klasse mindestens eine Bibliotheksstunde. Wir haben eine eigene Schulküche und pflegen auch das gemeinsame Essen. Wir bieten verschiedene unverbindliche Übungen an, damit Kinder ihre speziellen Interessen entwickeln können.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die junge Generation hat alle Möglichkeiten. Ich rate ihr, diese wahrzunehmen und es einfach zu versuchen!
Ihr Lebensmotto?
Sag ja, sooft du ja sagen kannst!