Zum Erfolg von Christine Rohr-Bernard
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich sehe es als Erfolg an, daß meine Ideen gefragt sind und angenommen werden, und daß meine Kunden sich an meinen Kreationen erfreuen. Erfolg auf Kosten anderer ist für mich nicht denkbar.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin mittlerweile zu den Top-Modistinnen Österreichs aufgestiegen, was mich ganz besonders freut.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Die Niederlage, die ich damals mit meinem Geschäft erlitten hatte, veranlaßte mich zu kämpfen. Ich arbeitete Tag und Nacht, bis ich meine Schulden abgetragen hatte, und nahm einen neuen Anlauf. Ich konnte dabei meine Erfahrungen und meine Erkenntnisse aus meinem damaligen Scheitern einbringen. Heute habe ich wieder mein eigenes Geschäftslokal und stehe schuldenfrei da.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Geht nicht, gibt‘s nicht. Eine Lösung findet sich immer.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Ich persönlich fühlte mich in meinem bisherigen Leben noch nie benachteiligt. Eine Benachteiligung sehe ich allerdings für Frauen mit Kindern. Die lange Babypause erschwert Frauen den Wiedereinstieg ins Berufsleben.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich bastelte bereits in der Hauptschule Ohrringe und Schmuckstücke, die ich erfolgreich an meine Lehrer und Mitschüler verkaufte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Meine erste erfolgreiche Entscheidung, die ich bewußt traf, war jene, nicht auf dem Land zu bleiben, sondern mein Geschäft hier in Graz zu eröffnen.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Meine berufliche Entwicklung habe ich selbst bestimmt. Doch ich bewundere hervorragende Künstler, wie beispielsweise den Engländer Philip Treacy, dessen Hutkreationen internationales Aufsehen erregen. Bei Philip Treacy stimmen die Farben und die Kombinationen, und keine Feder ist am falschen Platz. Für mich sind seine Werke in ästhetischer Hinsicht unerreicht.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Eines Tages stattete mir eine Kundin, die sich zuvor die Auslagen eines Hutgeschäftes in Wien angeschaut hatte, einen Besuch ab. Sie erzählte mir, daß neben ihr ein Pärchen kritisch die ausgestellten Hüte betrachtet und dann gemeint hatte, daß es in der Kalchberggasse in Graz viel schönere Hüte gäbe. Die Dame hatte sich dann nach meiner Adresse erkundigt und mich in weiterer Folge aufgesucht.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Zwischen Designern und Schneidern gibt es eine Kluft, die meines Erachtens kontraproduktiv ist, denn um gute Ergebnisse zu erzielen, sollten die beiden Bereiche einander ergänzen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Die Mitarbeiter, die ich für die Seefestspiele in Mörbisch engagiere, benötigen gutes Durchhaltevermögen, da oft viele Stunden am Stück gearbeitet werden muß. Außerdem müssen die Bewerber geschickt sein und eine schnelle und selbständige Arbeitsweise an den Tag legen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch gute Bezahlung, gemeinsame Unternehmungen und ein angenehmes Betriebsklima.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Ich bin sehr flexibel - wenn nötig, packe ich die Werkstatt zusammen und schlage sie vor Ort wieder auf. Ich vermag sehr gut Entwürfe zu lesen und diese umzusetzen. Und schließlich habe ich meinen eigenen Stil, der mich unverwechselbar macht.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Der Markt ist sehr klein, und ernst zu nehmende Konkurrenz gibt es für mich nicht.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Arbeit bedeutet für mich gleichzeitig Entspannung, nicht Belastung. Mein Partner ist Musiker, und wir bringen beide sehr viel Verständnis für das berufliche Engagement des anderen auf.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Mein Appell an die Jugend lautet: Junge Leute, hört nie auf zu lernen.
Ihr Lebensmotto?
Kreatives Chaos.