Zum Erfolg von Barbara Coudenhove-Kalergi
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Was man gerne macht, macht man gut. Was man gut macht, macht man gerne - insofern bedeutet Erfolg für mich, annähernd ein Leben führen zu können, das meinen persönlichen Neigungen und Vorstellungen entspricht, und zwar unabhängig von der Stellung und von dem materiellen Nutzen, den eine derartige Lebensweise abwirft.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin zufrieden.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ein Quentchen Glück gehörte bestimmt dazu. Während der Wende rückte ich in das öffentliche Rampenlicht und wurde bekannt. Ich verdanke meinen Bekanntheitsgrad dem Umstand, daß ich als Journalistin am richtigen Platz war. Vorbereitung und waches Interesse am Zeitgeschehen ließen mich früh erkennen, daß dieser politische Umbruch bedeutsam sein würde. Mein persönliches Interesse aufgrund der Vertreibung meiner Familie aus Prag trug dazu bei, daß ich mir viel Wissen über politische Ereignisse in Osteuropa aneignete. Mich interessierte brennend, was unter der Oberfläche geschah. Geht man jenen Dingen nach, die für einen von persönlich hohem Interesse sind, dann wird Erfolg wahrscheinlicher, meine ich. Ich ließ mich manchmal etwas treiben, ohne mir großartig Ziele zu setzen, aber ich habe mich einfach Schritt um Schritt in die richtige Richtung bewegt.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich schrieb schon als Kind gerne Balladen und Geschichten, dachte aber lange nicht daran, einmal Journalistin zu werden. Auf Anregung eines Freundes schickte ich eine meiner Geschichten an Fritz Molden von der Presse, und sie fanden ein sehr gutes Echo, was mich schließlich dazu bewog, mich mit dem Journalismus auseinanderzusetzen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Als ich die Korrespondentenstelle in Prag angeboten bekam, zögerte ich zuerst, denn schließlich hatte ich mir in Wien ein gutes Leben aufgebaut. Das Ja zu dieser großen Herausforderung war schließlich goldrichtig für mich.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater war ein gebildeter Mensch, und die Tatsache, daß meine Eltern eine umfangreiche Bibliothek besaßen, war sicher wichtig für meine Entwicklung. Zu meinem Glück hatte ich stets angenehme Vorgesetzte, wie zum Beispiel Prälat Unger (Caritas) oder Monsignore Maurer (Galerie St. Stephan). In Alpbach, wo ich in meinen Anfängen beim österreichischen College arbeitete, war mir Fritz Hansen-Möwe, später Fernsehintendant, Freund und Mentor. Im journalistischen Bereich fand ich meinen Weg allein.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Als wertschätzend empfinde ich vor allem die Meinungen von Menschen aus der Branche, die ich selbst sehr achte. Ich freute mich sehr, wenn mir Menschen im Alltag die Rückmeldung gaben, daß ich für sie sehr verständlich bin.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich war zu meinem Glück mit einem verständnisvollen Mann verheiratet, der mich unterstützte und sich mit mir über Erfolge freute, und so waren die Grenze der beiden Lebenssphären fließend, beide Lebensbereiche gut vereinbar.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich arbeite an einem Mentoring-Programm für junge Journalistinnen, bin aber manchmal skeptisch, ob ein so gezieltes Festsetzen des Klischees des Journalisten wirklich erfolgversprechend ist. Auf den ersten Blick meine ich zu erkennen, ob jemand auch etwas zu sagen hat und ob er oder sie als Journalist wirklich gut geeignet ist. Jemand, der sich tatsächlich darauf versteht, sich an der Wirklichkeit und an Fakten zu orientieren, der die Dinge in einen größeren Gesamtzusammenhang bringen und umfassende Vergleiche anstellen kann, erscheint mir als ideal für diesen Beruf. Brennendes Interesse ist ein gutes Omen, um auch unter schwierigen Bedingungen seinen beruflichen Weg zu finden, ob im Journalismus oder anderswo. Zudem gibt es heute reichhaltige Fortbildungsmöglichkeiten zur Vertiefung im Journalismus. Zu meiner Zeit war noch die Fähigkeit zur Improvisation von besonderer Wichtigkeit.
Ihr Lebensmotto?
Nur kein Getue!