Zum Erfolg von Ingrid Seidermann-Derschan
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, einen anderen Menschen glücklich machen zu können. Wenn meine Familie sich wohlfühlt und meine Kunden mit meiner Arbeit zufrieden sind, fühle ich mich erfolgreich. Geld zu verdienen hat für mich keinen so hohen Stellenwert, Erfolg bedeutet eher, die Freiheit zu haben, eine Arbeit auszuführen, die mir Spaß macht.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich kann das nur schwer über mich sagen. Ich möchte immer mehr erreichen, als ich im Moment habe, deshalb bin ich für meine Maßstäbe nie erfolgreich genug. Ich denke, daß ich in allem, was ich bisher gemacht habe, sehr gut war - aber ich habe noch viele Ziele.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Der Spaß an der Arbeit. Friseurin zu sein, war nie nur mein Beruf, sondern auch mein Hobby. Wann immer ich frei hatte, machte ich meinen Familienangehörigen und Freunden die Haare. Außerdem verbrachte ich schon in der Lehrzeit fast jeden freien Montag damit, Kurse zu meinem Beruf zu besuchen, und an den Abenden fuhr ich regelmäßig nach Linz, um an Trainingskursen teilzunehmen.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ein Vorbild war mir meine Lehrherrin, Frau Leitner. Diese Frau erlernte drei verschiedene Berufe und leistete tolle Arbeit. Sie war eine zwar strenge, aber gerechte Chefin, die ihre Mitarbeiterinnen sehr forderte, und das empfand ich als positiv.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
In der Dienstleistungsbranche sind die Mitarbeiterinnen sehr wichtig. Nicht jeder Kunde möchte von mir bedient werden, die Geschmäcker und Stilrichtungen sind eben sehr verschieden, und deshalb ist es wichtig, mit unterschiedlichen Friseurinnen alle Bedürfnisse der Kunden abdecken zu können. Ohne meine Mitarbeiterinnen hätte der Betrieb keine Chance zu existieren, sie sind ein wichtiger Bestandteil. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich wähle meine Mitarbeiterinnen nach meinem Gefühl nach aus. Meine langjährige Erfahrung in dieser Angelegenheit hat mich gelehrt, daß dadurch fast immer eine richtige Entscheidung fällt. Bei Lehrlingen sehe ich mir die Noten in den typischen Lernfächern wie Biologie oder Geschichte an. Wer in solchen Fächern schlechte Noten hat, ist faul, weil es ja nur darum ginge, sich hinzusetzen und den Stoff zu lernen. Für Mathematik oder Englisch kann man mehr oder weniger Begabung haben, das ist für mich nicht so ausschlaggebend, Fleiß ist mir aber sehr wichtig.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich hoffe meinen Mädchen Vorbild sein zu können, was die Arbeitshaltung anbelangt. Ich möchte ihnen vermitteln daß es toll, ist etwas Neues lernen zu können und daß wir einen wunderbaren Beruf haben, der sehr viel Kreativität voraussetzt und einfach Spaß macht.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich bin keine autoritäre Chefin. Mein Umgang mit den Mitarbeiterinnen ist sehr freundschaftlich.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich teile mir meine Zeit sehr genau ein, da meine Söhne noch im Volksschulalter sind und ich daher nicht die ganze Woche im Geschäft verbringen kann. Ich habe fixe Zeiten, in den ich arbeite und ebenso fixe Zeiten, in denen ich bei meiner Familie bin. Wenn wir auf Urlaub sind, versuche ich nicht an den Betrieb zu denken und bin grundsätzlich nicht erreichbar.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Meine Mitarbeiterinnen und ich verwenden sehr viel Zeit für Fortbildung, da sich gerade in unserer Branche immer wieder Neuigkeiten ergeben. Wir besuchen viele Seminare, und ich lade regelmäßig Trainer in den Salon ein, um neue Schnittechniken zu präsentieren. Ich habe seit Beginn meiner Lehrzeit immer schon enorm viel Zeit in Weiterbildung investiert.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe das Ziel, in der Umgebung eine gewisse Bekanntheit zu erreichen. Ich möchte, daß dieser Salon in aller Munde ist, denn ich habe jetzt schon Kundinnen, die extra aus Wien kommen. Außerdem möchte ich wieder mehr Zeit für meine Arbeit haben, wenn meine Kinder größer sind. Gewisse Dinge lassen sich nur mit entsprechend viel Zeit verwirklichen.