Zum Erfolg von Joschka Pauleschitz
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist die Abwesenheit von Mißerfolg. Erfolg ist, wenn man lernt, mit den eigenen Unfähigkeiten und den Unfähigkeiten der anderen umzugehen. Erfolg ergibt sich also, stellt man sich seinem Lernprozeß.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin unterwegs. Ich glaube nicht, daß ich meinen Erfolg in Ziele quantifizieren bzw. genau definieren kann und will, wo ich genau stehe. Ich lehne mich nicht mehr an Zielmarken wie in jungen Jahren (da war zum Beispiel einmal ein Moped eines meiner Ziele, das dann von einem anderen Ziel abgelöst wurde usw.). Mein Geschäft unterhält mich. Es sorgt für meinen Unterhalt und meine Unterhaltung. Mit Geld umzugehen, sehe ich als etwas Lustvolles, unheimlich reich muß ich aber nicht werden. Materielles zu erwerben ist eben ein grundsätzliches Übel, und es soll mich nicht zur Verzweiflung bringen oder dazu, dem Geld nachzurennen, bloß um rund um mich alles Wesentliche zu vergessen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich bezweifle, daß man sich verändern kann. Diese Erkenntnis hat Auswirkungen in zweierlei Hinsicht: zum einen ist sie furchterregend, zum anderen entspannt sie, weil man feststellt, daß man sich Zeit lassen kann, um sich auf die wesentlichen Dinge, die einem von Bedeutung sind, zu konzentrieren. Man findet Banales heraus, nämlich was Glück, Zufriedenheit und Gesundheit einem wahrhaftig bedeuten.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Interessant und originell empfand ich zu Studienzeiten etliche Ethnologen. Helmut Waldert war im Medienbereich mein einziges Vorbild. Seine Beiträge in Dokumentarform beeindruckten mich sehr. Vorbilder sind ja aufgrund der Macht, die man ihnen einräumt, auch immer bedrohlich. Die radikale Konsequenz in der Recherche, die erdige Art und berufliche Disziplin von Helmut Waldert nahm ich besonders wahr.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Menschen, die in mein Geschäft kommen, geben mir beruhigenderweise immer wieder sehr viel positives Echo. Das erstaunt und freut mich nach wie vor.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mutter hilft mir regelmäßig aus, gemeinsam mit einer Mitarbeiterin. Beide bringen sehr viel an Ideen und Engagement ein.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Eine direkte Konkurrenz in Form eines anderen Filzspezialgeschäftes habe ich nicht, obwohl Filz im allgemeinen wieder in Mode kommt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es gibt in Wirklichkeit keine Grenzen, und ich bin keiner, der den Schalter umlegt. Mein Leben findet immer statt. Meine Frau trennt Beruf und Freizeit stärker.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Vergiß nicht das Denken und Fühlen vor dem Handeln. Aber vergiß vor allem nicht aufs Handeln, weil es im Endeffekt egal ist, was du denkst und fühlst. Wichtig ist, was du tust, und wie du es tust, und vor allem, daß du es tust! Obwohl ich aufgrund meiner Tätigkeit über großes Wissen im Bereich Zielsysteme verfüge, weiß ich anderseits auch, wie relativ es ist, mit Zielen zu operieren. In Großunternehmen werden Zielgrößen übertrieben, um Budgets zu gewinnen. In Form von Präsentationen im Sinne eines plakativen Managements wird in größeren Unternehmen wahrhaftig gelogen, und ich möchte diese Art nicht übernehmen. Man muß als Kleinunternehmer reale Ungewißheiten ins Kalkül ziehen, auch wenn man theoretisch weiß, was man will. Es gibt viele Faktoren, die ein Ergebnis mit sich bringen und die einzelne Schritte rechtfertigen. Eine Übereinstimmung mit dem eigenen Gefühl und den gegebenen Möglichkeiten erachte ich bei der Berufswahl als wesentlich. Am erfolgversprechendsten ist es, interessante Möglichkeiten mit interessanten Menschen in einer interessanten Umgebung umzusetzen.