Zum Erfolg von Gertrud Grilz-Seger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, im großen und ganzen so leben zu können, wie ich mir das vorstelle und mit meinem Leben zufrieden zu sein, auch wenn ich noch nicht dort bin, wo ich hin will.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ganz sicher meine Flexibilität und Ausdauer. Da ich sehr vielseitig interessiert bin, war es nicht einfach, eine endgültige Entscheidung zu treffen, welches Studium und welchen Beruf ich schließlich wählen sollte. Deshalb absolvierte ich zwei Studien gleichzeitig, bis schließlich die Liebe zu den Tieren die Oberhand gewann.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Das größte Problem unserer Branche besteht darin, daß es keinen Zusammenhalt unter den Tierärzten gibt, ganz im Gegenteil. Die Anrede ist zwar immer mein lieber Freund, aber der Neid unter den Kollegen ist sehr groß, ein Faktum, das leider im Studium schon gefördert wird. Es gibt keine geschlossenes Auftreten nach außen, da auch keine Tierärztekammer existiert. Es gibt wohl Standesregeln, aber die werden nur selten eingehalten. Massives Preis-Dumping ist ebenfalls ein Problem unserer Branche, und schließlich ist es auf dem Land sehr schwierig, Vertretungen zu organisieren.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mitarbeiter sind ganz wichtig. Sie spielen eine zentrale Rolle und stellen in meiner Branche auch einen ganz entscheidenden Sicherheitsfaktor dar.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Das wichtigste ist, daß meine Mitarbeiter keine Angst vor Tieren haben. Diese Aussage scheint überflüssig, doch ich machte die Erfahrung, daß manche Menschen gar nicht wissen, daß sie sich vor Tieren fürchten, weil sie nicht bedenken, daß die meisten Tiere unter Streß stehen, wenn sie zum Tierarzt müssen und sich deswegen anders verhalten als normalerweise. Weiters lege ich den allergrößten Wert auf soziale Kompetenz, denn meine Kunden sollen sich bei mir wohlfühlen. Es ist mir sehr wichtig, daß meine Mitarbeiter mit den Kunden freundlich und einfühlsam umgehen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere meine Mitarbeiter durch Gespräche, sowohl berufliche als auch private Probleme betreffend.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Da der gesamte Bereich der Tiermedizin sehr umfangreich ist, ist fast jeder Tierarzt auf gewisse Gebiete spezialisiert. Ich zum Beispiel bin Spezialistin für chronische Erkrankungen bei Kleintieren sowie im Bereich Zahnheilkunde bei Großtieren. Doch nicht nur die Kompetenz ist ausschlaggebend, eine sehr große Rolle spielen Faktoren, die man kaum einschätzen kann Bei den Kleintieren zählt vor allem die Sympathie. Die Bauern sind etwas bodenständiger, für sie zählt allein, ob das Tier durch meine Behandlung überleben wird oder nicht.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Koordinierung von Beruf und Privatleben ist das Schwierigste von allem! Kinder sind für mich kein Thema, das hat nichts mit meinem Beruf im speziellen zu tun. Ich glaube, daß sich Kinder und eine berufliche Karriere nicht gut vereinbaren lassen.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich verwende recht viel Zeit für meine Fortbildung, wobei diese natürlich auf Kosten meiner Freizeit geht, denn Kurse sind für mich immer mit Fahrten nach Wien oder Deutschland verbunden. Drei Fortbildungen im Jahr sind für mich das Minimum, zusätzlich bilde ich mich autodidaktisch weiter.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man soll nicht auf die allgemeine Meinung, die über bestimmte Berufe herrscht, hören. Mir wurde zum Beispiel gesagt, daß nur ein Jus- oder ein Wirtschaftsstudium sinnvoll sei. Ich halte es für besser, das zu tun, was einen wirklich interessiert, denn was man gerne macht, das macht man auch besonders gut.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte mir nach der harten Aufbauarbeit der letzten Zeit etwas mehr Lebensqualität schaffen und Freiräume für mich finden, doch eigentlich bin ich im großen und ganzen sehr zufrieden.