Zum Erfolg von Wilhelm Heiner Herzog
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich denke, jeder Mensch braucht Erfolg. Erfolg ist jedoch etwas sehr Individuelles. Ich differenziere zwischen drei Kategorien des Erfolges: Da ist einmal der Erfolg im privaten, familiären Bereich. Hinzu kommt der berufliche Bereich, wo ich zwischen zwei Ansätzen unterscheide, nämlich dem meßbaren Erfolg, indem man Projekte und Ideen verwirklicht, und dem Erfolg, den man nicht messen oder in Zahlen ausdrücken kann. Ein solcher Erfolg ist für mich das Bewußtsein, vielen Menschen in der Bewältigung ihrer Lebenssituation geholfen zu haben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe vier Kinder und bin seit 37 Jahren glücklich verheiratet. Meine Ziele dabei waren es immer, meinen Kindern gemeinsam mit meiner Frau Begleiter auf dem Weg zu ihren eigenen Werten zu sein. Meine Kinder gehen heute sehr klar und erfolgreich ihren eigenen Weg. In meinem Engagement im Rahmen des LFI sehe ich mein persönliches Lebenswerk. Es gelang mir, ausgehend vom Null-Status eine bleibende und anerkannte Institution mit einem Jahresbudget von rund 50 Millionen Schilling zu machen. Schließlich konnte ich sehr vielen Menschen helfen und sie ein Stück ihres Weges begleiten. Besonders stolz macht es mich, daß ich vielen Menschen sehr erfolgreich zur Seite stand, wenn es darum ging, Generationenkonflikte zu überwinden.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin ein Mensch, der sich sehr stark in andere hineindenken kann und dabei auch ihre Fähigkeiten und Talente erkennt. Mich interessierten immer die Menschen, und ich stellte immer die Frage wer ist das Du hinter meinen Mitmenschen. Zudem hatte ich stets Ziele vor Augen, die ich jedoch immer unter Einbeziehung des Umfeldes verfolgte. Dieses Grundprinzip erleichterte mir auch den Zugang zu Kooperationen mit dem Arbeitsmarktservice. Da ich selbst nicht bäuerlicher Abstammung bin, sah ich viele der Probleme der ländlichen Bevölkerung in einem anderen Licht. Gerade diese Fähigkeit der Außensicht erleichterte es mir, für die Bauern erfolgreich tätig zu sein. Zu all diesen Faktoren kommt die Tatsache, daß ich eine sehr schöne Kindheit erleben durfte. Meine Frau - introvertiert, religiös und philosophisch, wie sie ist - prägte mich ebenfalls sehr stark und trug mit zu meinem Erfolg bei. Schließlich ist mein Leben von einem ganz starken Gestaltungswillen geprägt. Im Rahmen meines Engagements für das LFI hatte ich absolute Unterstützung durch die Kammerführung. Ohne dieses wohlwollende Umfeld wären meine Erfolge nicht möglich gewesen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Dieses Gefühl empfand ich erstmals als Landjugendreferent. Ich wollte mir selbst beweisen, daß ich etwas kann. Die Schule der Landjugend war hart und von ständigen Konfrontationen begleitet. Da mußte ich bestehen - und ich bestand. Dies gab mir erstmals das Gefühl, erfolgreich zu sein.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Eine Person, die mich sehr stark geprägt hat, war Monsignore Karl Strobl, Mitbegründer der Katholischen Aktion Österreichs.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich war vielleicht nie der typische Chef, für mich war es immer wichtig, die Mitarbeiter zu motivieren. Freiraum geben und Vertrauen schenken, das waren die Grundpfeiler meines Führungsverständnisses.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die Jugend von heute ist weder besser noch schlechter als die Jugend meiner Zeit. In Wahrheit bewundere ich die Jugend, wie sie heute in dieser komplizierten Zeit zurechtkommt. Ich wünsche den jungen Menschen, daß sie an sich selbst glauben und einen langen Atem entwickeln. Es braucht Ziele, es braucht Zeit, und es braucht Kraft, wenn man erfolgreich werden will. Optimismus und Visionen helfen dabei sehr. Junge Menschen müssen bewußt ihre individuellen Werte entwickeln und dazu stehen können, unabhängig von den Strömungen des Zeitgeistes.
Ihr Lebensmotto?
Hoffnung hat einen längeren Atem als Angst