Zum Erfolg von Helene Schmidt-Levar
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Mit Erfolg verbinde ich die Verwirklichung meiner Träume und Wünsche im kulturellen Bereich. Dabei ist es mir wichtig, daß künstlerische Produktionen ein hohes Niveau erreichen und sich in finanzieller Hinsicht auch selbst tragen. Als Juristin freue ich mich, wenn ich für meine Klienten etwas Konstruktives erreichen kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin in meinem Inneren zufrieden. Gerade der jüngste Erfolg mit dem Stück Angelica war für mich von großer Bedeutung.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Mein Mann unterstützte schon immer meine Vielseitigkeit. Und ich hatte das Glück, bereits von meinen Eltern gefördert worden zu sein, wofür ich heute noch sehr dankbar bin. Auch meine jüngere Schwester Elisabeth und ihre Familie unterstützen meine kulturellen Aktivitäten. Schon in der Klosterschule eignete ich mir Zähigkeit und Disziplin an. Was ich mir vornehme, führe ich durch. Ich verlange aber auch von meinen Mitarbeitern Disziplin.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Bei meinen ersten Verhandlungen im Gericht, wo ich Zeugeneinvernahmen im Auftrag des Richters durchzuführen hatte, wollten die Zeugen gar nicht mit einer Frau sprechen, sondern auf den Herrn Rat warten. Weibliche Juristen war man einfach nicht gewöhnt. Mittlerweile hat sich das Klima aber schon sehr gewandelt.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Im Bereich des Legalen ist alles erlaubt. Wer kopiert, muß aber dahinter stehen. Im juristischen Bereich kann eine originelle Fragestellung weiterhelfen, und im künstlerischen Bereich gibt es nur die Grenzen, die man sich selbst setzt. Wenn ich mich mit einem neuen Thema befasse, dann beschäftige ich mich auch mit Sekundärliteratur, um neue Aspekte zu finden.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Mann war nach meinen Eltern mein wichtigster Begleiter. Er freute sich stets über meine Erfolge und war bei jeder Premiere dabei, was ich sehr zu schätzen weiß. Bruno Felix, der Intendant des Theaters in Bregenz imponierte mir mit seinen genauen und behutsamen Inszenierungen. Im weiteren lernte ich von Heinz Haiden, dem Direktor des Österreichischen Tourneetheaters, viel Wertvolles über die szenische Bearbeitung von Stücken.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die Freude und die Betroffenheit - also die emotionale Beteiligung der Zuschauer - sind für mich das allerschönste Kompliment. Natürlich freue ich mich über Briefe und Lob, das ich auch sofort an die gesamte Gruppe weiterleite.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Theater ist Teamarbeit. Die Dynamik, die in einer Gruppe entsteht, kann sehr bereichernd sein, und Mitarbeiter können eine Inspirationsquelle sein. Das sehe ich in der Kanzlei meines Mannes ebenso wie im Theaterbereich.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Im juristischen Bereich haben mein Mann und ich jeweils ein hundertprozentiges Vetorecht bei der Auswahl von Mitarbeitern. Wir haben nur kompetente, engagierte Mitarbeiter, die über hohes Fachwissen verfügen. Im Theaterbereich ist die künstlerische Qualität gleichwertig mit menschlichen Qualitäten. Klarheit und Deutlichkeit sind mir wichtiger geworden - ich dulde keine Intrigen, auch wenn mir bei Konflikten und Spannungen meine Mediatorenausbildung weiterhilft.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Als Theaterensemble sind wir sehr flexibel, und wir verfügen in der Hegergasse in Wien III. über ein eigenes Kellertheater. Wir legen großen Wert auf die Werktreue bei der Aufführung von Nestroy-Stücken. Diese Stücke, mit historischen Kostümen ausgestattet, finden großen Anklang. Wir bieten unseren Gästen in Wien wie in Wolfsthal Catering an, in der Wolfsthaler Villa Pannonica kann man sogar übernachten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich konnte meine Tochter auch auf Tourneen mitnehmen, und mein Mann kümmerte sich ebenso sehr um unser Kind. Wir unternehmen viel miteinander und haben viele ähnliche Interessen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Man merkt erst mit der Zeit, wohin man sich im Leben wirklich entwickeln möchte, und dieser Richtung sollte man auf jeden Fall folgen. Ich erachte es als wesentlich, sich bewußt Zeit für Privates, für Freunde und Familie zu nehmen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Im Schlußwort von Angelica heißt es: Seid gut zueinander, ehret die Künste und achtet die Natur! Diese Aspekte nehme ich ernst, denn ein respektvoller und würdevoller Umgang mit meinen Mitmenschen ist mir weiterhin ganz besonders wichtig. Ein nächstes Projekt ist die Aufarbeitung der Geschichte meiner Familie, aber auch die Familie meines Mannes ist ein interessantes Thema. Ich habe noch viel Spannendes vor!