Zum Erfolg von Hildegard Gaggl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, im Leben weiterzukommen, anderen Menschen zu helfen und meine Ziele gemeinsam mit anderen zu erreichen.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Meine Zielstrebigkeit, mein Fleiß und mein hoher Einsatz. Und immer das Bestreben, für andere da zu sein.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Nein, eigentlich nicht, denn wir leben heute in einer Zeit, in der die Frauen alle Möglichkeiten haben, wenn sie wollen. Ich mußte mich zu Hause gegen fünf Brüder durchsetzen, und da habe ich gelernt, daß ich mehr leisten muß, um von meiner Kompetenz zu überzeugen, aber sonst ist es keinesfalls schwieriger.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Besonders erfolgreich war meine Entscheidung, 2001 eine Jugendtheatergruppe zu gründen, und den Jugendlichen, von denen viele Drogen- und Alkoholprobleme hatten, Schauspielunterricht zu geben, was Adi Peichl gerne und mit Begeisterung gemacht hat. Die Jugendlichen können für einige Zeit eine andere Identität annehmen, die Situation von anderen Gesichtspunkten betrachten, lernen Disziplin und haben Erfolgserlebnisse. Beim ersten Stück, das zur Aufführung kam, waren alle Vorstellungen ausverkauft, so daß die Theatergruppe heute noch besteht und erfolgreiche Produktionen gemacht werden.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Es gibt viele Menschen, die ich bewunderte, weil sie ihre Kraft und Energie anderen Menschen zur Verfügung stellten. Das hat mich auch animiert zu helfen und in einem Team zu arbeiten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die leuchtenden Kinderaugen bei vielen Veranstaltungen, wie Nikolo- oder Muttertagsfeiern, oder wenn die Kinder auf der Straße von weitem winken, denn sie zeigen ihre Freude ganz unmittelbar. Die Dankbarkeit der Senioren, wenn es für sie Veranstaltungen gibt. Das alles sind wunderschöne Anerkennungen. Die größte Anerkennung war aber die Wahl zur Bürgermeisterin, denn sie bestätigte mich für die zuvor jahrzehntelang geleistete Arbeit.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Die Bürokratie nimmt überhand. Durch die modernen Medien wie E-Mail wird man von Post überflutet, und es sollte alles noch am gleichen Tag beantwortet werden. Die Kommunen müssen immer mehr leisten und erhalten dafür immer weniger Geld. Dieses Problem wird in Zukunft noch größer werden und scheint mir im Moment nicht lösbar, und schlußendlich trifft es dann immer den Bürger, der zur Kasse gebeten wird.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Wie der Name schon sagt, sind sie Mitarbeiter mitverantwortlich. Sie tragen die Arbeit mit und sind unerläßlich für den Erfolg. In unserer Branche muß man aber zuerst Erfolg haben, damit man dann die Mitarbeiter bekommt, um eine erfolgreiche Arbeit in der Gemeinde zu leisten. Und ich muß trachten, daß die Mitarbeiter gut sind, denn sie sind ja auch Vertreter der Gemeinde nach außen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Die entsprechende Ausbildung ist Voraussetzung, aber für mich ist Menschlichkeit und Freundlichkeit letztendlich wichtiger.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
In erster Linie durch persönliche Gespräche, Seminare und Coachings.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Wenn ich sage, als Kollegin, so wäre das übertrieben, denn ich stehe in der Hierarchie oben, da ich ja auch die Verantwortung trage, aber ich denke schon, daß sie mich als Partner sehen. Und natürlich auch als Vorbild, denn ich kann nur das von ihnen verlangen, was ich ihnen vorlebe.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich muß mich täglich mit neuen Themen auseinandersetzen, und so bilde ich mich ständig weiter. Ich besuche außerdem einschlägige Seminare und Vorträge.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Man muß sich jenen Beruf aussuchen, der einem Freude und Spaß macht, so weit das möglich ist. Außerdem muß man jeden Tag neu entscheiden, ob man auf dem richtigen Weg ist, damit man Freude am Leben und Arbeiten hat.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, die Gemeinde in allen Belangen, aber vor allem im menschlichen Bereich gut zu führen, was nicht einfach ist, denn wir haben im Dorf österreichweit gesehen den größten Anteil an Akademikern in der Bevölkerung. Diese sind beruflich zumeist sehr stark engagiert, wollen hier ihre Ruhe haben, und es ist schwierig, sie ins Dorfleben einzubinden, damit wirklich ein gutes Miteinander herrscht, mit gemeinsamen Zielen und Aktivitäten. Die Einwohner sollen stolz sein können auf ihr Dorf und ihre Bürgermeisterin!
Ihr Lebensmotto?
Den Tag fröhlich beginnen und dankbar beenden.