Zum Erfolg von Ingrid Reichmann
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich mich in meinem Beruf verwirklichen kann und in einem Bereich arbeite, der meinen Interessen und Fähigkeiten entspricht, ist das authentisch und wird daher auch gut funktionieren. Kann ich mit Spaß und Kompetenz an eine Sache herangehen, ist sie meist von Erfolg gekrönt. Ich bin erfolgreich, wenn ich einem Menschen in seiner Entwicklung oder bei der Lösung seiner Probleme helfen kann. Das ist aber immer gemeinsame Arbeit mit dem Patienten, ich alleine kann nur wenig ausrichten. In meinem Beruf ist es wichtig, Vertrauen aufzubauen. Entscheidend ist dabei, den richtigen Punkt von Nähe oder Distanz zu finden, den der Betreffende zuläßt. Daher ist es eine schöne Anerkennung meiner Person, wenn mir das gelingt, und wenn mich meine Patienten weiterempfehlen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich mache den Menschen, den Patienten nichts vor. Nach dem ersten Gespräch sage ich ihnen, was sie bei mir erwarten können, und was ich ihnen bieten kann. Ich mache keine leeren Versprechungen oder wecke Erwartungen, die dann nicht erfüllt werden können. Das trägt sehr viel zu meinem Erfolg als Psychotherapeutin bei.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Die Psychotherapie ist ein frauendominierter Beruf, insofern gibt es in dieser Branche für mich als Frau keine Probleme. Ein wenig schwieriger ist es für die Karrierefrau im allgemeinen, da leider noch immer die Meinung weit verbreitet ist, eine Frau gehöre nach Hause an den Herd.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es gab immer wieder Menschen, die mich auf meinem Werdegang unterstützten und begleiteten. Professor Kryspin-Exner an der Uniklinik Innsbruck war sicherlich für meine psychologische und psychiatrische Arbeit prägend. Dr. Waldefried Pechtl stand mir beim Aufbau der Karriere ebenfalls beratend zur Seite.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich werde wohl als kommunikativ, verläßlich und als eine gute Zuhörerin gesehen, die für alle Probleme ein offenes Ohr hat. Ich kann mich in die Sichtweise meines Gegenübers hineinversetzen und wirke in Streitfällen vermittelnd und ausgleichend. Diese Fähigkeiten wurden mir auch vom Psychotherapieverband, wo ich einige Zeit im Vorstand war, bescheinigt.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Meine Authentizität ist sicher ein großes Plus. Meine Patienten erhalten 100 Prozent Ingrid Reichmann. Das Wohl der Patienten steht immer an erster Stelle. Daher kommt es durchaus vor, daß ich Menschen mit einem ganz speziellen Problem an einen Kollegen weiterempfehle, wenn sie dort besser aufgehoben sind. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wir leben in einem offenen Markt. Der Patient beziehungsweise Hilfesuchende kann sich seinen Therapeuten frei aussuchen. Ich versuche meine Arbeit so gut wie möglich zu machen und muß mich nicht größer machen, indem ich die Mitbewerber klein mache.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Jeder Mensch bringt andere Anlagen und Talente mit. Ich habe ein schlechtes räumliches Vorstellungsvermögen und wäre daher eine miserable Architektin. Darum sollten junge Menschen vor der Berufsentscheidung genau abwägen, wo ihre Interessen und Fähigkeiten liegen. Hat man dann einen Bereich gefunden, der einem liegt und Spaß macht, sollte man den Weg konsequent verfolgen und sich auch nicht von kurzfristigen Trends beeinflussen lassen.
Ihr Lebensmotto?
Sei neugierig, sei offen und entwickle dich ständig weiter.