Zum Erfolg von Johann Zechner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Eine Karriere zu planen ist für mich Vermessenheit, jedoch: Der Zufall bevorzugt den vorbereiteten Geist. (Louis Pasteur) Für mich bedeutet dies, daß ganz profane Arbeit und intensive Beschäftigung mit der Materie hinter dem Erfolg stehen. Die Grenze zwischen Vision und Realität kann man nur im Tun durchbrechen. Hier sollten eigentlich unsere diversen gesellschaftlichen Systeme (z. B. pädagogische, politische) eine Stützfunktion einnehmen, anstatt ständig zu fragen: Was wollt ihr? Wir sind eine katholische Schule mit Orientierung nach vorne: Wo will ich hin? Und diene ich hier auch als Stütze für andere? Diese Frage muß jeder für sich selber beantworten.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich noch nicht gänzlich als erfolgreich - dazu müßte erst mein Werk Allgemeingut werden -, aber ich bin glücklich. Die visionäre Konstruktion Umwelt und Wirtschaft ermöglichte bisher allen Absolventen der Schule eine gute Anstellung und hat eine notwendige Funktion. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Viel Arbeit war nötig, und manchmal war es ein harter Kampf. Neben großem persönlichen und sachbezogenen Einsatz war natürlich der Glaube an die Sache wesentlich. Nach und nach kam aber auch Unterstützung von außen dazu, denn auf Dauer ist man allein machtlos. Ich hatte das Glück, exzellente Lehrer zu bekommen. Heute bin ich mit dem Ergebnis größtenteils zufrieden.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich habe während meiner Pionierarbeit für diese Schule mein Lehrgeld bezahlt, da ich ursprünglich annahm, daß mit der Gründung das Wesentliche geschehen sei. Dies war ein Irrtum, da sich die Standortsicherung jenseits der Hauptverkehrsrouten nach etwa fünf Jahren als schwierig und finanziell belastend herausstellte. Heute sind wir etabliert.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Erfolgreich fühle ich mich, da ich diese Pionierarbeit leisten durfte. Erfolg definiert sich für mich nicht nur durch finanzielle Anerkennung, ich sehe Erfolg prinzipiell im Bereich der geistigen Errungenschaften angesiedelt. Ich sage meinen Schülern: Wenn aus euch ein Nobelpreisträger hervorginge, wäre ich besonders stolz! Erfolg ist ein notwendiges Ziel, das heißt, daß ich erkenne, wo Not ist und wie ich sie wenden kann. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Da ich Biologe bin, kann ich sagen, daß es viel Originelles, aber wenige Originale gibt. Die hohe Kunst ist - und die Evolution macht es uns vor -, aus Bestehendem neue funktionierende Systeme zusammenzusetzen. Meinen Schülern vermittle ich, daß es nicht notwendig ist, völlig Neues zu erfinden, sondern gut und richtig, Bestehendes zu verbessern und zu erweitern. Man muß sich nur trauen, etwas anzugehen. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Elternhaus war Bildung gegenüber sehr aufgeschlossen. Von uns sieben Kindern haben zwei eine höhere Schule absolviert, und die anderen fünf verfügen über einen Hochschulabschluß. Mein Großvater war Mühlradzimmermann, und ich bewundere ihn sehr, da er sich mit seiner Hände Arbeit in einer schwierigen Zeit hochgearbeitet hat.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Daß fast 400 Schüler die Schule besuchen und bereits 600 Absolventen in der Wirtschaft stehen, leider aber auch der Neid anderer und die Tatsache, von anderen nachgeahmt zu werden. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Unsere Erziehung geht dahin, Neuem gegenüber vorsichtig zu sein. Neugierde wäre jedoch das wichtigste Erziehungsprinzip, und der Mut zu Neuem, ohne Bewährtes zu zerstören, wobei eine gesunde Skepsis erlaubt ist. Sichtbar wird dieses Thema in der Verwaltung: es kann nur das verwaltet werden, was schon vorhanden ist. Es wäre schön, in Österreich ein sogenanntes Innovationsministerium zu haben. Ein Ministerialrat war uns am Wege der Entstehung der Schule behilflich, ohne ihn gäbe es unsere Schule heute nicht.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne mein motiviertes Team wäre der Betrieb natürlich nicht aufrechtzuerhalten. Ich selbst sah mich immer als Primus inter pares - als Erster unter Gleichen - ich wollte ja kein Chef werden, sondern nur diese Schule gründen. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Der Standort der Schule spricht für sich - diejenigen, die nur Geld verdienen wollen, gehen nicht ins Yspertal. Daher kommen nur wirklich interessierte Lehrer an die Schule, die ich nach einem einfachen Wertmaßstab auswähle: Liebe zur Jugend und zur Schöpfung und Wille zur Wohltat.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Selbst sieht man sich natürlich anders, als man von seinen Kollegen gesehen wird. Es ist wesentlich, seine Mitarbeiter am Geschehen teilhaben zu lassen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die Vereinbarkeit dieser beiden Bereiche ist nicht immer einfach, meine Frau war aber immer an meinen beruflichen Aktivitäten beteiligt und auch maßgeblich in den Aufbau der Schule involviert. Seit Jahren arbeitet sie als Sekretärin in der Schule. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Mein ganzes Leben ist Weiterbildung. Neugierde ist die menschlichste und wichtigste Säule des Glücks. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Jeder sollte sich gründlich überlegen, was für ihn ein erstrebenswertes, notwendiges Ziel ist, und anschließend dafür arbeiten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte noch gerne im Bereich Nachhaltiges Wirtschaften auf internationaler Ebene einige not-wendige Projekte starten.
Ihr Lebensmotto?
Der Glaube kann Berge versetzen.