Zum Erfolg von Erich Streuhofer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Mein größter Erfolg ist die Anerkennung meiner Gäste. Wenn nur ein Besucher mein Engagement sieht und honoriert, hat sich all die Mühe schon gelohnt. In letzter Instanz ist natürlich auch der wirtschaftliche Erfolg wichtig.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Heute wollen die Gäste mit dem Chef kommunizieren, daher bin ich von der Küche ins Service gewechselt. Ich merke von Tag zu Tag, daß der Umsatz besser wird und die Gäste zufrieden sind. Ältere Herrschaften, die allein essen kommen, fühlen sich bei mir nicht einsam, weil ich mich persönlich um sie kümmere und mich, wenn Zeit vorhanden ist, sogar zu ihnen setze, um ihnen Ansprache zu geben. Bei Bedarf biete ich auch Cateringservice an. Meine Frau und ich arbeiten sieben Tage die Woche im Betrieb.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Mein ganzes Team wird in die Problemlösung mit einbezogen. Prinzipiell finde ich, daß man alles lösen kann - entweder braucht man dazu mehr Zeit oder mehr Engagement.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Der Chef muß einfach vor Ort sein, somit war die Entscheidung, die anderen beiden Betriebe wieder aufzugeben, recht klug, weil ich meine ganze Energie jetzt in dieses eine Lokal investieren kann.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Originalität. Verstärkt möchte ich dieses Lokal mit meinem Namen verbunden wissen, deshalb forciere ich den Namen Streuhofers Landgasthaus. Beim Kreieren von neuen Speisen setze ich ebenfalls vermehrt auf originelle Ideen. Freilich lasse ich mich auch von außen inspirieren, beim Endprodukt ist jedoch wieder meine Handschrift zu erkennen.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ja, das war mein Küchenchef, Herr Rusizka, in meinem Lehrbetrieb, der Rauchkuchl im 15. Bezirk in Wien. Ihn habe ich bewundert, und er hat mich sehr gefordert. Er war in der Früh der erste im Betrieb und immer gut gelaunt. Von ihm habe ich auch meine Wißbegierde.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Mit Stolz kann ich sagen, daß mich kein Betrieb gehen lassen wollte. Heute habe ich das Gefühl, daß mich mein gesamtes Umfeld - privat wie beruflich - schätzt.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Als jemand, der immer wieder neue Ideen umsetzt und nie wirklich zufrieden ist. Stillstand würde für mich Rückschritt bedeuten.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich sehe uns als große Familie und versuche, nicht allzu viel Hierarchie aufkommen zu lassen. Meine Crew sehe ich als Körper - mit mir als Kopf allein könnte der Betrieb nicht existieren.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Großteils nach Gefühl und Sympathie. Gerade im Service lege ich größten Wert auf Freundlichkeit. Auf das Zeugnis schaue ich wenig, denn alles, was jemand nicht kann, kann er ja bei mir lernen. Man muß jedem eine Chance geben, und selbst ich als Chef lerne nie aus.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich binde meine Mitarbeiter in die Ideenfindung und generell in Entscheidung ein. Ab und zu unternehmen wir etwas gemeinsam, und ich sage ihnen, daß sie für den Betrieb wichtig sind. Genauso hören sie aber auch, wenn etwas nicht funktioniert hat. Ich möchte, daß über alles gesprochen wird, und wenn ich gefragt werde, so begründe ich auch meine Entscheidungen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Unser Privatleben spielt sich großteils hier im Betrieb ab. Mein Beruf ist auch mein Hobby, meine Frau hat das akzeptiert und zieht mit mir an einem Strang.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Ich besuche regelmäßig Weiterbildungskurse, wie etwa einen Sommelier- oder Managementlehrgang.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Wir müssen wieder lernen, miteinander zu kommunizieren. Ich habe das Gefühl, daß sich die Menschheit auseinanderlebt. Es ist traurig, daß man oft den eigenen Nachbarn nicht mehr kennt. Man sollte lernen, die Menschen zu akzeptieren. Jeder sollte bei sich anfangen, etwas zu verändern - dann ändert sich auf längere Sicht die Menschheit.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte dieses Lokal hier wieder dorthin führen, wo es vor dreißig Jahren war: zum Mittelpunkt des Waldviertels.
Ihr Lebensmotto?
Versuchen, ein guter Mensch zu sein.