Zum Erfolg von Georg Karl Golser
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Unsere Gesellschaft definiert Erfolg oft über das, was wir haben und nicht über das, was wir sind. Diese Einstellung teile ich nicht. Erfolg bedeutet für mich nicht, an einer Produktion mitzuwirken, die möglichst viel Gage bringt, sondern an einer, die mich künstlerisch und stimmlich weiterbringt. Wenn ich mich gesanglich ständig weiterentwickle und gleichzeitig den Frieden in meinem Herzen bewahre, bin ich erfolgreich. Selbstverständlich ist auch ein glückliches Familienleben Bestandteil des Erfolges.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Der entscheidende Punkt war sicherlich, das Medizinstudium abzubrechen und dem Ruf meines Herzens zu folgen, um mein Leben der Musik zu widmen. Das war zwar zu Beginn auch in finanzieller Hinsicht nicht ganz einfach, aber meine Frau hat mich großartig unterstützt. Das war die wichtigste Entscheidung meines Lebens, die ich auch noch keine Sekunde bereut habe. Nicht zuletzt haben auch die vielen Menschen, die an mich glaubten, zu meinem Erfolg beigetragen.Wie begegnen Sie den Herausforderungen des beruflichen Alltags? Meine persönlichen Stärken als Sänger sind Geduld und Ausdauer. Ich kann auch sehr gut mit Menschen umgehen, was mir wiederum bei meiner Lehrtätigkeit zugute kommt. Mit diesem Rüstzeug meistere ich die Herausforderungen des beruflichen Alltages recht gut.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Vater und mein Onkel, der Volksliedsänger Norbert Hauer, haben mich in meiner Jugend stark geprägt und meine Liebe zur Musik geweckt. Während meiner Ausbildung waren Gundula Janowitz und Stephen Delaney ganz wichtige Persönlichkeiten, die mich als Sänger formten.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Kommt man als junger Sänger mit einem Diplom von der Hochschule, so ist das zwar ein persönlicher Erfolg, weil einem gewisse Fähigkeiten bescheinigt wurden. Aber man hat keinerlei Erfahrung, wie man aus diesen Fähigkeiten eine berufliche Karriere aufbauen kann. Viele Sänger übernehmen zum Beispiel viel zu früh bestimmte Charakterrollen, für die sie noch gar nicht reif sind, einfach weil sie Geld verdienen müssen. Dann kann es passieren, daß sie mit 40 Jahren stimmlich kaputt und ausgebrannt sind. Hier die richtigen Entscheidungen zu treffen, welche Rollen man annimmt oder nicht, ist recht schwierig. Trotzdem muß man als junger Sänger Erfahrungen sammeln, um in weiterer Folge Engagements zu bekommen. Eine gute Möglichkeit dazu ist es, für andere Kollegen im Krankheitsfall einzuspringen. Erschwert wird die Situation zusätzlich durch den Umstand, daß heute sehr viele Sänger aus dem Ausland, speziell aus dem Osten, engagiert werden. Dadurch sinkt einerseits das Niveau der Gagen, andererseits gibt es für junge österreichische Sänger immer weniger Möglichkeiten, auf dem heimischen Sängermarkt Fuß zu fassen. Ein hohes Maß an Flexibilität und die Bereitschaft, ins Ausland zu gehen, ist also als Grundvoraussetzung in diesem Beruf unbedingt mitzubringen.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Man muß sich in diesem Beruf eine dicke Haut, einen Schutzschild zulegen, denn es gibt sehr viel Neid. Darum höre ich nur auf Menschen, die gut zu mir sind und die mich weitergebracht haben.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Habt Geduld und laßt euch kein Korsett aufzwingen. Seid euch am Anfang nicht zu gut, auch kleinere Rollen anzunehmen und Klinkenputzen zu gehen. Der Erfolg kommt nicht von allein, man muß etwas dazu tun. Wichtig ist es auch, gut organisiert zu sein, eine ordentliche Sängermappe und Demos zu haben. Vor allem aber darf man diesen Beruf nicht ergreifen, um viel Geld zu verdienen - vielmehr muß ein innerer Drang einen geradezu dazu zwingen. Singen ist eben auch Berufung, nicht nur Beruf.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte mich als Sänger weiterentwickeln und in jedem Fall weiterhin meine Lehrtätigkeit ausüben. Wenn sich diese beruflichen Ziele wie bisher mit meinem Familienleben vereinbaren lassen, bin ich schon sehr glücklich. Mein nächstes, unmittelbares Ziel ist die Rolle des Escamillo in Carmen, für die ich in Frankreich engagiert bin, weiters möchte ich den Papageno in Mozarts Zauberflöte bald in Wien singen können.
Ihr Lebensmotto?
Lebe deinen Traum!