Zur Karriere von Birgit Sarata-Rajer
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Schon mit vier Jahren wollte ich Sängerin werden, da ich damals schon gerne nachsang, was ich im Radio hörte. Mit sechs Jahren erhielt ich zu Weihnachten meinen ersten Flügel und damit auch Klavierunterricht. Ich wuchs aus familiären Gründen bei meiner Großmutter auf, die sehr darauf achtete, daß ich auch regelmäßig übte. Ich bin ihr heute sehr dankbar dafür, daß sie auch während meiner Trotzphase mit zehn bis zwölf Jahren nicht locker ließ. Ich besuchte die Privatschule der Ursulinerinnen und wurde dort jedes Mal, wenn es ums Singen ging, eingeteilt. Mit 13 wollte ich Gesang studieren, doch riet mir mein Musiklehrer in der Stimmbruchphase davon ab. Mit 16 Jahren meldete ich mich selbst im Konservatorium der Stadt Wien, das gleich neben der Schule war, an. Der Direktor war sowohl von meinem Willen als auch von meiner Stimme so sehr beeindruckt, daß er mich tatsächlich zur Aufnahmsprüfung zuließ. Nach drei Probemonaten bestand ich dann mit einem Schubert-Lied die reguläre Aufnahme. Neben der Ausbildung im Konservatorium besuchte ich aber weiterhin die Schule bis zur Matura. Ich hatte jedenfalls nur den Wunsch im Kopf, so schnell wie möglich fertig zu werden, um raschest auf die Bühne zu kommen. Ich kam in der Folge zur Kammersängerin Esther Rethy, die für mich zu einem ganz großen Vorbild wurde. Sie war eine Grande Dame des Gesangs, die von Bruno Walter entdeckt worden war und von Knappertsbusch bis Karajan unter allen großen Dirigenten sang. Ihr verdanke ich, daß ich an die Akademie kam, wo ich eine umfassende musikalische Ausbildung erhielt, was ich für sehr wichtig halte. In meiner Ausbildungszeit begegnete ich übrigens auch schon dem jetzigen Direktor der Wiener Staatsoper, der auch ein sehr talentierter Sänger war. Ich begann sehr jung im Chor der Volksoper mitzusingen, wo ich sehr viel Erfahrung sammeln und auch etwas Taschengeld verdienen konnte. Ich nutzte dabei jede Gelegenheit, etwas zu lernen, indem ich sehr viel bei der Bühne spionierte. Ich wollte eigentlich für die Opernklasse inskribieren, doch wollte man mich dort aus Altersgründen noch warten lassen, so wurde ich schon gleich nach meinem ersten Vorsingen in Salzburg als erste Sängerin engagiert. Ich hatte in der Folge eine ganze Reihe von Sensationserfolgen in den verschiedensten Opernrollen. Ich inskribierte jedoch nebenbei nochmals im Konservatorium, um Lied und Oratorium zu studieren. Ich hatte übrigens niemals Stimmbänderprobleme, weil ich eine so gute und ausführliche Ausbildung genossen und dadurch eine entsprechende Technik hatte. Ich studierte bei Prof. Skrivanek, der sehr streng war, wofür ich ihm aber heute sehr dankbar bin. Ich ging dann nach Deutschland, wo ich meinen ersten Mann kennenlernte, der sehr vermögend war und mich umsorgte. Da ich dann lange Auslandsösterreicherin war, bin ich in meiner Heimat, im Unterschied zum Ausland, gar nicht so sehr als Sängerin bekannt. 1981 wurde meine Ehe geschieden, zu einer Zeit, da ich gleichzeitig an fünf Theatern Verträge zu erfüllen hatte. Alles in allem war es eine sehr schöne Zeit, in der ich auch wirklich frei von allen Sorgen war. Als ich meinen zweiten Mann, Generalkonsul KR Kurt Konrad Rajer heiratete, wollte ich diese Ehe nicht aufs Spiel setzen und mich von der Bühne zurückziehen, um mich mehr auf Konzerte zu konzentrieren. Allerdings erhielt ich dann auch zahllose Engagements, bis ich 1993 zum ersten Mal das Angebot erhielt, auf einem Schiff zu singen. Diese Karriere dauerte dann etwa fünf Jahre, während der ich jeweils als Stargast auf deutschen Schiffen auftrat (insbesondere etwa 40 Mal auf der MS Europa, dem besten Schiff der Welt). Nach dem Tod meines Mannes 1998 zog ich mich zurück und wollte eigentlich nur mehr in Wien leben. Ich übernahm zunächst die Firma meines Mannes. Sobald ich meine Arbeit dort abgeschlossen hatte, suchte ich nach einer Alternative. Es war dann die Idee eines Freundes, mich beim Wiener Rathaus für die Koordination touristischer Aktivitäten zu bewerben. Meine Vorschläge schlugen dort sofort ein, und ich habe hier vollkommen freie Hand bei der Organisation der Events, die mir anvertraut werden. Dabei achte ich auch immer darauf, daß alle Künstler, die ich engagiere, entsprechend honoriert werden.