Zum Erfolg von Michael Hubenstorf
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich nicht unbedingt nur das Erreichen von geplanten Zielen. Viele Dinge haben sich bei mir einfach entwickelt. Erfolg heißt für mich persönlich, zu bewirken, daß Menschen die Medizingeschichte als wichtig und nützlich ansehen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Es hört sich so an, als hätte ich immer schon Erfolg gehabt, ich bin also gewissermaßen daran gewöhnt, wobei es Phasen gab, die sich auch anders hätten entwickeln können. Wenn man bedenkt, daß es in Österreich nur eine einzige Stelle wie die meine gibt, dann war es relativ unwahrscheinlich, daß ich diese auch erreichen könnte. So gesehen kann ich sagen, daß ich erfolgreich bin. Ich denke auch, daß es mir gelungen ist, das Interesse an der Medizingeschichte zu wecken, und in diesem Sinne bin ich wohl auch erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich mich, was bei Medizinern ja nicht immer der Fall ist, immer auch für kulturelle und philosophische Belange interessiert und zwar in einem Ausmaß, daß ich mich an entsprechenden Fachdiskussionen beteiligen konnte. Ich denke, daß ich die Fähigkeit besitze, komplizierte Zusammenhänge in leicht faßbare Formeln zu bringen, und dies hat wohl auch zu meinem Erfolg beigetragen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Im Grunde genommen fühlte ich mich schon in der Schule erfolgreich, spätestens als ich mit Auszeichnung maturierte.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Abgesehen von Prof. Baader, dessen Impuls, nach Berlin zu gehen, für mich sehr wesentlich war, gibt es auch noch Univ.-Prof. Jürgen Pelikan, ein Medizinsoziologe in Wien, der mich bereits in meiner Studienzeit förderte. Er war es, der mich lehrte, Projekte zu organisieren, obwohl ich damals noch gar nicht daran dachte, daß ich dieses Wissen eines Tages brauchen würde. Schließlich muß ich hier auch Prof. Hans Tuppy nennen, von dem ich lernte, wissenschaftliche Diskussionen zu führen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung erfuhr ich sicher auf verschiedenen Stufen. Eine besondere Form der Anerkennung ist die Tatsache, daß fast alle meine wissenschaftlichen Arbeiten auf Aufträgen beruhen, was eher ungewöhnlich ist. Eine Anerkennung war auch die Frage eines Professors, weshalb ich, der ich schon so viel publiziert habe, mich noch nicht habilitiert hätte. Ich bin daran beteiligt, daß dieses Fach von früher sehr eingeschränkten Fragestellungen zu einer breiten Sozial- und Gesellschaftsgeschichte der Medizin verändert wurde, und dafür gab es dann eines Tages auch - eher informell, aber doch - Anerkennung.Welche sind die Stärken Ihres Instituts? Wir sind eine sehr traditionsreiche Institution und haben die älteste medizinwissenschaftliche Professur Europas. Wir verfügen über eine grandiose Bibliothek und Sammlung, die mit keiner anderen zu vergleichen ist. Es gibt einige Bereiche, in denen wir besonders stark sind, dazu gehören insbesondere die Medizingeschichte ab 1945, sowie die Psychiatrie- und Krankenhausgeschichte.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
In den mir hoffentlich noch verbleibenden Jahren bis 65 möchte ich noch ein paar grundlegende Bücher veröffentlichen. Weiters ist es mein Ziel, noch ein paar Forschungsprojekte an unser Institut holen. Schließlich möchten wir eine Community, die sich regelmäßig mich medizinhistorischen Themen befaßt, ins Leben rufen.